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— 498 — Mittagsstunden ein Gewitter zusammenzog, das gefährlich zu werden drohte. Wie bei Hagelwetter hingen die Wolken tief herab, Himmel und Erde in Ein beängstigende« Schwarz grau hüllend. Gegen 7 Uhr aber brach plötzlich ein orkanartiger Sturm los, der, so großartig er indeß auch auf trat, so viel Ziegel, Schornsteine, Bäume und Kormfeimen er zerbrochen oder zerzaust haben mag, doch die Gewitter nach verschiedenen Gegenden zertheilte, so daß weder von hier noch aus der Umgegend von Gewitterschaden berichtet wird, den man sicher zu erwarten gehabt hätte, wären die verderben schwängern Wolken concentrirt geblieben. Wie aus dem nachstehenden Artikel hervorgeht, hat in Frauen stein ein Blitzschlag gezündet und 3 Häuser in Asche gelegt. Frauenstein, 30. Juli. Nachdem gestern Abend in der 7. Stunde ein orkanähnlicher Sturm, dichte Staub wolken vor sich herfegend, über unsere Stadt gebraust und sich ein Gewitter mit Regen und einzelnen Schloßen, ohne besonderen Schaden zu verursachen, entladen hatte, kam gegen r/»9 Uhr von Südwesten her ein zweites Gewitter, das für unsere Stadt leicht wieder noch traurigere Folgen hätte haben können, als sie ohnedieß dadurch entstanden. Ein Blitz schlug im nieder» Theile vor dem böhmischen Thore (sog. Reichenauer Gasse) in das Haus des Bergmanns Grohmann, zündete und legte dieses, sowie das Jäkel'sche und Schramm'sche, gänzlich in Asche. Fast ein Wunder ist es zu nennen, daß man hier, bei der äußerst gefährlichen Bauart der Häuser und dem schwierigen Terrain, des Feuers Herr ward, zumal Wassermangel eintrat und man mit Jauche zu löschen ge- nölhigt war. Aber die Thätigkeit und Hülfe war so uner schrocken und aushaltend, als schnell, selbst Frauen und Mädchen der höheren Stände halfen wacker mit in den Wasserreihen und beim Räumen. Unsere wackeren Löschmann schaften konnten somit den, 1869 verschont gebliebenen Stadt- theil mit den dortigen Scheunen retten. Die Spritzen der Nachbarorte waren erschienen und angestrengt thätig, und gegen 2 Uhr Nachts war jede Gefahr vorüber. Die armen Brand-Calamitosen sind um so mehr zu be klagen, als sie sehr niedrig in der Immobiliarversicherung stehen, das Mobiliar aber sämmtlich unversichert war; auch ist ihnen sämmtliches bereits eingebrachtes Heu mit verbrannt. Möge sich ihrer die nimmer aufhörende Liebe erbarmen! Leider ist der hiesige, beim Löschen thätige Bäckermeister Mertzsching durch einen stürzenden Balken am Schenkel schwer verletzt worden. * Altenberg, den 30. Juli. Ganz unerwartet, wie ein Blitz aus Hellem Himmel, kam am Montag in der Mittags stunde ei» Gewitter, das sich nur in 2 oder 3 Schlägen entlud und sich wieder verzog. Bald kam die Kunde hierher, daß bei demselben der Blitz in Böhmisch-Zinnwald ein Haus eingeäschert, eine Frau ganz betäubt und eine Ziege erschlagen habe. — Wie es scheint, haben jetzt die Gewitter auf das Gebirge und Altenberg ihr Absehen gerichtet. Am gestrigen Abend, nachdem wir einen höchst schwülen Tag er lebt, thürmte sich am westlichen Horizonte, der schauerlich schwarz aussah, ein Gewitter auf, das höchst verderblich zu werden drohte. Ein heftiger Sturm tobte dabei und zertheilte das Gewölk etwas; gleichwohl erfolgte Blitz auf Blitz mit schweren Donnerschlägen, bei heftigem Regen. Die ganze Nacht hindurch war starkes Wetterleuchten, der Himmel wie ein Feuermeer. Am Morgen kam ein neues Gewitter, und hierbei schlug der Blitz in das, dem Bergmann Höhnet auf der Neustadt gehörige Haus, ungefähr 150 Schritt entfernt von dem, kürzlichst durch Blitz eingeäscherten Hause. Eine sonderbare Richtung hat hier der Blitz genommen: von hinten ist derselbe durch das Stubenkämmerchen gedrungen, von da in Höhnel's Wohnstube durch die Wand neben der Wanduhr gefahren, hat