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Dienstag. Nr. 28. 8. April 1873. Weißerih-Feitimg. Amts-Matt für die Oerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kranmfkein. Verantwortlicher Redatteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. -s—-— I Tagesgeschichte. Dresden. Die auf Sachsens Antheil kommende Beute an großen Positionsgeschützen aus dem letzten französischen Kriege ist jetzt zum Theil hier angelangt und nach dem Zeug hause geschafft worden. Die Zahl der auf Sachsens Antheil kommenden dergleichen Festungsgeschützrohre soll sich auf circa 200 Stück belaufen und sind dieselben zum Theil in Straß burg, zum Theil in Metz erbeutet worden, jenen beiden be deutendsten Waffenplätzen Frankreichs vor dem Kriege. Leipzig. Der hiesige städtische Verein hat zu Ehren der freisinnigen sächsischen Landtags-Abgeordneten am Sonn abend, 5. April, Hierselbst eine Festlichkeit veranstaltet, zu der die Geladenen sämmtlich erschienen waren, und ge staltete sich das Fest zu einer großartigen Ovation für Kaiser und Reich und Fürst Bismarck. Die Einigung der ver schiedenen Schattirungen der liberalen Partei ist als that- sächlich erfolgt anzusehen. Berlin. Die Reise des Kaisers nach Petersburg ist nunmehr auf den 24. April festgesetzt, doch die Frage noch nicht entschieden, ob Fürst Bismarck den Monarchen begleiten wird. Auf der Reise nach Wien wird letzteres der Fall sein. — Der Reichstag hat beschlossen, das Packet Porto für künftig folgendermaßen zu bestimmen: 1) bis zum Gewicht von 5 Kilogr. auf 10 Meilen Entfernung 2'/, Gr., auf alle weitere Entfernungen 5 Gr. Für unfrankirte Packete wird ein Portozuschlag von einem Gr. erhoben; 2) beim Gewicht über 5 Kilogr. für die ersten 5 Kilogr. die Sätze wie vor stehend unter 1), für jedes weitere Kilogr. bis 10 Meilen r/r Gr., über 10—20 Meilen 1 Gr., über 20-50 Meilen 2 Gr., über 50—100 Meilen 5 Gr. Diese Sätze enthalten für den Nah- und Kleinverkehr eine Vertheuerung, für den Fern- und Großverkehr eine Ermäßigung, für die Postver waltung einen Ausfall von 1 Million. — Die bei dem Berliner Comitee für das Bismarck- Stipendium für Straßburg eingegangenen Gelder betragen nahe an 50,000 Thlr. Baiern. Aus München schreibt man: Die StrikeS gedeihen hier prächtig; zu den bereits vorhandenen haben jetzt auch die Arbeiter einer großen Eisengießerei die Arbeit eingestellt. Die Bäcker kündigen eine Preissteigerung insofern an, als sie den bei Dutzendkäufen zeither gewilligten Rabatt künftig , nicht mehr gewähren werden. Unsere wegen ihre« Wohlfeilen Lebens früher bekannte Stadt wird bald das theuerste Pflaster in Deutschland sein, denn alle Producenten beeilen sich, daß vordem Versäumte schleunigst einzuholen. — In Königsberg haben die Arbeiter an der Ost bahn die Arbeit eingestellt; sie verlangten 1 Thlr. pro Tag (statt 16 Sgr.), und nahmen ein Gebot von 22 V» Sgr. nicht an. — Die Schiffszimmerleute in Danzig haben nach 3wöchentlichem Strike die Arbeit wieder ausgenommen, ohne daß ihre Forderungen erfüllt worden wären. Oesterreich. Der Brand in JoachimSthal hat von 586 Häusern 460 in Asche gelegt, und 9 Menschen sind dabei umgekommen. Bei der von allen Seiten hervor brechenden Feuerlohe war eine Rettung von Habseligkeiten unmöglich, und mehr als 5000 Menschen find zu Bettlern geworden, beklagen ihr ganzes Hab und Gut. Herzzerreißend ist der Anblick dieser Jammerstätte, gebrochen stehen Tausende dem Grabe ihres früheren Wohlstandes gegenüber, hände ringend nach Hülfe auSblickend. Kirche, Schule, Bezirks gericht, Rathhaus, Telegraphenamt sind niedergebrannt. Die Apotheke und Sparcasse sind die einzigen Zeichen, daß hier eine wohlhabende, bevölkerte Stadt stand. Der Gesammt- schaden beläuft sich auf mehr als l'/i Million Gulden, und ist hiervon über ein Drittheil ohne Versicherung. — Daß die Wahlreform für Oesterreich die Be stätigung durch den Kaiser erhalten hat, ist nicht nur in beiden Häusern des ReichsratheS mit Jubel begrüßt worden: auch in der Hauptstadt des Reiches und in allen Gauen desselben ist große Freude über den unerwartet raschen Ab schluß, den das Reformwerk gefunden hat. Man feierte durch Illumination, Festbankette rc. den Tag der kaiserlichen Sanction als einen Wendepunkt in den Geschicken Oester reichs, als den Festtag der Rettung aus den bisherigen Schwankungen. — Der Gemeinderath von Wien hat dem Kaiser den Dank der Bevölkerung für das Wahlreformwerck ausgesprochen. Frankreich. Die Regierung ist nun endlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß sie den karlistischen Bewegungen in Spanien gegenüber die Hände nicht in den Schooß legen darf; nach dem Pyrenäen sind namhafte Verstärkungen abge gangen, um jede Grenzverletzung von Spante» aus zu ver hindern. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am Gründonnerstage Norm. 9 Uhr Allgemeine Abend- mahlsfeier für die Neuconfirmirten, deren Angehörige und andere Theilnehmer. Beicht- und Abendmahlsrede: Herr Diac. Gersdarf. Nachmittags 2 Uhr Gottesdienst. Am Charfreitage predigt Herr Superintendent Opitz. Vorher Kommunion Herr Diac. Gersdorf. Nachmittags 2 Uhr liturgischer Gottesdienst in der Nteolai- klrche, wozu die Terte vorher an den Kirchthüren unentgeltich ausge geben werden.