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- — Freitag. Nr. 47. 20. Juni 1873. Weißerik-Zeitung. Amts-Ijkatt Mr die Kerichts-Femter und StadtrSth« W Dippoldiswalde und Krammstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen dnrch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljährlich 18 Agr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit t Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschichte. * Dippoldiswalde. Die am vorigen Sonntage in der Kirche zu Reichstädt abgehaltene Feier für innere Mission erfreute sich einer sehr zahlreichen Theilnahme und wird, wie zu hoffen steht, für die Theilnahme an der Arbeit der inneren Mission überhaupt wol manches Herz erwärmt und gewonnen haben. Die von k.Blüher in Dorfhain gehaltene Predigt (über Matth. 9, 35—38) behandelte die innere Mission als die Arbeit der freien christlichen Liebe und stellte diese Arbeit dar als Heilandsarbeit, als Hirtenarbeit und als Erntearbeit. Vornehmlich fesselte der von Prediger Hickmann, dem Secretär des sächsischen Hauptvereins für innere Mission, gehaltene Bericht, der in frischen, zum Theil aus eigener Erfahrung genommenen Bildern die Arbeit der inneren Mission schilderte und ihren Segen für Alle, die an sie Hand anlegen, wie für Alle, in deren Interesse sie getrieben wird, erfahrens- und erstrebenswerth erscheinen ließ. Die am Schluß des Gottes dienstes gesainmelte Kollekte betrug 9 Thaler. — Es sollen nun noch an andern Orten unserer Umgegend (s. die kirchlichen Nachrichten für nächsten Sonntag) solche kirchliche Feiern stattfinden, um für die innere Mission Verstänvniß und Theil nahme zu erwecken, ehe die beabsichtigte Gründung eines Kreisvereins für innere Mission hier eingeleitet wird. Möchte das Interesse daran in immer größerem Maße der guten Sache sich zuwenden'. — Am Dienstag Abend gegen */s9 Uhr wurde bei uns eine, von Süden nach Norden gehende Feuerkugel von ziemlichen Umfange, welche während ihres fast horizontalen Laufes sich in 4—5 kleinere sternförmige theilte, beobachtet. Sie hinterließ auf ihrer Bahn einen langen silberweißen Lichtstreifen, der noch sehr lange nachher sichtbar blieb. — Die letzten warmen Tage haben unserer Kalt wasser-Badeanstalt zahlreiche Besucher zugeführt. Möge das Unternehmen, um das uns manche größere Stadt be neiden wird, ferner recht häufig benutzt werden! — Heute wurde uns ein (im Redactions-Locale zu be sichtigender), auf dem Felde bei der sogen. Wätzelmühle ge standener Kornhalm gebracht, der von der Fruchtbarkeit des heurigen Jahres ein schönes Zeugniß giebt: bei enormer Stärke hat er die respectable Länge von 2,i» Meter (4 Ellen 9 Zoll). Altenberg, den 18. Juni. Nachdem die Gewitter, die befruchtend für das Erdreich eingewirkt, schadlos an unfern Bergen vorübergezogen, erfreuen wir uns wunderschöner Tage, die unsere Berge zu einem Teppiche umschaffen und insbesondere dem Graswuchs beförderlich sind. Das Gras muß an vielen Orten abgehauen werden, damit eS nicht in Fäulniß geräth. Bei Andauer dieser Witterung darf man sich wohl der Hoffnung hingeben, daß die enorm hoch stehenden Butterpreise sinken werden. — Mehrfache Veränderungen sind bei unserm Gerichts amt geschehen. Herr Gerichtsamtmann Bauer ist als Be- zirkSgerichtsrath nach Freiberg gekommen und für denselben ist Herr Gerichtsamtsassessor Große aus Colbitz eingetreteü^ Herr Referendar König wurde nach Moritzburg in gleicher. Eigenschaft versetzt und an dessen Stelle ist HerrHilfsreferendar Jäger aus Großenhain eingetreten. — Auch an der Schul«! sind Veränderungen vorgekommen. Der bejahrte Herr Rector Trommler hat sich emeritiren lassen und für denselben wird Herr Bürgerschullehrer Förster das Rectorat übernehmen und Anfang Juli in seine Function eingewiesen werden. Der 3. Lehrer, Herr Thiele, ist nach Frankenberg abgegangen und dessen Stelle dem 4. Lehrer, Herrn Zscheuschler, übertragen worden. /X Glashütte, den 16. Juni. Freudig erregt, wie es seit den Sieges- und Friedensfesten der vergangenen großen Jahre nicht dagewesen, trat unser Städtchen den gestrigen Tag an, an welchem der hiesige Verein ehrenvoll ver abschiedeter Militärs seine neuangeschaffte schöne Fahne einweihen wollte. Bange Befürchtungen erregte allerdings das trübe Wetter und der seit dem Abend vorher reichlich fließende Regen; aber unverdrossen regten sich alle Hände, um den Häusern den festlichen Schmuck der Ranken und Kränze anzulegen und Flaggen auszuhängen. Mittlerweile' hellte sich der Himmel auf, und noch am Vormittage brachte der Helle Sonnenschein wieder neue Zuversicht in die Gemüther. Gegen Mittag sammelte sich ein stattlicher Zug von 10 be rittenen Mitgliedern des Militärvereins, die in altgewohnter Reiterlust den Festzug eröffnen wollten. Die erbetenen Gäste des sestgebenden Vereins, die Deputationen der Militärvereine von Altenberg, Bärenstein, Dippoldiswalde, Lauenstein, Lieb stadt und Schmiedeberg trafen nach und nach, theilweise in achtunggebietender Stärke und mit ihren schönen Fahnen ein, und wurden am Gasthof zur „Stadt Dresden," den der neue Besitzer, Kamerad Strohbach, auf das Festlichste geschmückt hatte, mit Musik und kurzer Ansprache empfangen. Kurz nach 2 Uhr sammelten und ordneten sich die zur Theilnahme an dem Feste geladenen Vereine, die Schützengesellschaft, die freiwillige Feuerwehr, die beiden Männergesangvereine und der Turnverein. Nachdem sie sich zum Zuge geordnet hatten, marschirten sie, das Schützencorps vornweg, nach dem Gast hof zur „Stadt Dresden" ab. Nur die Feuerwehr blieb zurück, um den aus dem Markte vorgesehenen Festplatz vom Publikum freizuhalten. Unten am Gasthofe angelangt, ordnete sich der Zug so, daß das Schützencorps den rechten Flügel bildete. Ihm schloß sich der Zug der Fest-Jungfrauen an. Hierauf folgten die Ehrengäste, der Hr. Ortsgeistliche und der Stadtgememderath,