die messingenen Ketten an den Gewichten der selben in viele Stücken zerrissen und schwarz gefärbt, und ist neben dem Ofen durch die Wand in die Hausflur gefahren. Sonderbar: die 6 in der kleinen Stube anwesenden Personen sind mit dem bloßen Schreck unversehrt davon gekommen. Dresden. Unser Kronprinz mit Gemahlin, sowie Prinz Georg, werden am 2. Augst von Metz nach Dresden zurückkehren und am 4. August nach Wien zum Besuch der Weltausstellung reisen. — Die Borfälle in Lausig! unterliegen einer kriegs gerichtlichen Untersuchung. Das Stadtcommando ist dem Rittmeister v. Henning übertragen, Prem.-Lieut. BorSdorf ist mit der provisorischen Führung der Escadron v. Schwane wede'« betraut worden. Berlin. Die eine Zeitlang ins Stocken gerathenen Verhandlungen zwischen Deutschland und Italien zur Gewinnung einer gemeinsamen Actionsgrundlage in dem Kampfe gegen den UltramontanismuS haben jetzt einen raschen und günstigen Verlauf genommen. Auch die Schweiz hat Schritte qethan, im engen Anschluß an diese beiden Mächte ihrerseits den Kampf gegen Rom weiter zu führen. Nur Oesterreich hält sich ganz und gar zurück. — Die deutschen Truppen verlassen nach und nach die noch occupirten Landestheile Frankreichs; in Berlin werden die Truppen des 2. (pommerschen) Armeecorps, die Tapfern von Gravelotte und Champigny, nachdem sie 3 Jahre in Feindesland ausgeharrt haben, feierlich empfangen werden. — Da auf den Räumungsmärschen zahlreiche Er krankungen und Todesfälle in Folge der Hitze eintraten, so sind, soweit es irgend thunlich, Nachtmärsche angeordnet worden. Von den bairischen Truppen, welche am 23. Juli von Möziöres und Gravelotte abrückten und Mittags in Sedan eintreffen sollten (22 Kilometer — 3 Meilen), sind 11 Mann am Sonnenstich gestorben und 42 mußten in Sedan im Hospital bleiben. Ems. Hier fand am 24. Juli die Grundsteinlegung des Denkmals statt, welches Bürger der Stadt EmS eines- theils dem Andenken der im letzten Feldzuge gefallenen vier Emser Krieger, anderntheils der Erinnerung an die welt geschichtliche Scene des Kriegsdramas, welche hier gespielt hat, zu setzen gedenken. In Form einer mit einem Adler gekrönten Pyramide wird dasselbe sich auf der ersten Fels kuppe der steil über Ems emporragenden Bäderley erheben. Der Kaiser hat genehmigt, daß sein Brustbild im Relief an der der Stadt zugewandten Seite angebracht werde. Metz. Zu der am 31. Juli hier stattfindenden feierlichen Enthüllung des Denkmals, welches das 12. königl. sächsische Armeecorps seinen, im letzten Kriege bei St. Privat gefallenen Angehörigen errichtet hat, werden der Kronprinz und Prinz Georg von Sachsen hier eintreffen. Am 30. wird per Eisenbahn ein Bataillon des königl. sächs. Jnfanterie- Regts. Nr. 105 mit der Regimentsmusik von «Straßburg, sowie von den übrigen Regimentern des 12. Armeecorps eine zahlreiche Deputation, etwa 100 Offiziere und 200 Mann schaften umfassend, aus Sachsen hier eintreffen. Spanien. Die gegenwärtige conservativ-republikanische Regierung in Madrid giebt sich die erdenklichste Mühe, der traurigen Lage Spaniens eine bessere Wendung zu geben und der öffentlichen Meinung wieder einiges Vertrauen in das Fortbestehen der trans-pyrenäischen Republik einzuflößen. Man hofft, daß die aufgewiegelten Provinzen bald wieder zur Ordnung zurückkehren und daß die Disciplin in der Armee bald wieder hergestellt sein werde. — Die von den Insurgenten besetzten Städte Valencia und Sevilla werden von den Regierungstruppen bombardirt. — Die vom deutschen Reiche nach Spanien gesendete Panzerfregatte „Friedrich Karl," die den dort lebenden Deut schen nöthigen Falles Schutz gewähren sollte, hat einen, den Insurgenten gehörigen Dampfer „Vigilante" weggenommen, der nach Almeria segeln wollte, um dort die Proklamirung eines besonderen Kantons zu versuchen.