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, Dienstag. Rr. 31. 22. April 1873. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blalt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dresden. Die Wollmärkte in Sachsen werden ge halten: am 9. Juni in Reichenbach, am 11. Juni in Bautzen, am 12. Juni in Dresden, am 13. und 14. Juni in Leipzig. — Seit Neujahr erscheint alle Monate ein „Postblatt," als Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger, welches eine Zusammenstellung der neuesten Verordnungen und Bekannt machungen über die Benutzung der Post durch das Publikum, sowie eine Uebersicht der Partosätze für die frankirten Briefe, Drucksachen, Waarenproben re. nach dem In- und Auslände enthält. Es dürfte dem correspondirenden Publikum erwünscht sein, allmonatlich eine richtige Uebersicht der Portosätze erhalten zu können. Jede Nummer des Poslblattes ist einzeln für 2*/s Ngr. bei den Postanstalten zu haben. — Die Publikation des sächs. Volksschulgesetzes wird in den liberalen Kreisen in und außerhalb Sachsens durchweg verurtheilt. Die Wiener „Neue Freie Presse" be zeichnet den Beschluß der Regierung als einen Saltomortale ins reaktionäre Lager und eine empfindliche Trübung der Harmonie zwischen Regierung und Volksvertretung, während die „Deutsche Allgem. Ztg." darin ein Zurück drängen Sachsen in die Nachhut der „konstitutionelle» und reformatorischen Bewegung" in Deutschland zu sehen glaubt, der Regierung wenig Segen daraus prophezeiht und vor Allem eine bittre Täuschung constatirt, nachdem die Hoffnung, es werde gewiß der Regierung am Herzen liegen, „mit der Majorität der Volksvertretung Hand in Hand zu gehen," nun doch nicht in Erfüllung gegangen sei. Noch schärfer sind die darauf bezüglichen Auslassung der Nationalzeitung. „Man mißachtet ein Votum der Volksvertretung" sagt sie, „insofern man, gestützt auf einen Verfassungsparagraphen, von dem die Regierung selbst bekennen mußte, sie würde ihn heute nicht in die Verfassung aufnehmen, ein Gesetz publicirt, welches die Volksvertretung verworfen hat, und widerruft den Tadel, den man die königliche Schlußrede gegen die Herrenkammer wegen ihres Widerstandes gegen das ihr vor gelegte Verfassungsgesetz hatte aussprechen lassen, indem man dem Führer dieser Opposition (Herrn v»n Zehmen) gute Worte giebt, daß er nicht einen Eklat Hervorrufe. Die Ab geordneten des Volkes mögen ruhig die ihnen angethane Kränkung verbeißen, — und sollten etwa auch ein paar ent schlossenere darunter ihr Mandat niederlegen wollen, um so besser, so ist man sie los; aber wenn die hochgeborenen und hochgestellten Herren aus der ersten Kammer Miene machen, durch einen Aufsehen erregenden Schritt mit der Regierung zu brechen — dann giebt man klein bei." Sehr richtig ist die Schlußbemerkung der Nationalzeitung, die auf das be nachbarte Preußen hinweist, wo in demselben Momente das gerade Gegentheil vor sich geht. Leipzig. Die Buchdrucker-Strike darf in ganz Deutschland als erledigt bezeichnet werden. Der Gehülfen- verband hat den Strike in Leipzig und anderwärts für auf gehoben erklärt, der deutsche Prinzipalverein die allgemeine Kündigung der VerbandSgehülfen zurückgezogen. Eine gemein same Versammlung von 10 Prinzipalen und 10 Gehülfen tritt zur Vereinbarung über den Tarif am 1. Mai in Leipzig zusammen. — Zu der am 21. April begonnenen Oslermesse sind bedeutende Zufuhren an Gütern eingegangen. So weit die selben sich schon jetzt nach der Qualität der einzelnen Artikel übersehen lassen, sind die Eingänge an Leder bis jetzt nur mäßige und man erwartet eine Steigerung der bisherigen Preise; von Tuch ist eine beträchtliche Menge zugeführt; auch in Manufacturwaaren erwartet man ein flottes Geschäft, desgleichen in Rauchwaaren. Es sind bereits viel Käufer eingetroffen. — Das Schützenhaus ist bereits in allen Räumen festlich für die Messe hergericktet; es wird viel Neues den Besuchern bieten: die Gaswerke sind erweitert, eine Crhstall- fontäne im Drachenfelsen angelegt rc. Viele neue fremde Künstler und Gesellschaften werden sich in den weiten Räumen produciren. (Der geniale Schöpfer des großartigen Unter nehmens, der Besitzer des Schützenhauses, Hofmann, ist am 19. April in Carlsbad, wo er zur Cur aufhältlich, an Leber leiden gestorben.) In der Gegend von Leisnig ist am Sonnabend ein Wolkenbruch niedergegangen und dadurch die Eisenbahn ein Strecke weit unfahrbar geworden. Berlin. Die Reise des Kaisers nach Petersburg beginnt nächsten Donnerstag, 24. April, Abends, Ankunft in Königsberg am 25. Vormittags, wo Aufenthalt im königl. Schlosse bis 26. stattfindet. Am Morgen dieses Tages wird die Reise nach Petersburg fortgesetzt, wo die Ankunft am 26., Mittags 1 Uhr, erfolgt. Für den Aufenthalt sind 10 Tage in Aussicht genommen. — Die Einholung der Braut des Prinzen Albrecht, der Prinzessin Marie, erfolgte am 18. April, und zwar bis Schloß Bellevue; am 19. (Sonnabend) zog sie in Berlin ein und stieg im königl. Schlosse ab, empfangen von den Majestäten, Prinzen und Prinzessinnen. Die Trauung fand Abends 7 Uhr in der neuen Kapelle des kgl. Schlosses statt; darauf große Cour, Ceremonientafel, Fackeltanz der 12 Staats minister rc. (Soll sehre schöne gewesen sein!) Altenburg. Am 15. April fand aus Anlaß der Ver mählung des Prinzen Albrecht von Preußen mit der