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15. Juli 1873. Amts-Matt für die HenPts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Vemnlworttichrr Nrd«rtk«r: Carl Ichne in DippnldinwNIdr. - - —— Nr. 34 Dienstag Wei^erih-Aettung. Dieses Blatt erschcinl wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 14. Juli. Gestern vor 8 Tagen, den 6. Juli, sind Herr Oberbergrath v. Cotta und Herr Professor Neische aus Freiberg hier gewesen und haben an diesem Tage, sowie am Montage darauf, eine Local- besichtigung am Steinborn vorgenommen, um auf Grund der über die Gebirgsbildung genommenen Anschauun gen ihr Gutachten über die Ursachen des am Steinborn be obachteten Wasserabganges, sowie über die Mittel, den selben zu beseitigen, abzugeben. Zwar ist dies Gutachten noch nicht abgefaßt und wird voraussichtlich unter 14 Tagen bis 3 Wochen kaum an den Stadtrath abgegeben werden können; doch ist aus den mündlichen Aeußerungen der ge nannten Sachverständigen so viel mit Sicherheit abzunehmen gewesen, daß ernstere Gefahren für unsere Hauptwasserquelle nicht zu befürchten sind und die Sicherung des uns uöthigen Wasserquantums ohne bedeutenden Aufwand möglich sein wird. — Gern hätten wir über diese, die Bewohnerschaft von Dippoldiswalde aufs Ernsteste interessirende Angelegen heit sofort berichtet, doch haben wir zufällig erst vor 2 Tagen von obiger Besichtigung gehört. Es dürfte sicher dem all gemeinen Interesse besser entsprechen, wenn Vorkommnisse, die für das Gemeindeleben so wichtig sind, dem Vertreter der Presse mitgetheilt wiirden, um ihm so Gelegenheit zu bieten, seiner Aufgabe vollkommener und schneller zu ge nügen, als es ohne Mittheilungen eben möglich ist. — Am vorigen Freitage wurden wir recht lebhaft an die Jahre 66, 70 und 71 mit ihren militärischen Durch zügen und Einquartirungen erinnert. Von Freiberg nach Reichenberg bei Moritzburg durchgehend, kamen Nachmittags 1 Uhr, bei einer Temperatur von 23° U. im Schatten, 4 Batterien der 2. Abtheilung des Feldartillerieregiments Nr. 12 in unsere Stadt, rasteten hier und marschirten Sonn abend früh '/,7 Uhr weiter. 9 Offiziere, 240 Mann und 134 Pferde waren bei uns einquartirt, während 1 Batterie in Oberhäslich lag. Da der in der Nacht vorher gefallene Regen den massenhaften Staub noch nicht gelöscht hatte, so sahen Menschen und Pferde wie gepudert aus, und es hat manches neuen Schweißtropfens bedurft, um Alles wieder so blank herzustellen, als es beim Ausmarsch erschien. Uebrigens begreifen wir nicht, warum bei derartiger Hitze nicht in den frühesten Morgenstunden, etwa von 3 Uhr an, marschirt und dann gerastet wird. — Die schweren Gewitter, die in der Mitternachts stunde zum Sonntag auch über unsere Stadt und Umgegend zogen, haben den größten Schaden in Lungkwitz bei Kreischa gethan. Dort schlug der Blitz in den, dem Stifte Lungkwitz gehörigen Schäfstall, in dessen oberen Räumen bereits viel Heu aufbewahrt lag. Bei der Schnelligkeit, mit welcher das Feuer in dem mit leichter Dachung versehenen Gebäude wüthete, war es der angestrengtesten Thätigkeit der Helfenden nur möglich, circa 100 Stück Schafe zu retten, während circa 300 in den Flammen umkommen mußten. Auch die an den Schafstall angebaute Scheune, welche 600 bis 700 Centner Heu und circa 80 Centner Stroh enthielt, wurde den Flammen zum Opfer. Das dem Herrn Oeco- nomierath Bering gehörige Schafvieh war versichert. * Altenberg, den 13. Juli. Eine schauerliche Nacht liegt hinter uns. Gegen 12 Uhr zog sich, bei ganz schwarzem Himmel, ein Gewitter, Unheil drohend, über uns zusammen. Anhaltende Blitze durchzuckten den nächtlichen Himmel, denen schwere Donnerschläge folgten. Kurze Zeit darauf ertönte der schreckliche Ruf: Feuer! Es brannte in einem hölzernen, dem Bergmann Zipser zugehörigen Häuschen, der Flemming- schen Schankwirthschaft gegenüber. An Rettung des Häuschens war nicht zu denken, und die Löschmannschaft, die alles Lob verdient, mußte nur bedacht sein, das Feuer auf die Brandstätte zu beschränken. Dem Hauswirthe ist fast Alles verbrannt und einer bejahrten Wittwe, Mitbewohnerin des Hauses, ihr ganzes Brennholz, das sie sich selbst auf Jahre hereingetragen hatte. Zu gleicher Zeit gewahrte man auf unseren Höhen 5 Feuersäulen aufsteigen. Wo, ist noch nicht bekannt. — Noch einen bedauernSwerthen Fall haben wir im Laufe der vergangenen Woche erlebt. Unser Galgenteich hat wieder ein Opfer verlangt. Der Dienstknecht Schückel auf dem Büttnerschen Vorwerk, dessen Frau in Schellerhau vom Semmelhandel lebt, hat sich in dem Teiche ertränkt. Beim Klötzerfahren hatte er sich 2 Finger zerquetscht. Sein Dienst herr hatte sich seiner angenommen und ihm ärztliche Pflege angedeihen lassen. Gegen Bekannte hat er sich nun dahin geäußert: „Ick nütze nun einmal nichts mehr zur Arbeit, ich nehme mir das Leben!" Darauf vermißte man ihn, suchte allerwegen, fand ihn aber nicht. Endlich gewahrte man im großen Galgenteiche den obersten Theil von Schückel'S Kopfe, und mehrfachen Anstrengungen gelang eS, ihn herüber auf den Damm zu bringen. Schückel war im Ganzen ein guter Dienst« bote; nur überließ er sich öfters dem Trünke. Dresden. Vom 7. bis 11. Juli sind in Dresden 2 Choleraerkrankungen, darunter eine mit tödtlichem Aus gange (ein Arbeiter im Stadtkrankenhause), vorgekommen; im Ganzen also 4 Fälle. — Im Gerichtsamtsbezirk Dresden, also in den umliegenden Dörfern, hoben die Erkrankungsfälle leider an innerer Ausdehnung zugenommen, denn eS sind in letztverflossner Woche 85 neue Erkrankungsfälle, darunter bis jetzt 26 mit tödtlichem Ausgange, zur Anmeldung gekommen. Außerdem sind noch im Gerichtsamtsbezirk Döhlen aus dem Dorfe Oberpesterwitz 3 Fälle, von denen einer tödtlich, zur