Volltext Seite (XML)
Freitag. Rr. 1». 7. März 1873. Weisserih-Aertung. Amts-Matt für die Kenchts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswakde und Arauenßeirr. Vrrantwortlicher Redarteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Rgr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die Musterung der in diesem Jahre angemeldeten Militärpflichtigen wird im Bezirke Dippol diswalde am Mittwoch und Donnerstag, den 26. und 27. März, im Rathhause Hierselbst stattfinden. Die betreffende Bekanntmachung der König!. Kreis-Ersatz-Commission werden wir in nächster Nummer veröffentlichen, da sie unS erst bei Schluß des Blattes zuging. Dresden. Der Schluß des Landtages ist nun definitiv auf nächsten Sonnabend, 8. März, festgesetzt worden. — Die 2. Kammer genehmigte die Mittel zur Verlegung des Zeughauses und zur Errichtung des neuen Justizgebäudes in Dresden, welche nach dem Rampe'schen Holzhofe kommen sollen. Beide Kammern waren einig in der Erbauung der Eisenbahn Krippen-Schandau-Bautzen auf Staatskosten. Sämmtliche, von der 1. Kammer noch zu erledigende Eisen- bahnprojecte werden nun wohl erst in den letzten Tagen zur Berathung und Beschlußfassung gelangen. — Das gegen früher viel theure Futter, das Material zu Reparaturen, die gestiegenen Arbeitslöhne rc. haben die Verwaltung des zoologischen Gartens in Dresden veran laßt, den Eintrittspreis für Erwachsene auf 7>/- Ngr. zu erhöhen, Sonntags 5 Ngr.; Kinder 1 Ngr. — Nqch Ostern wird in Dresden eine „Anstalt zur theoretischen Ausbildung für Brauer" eröffnet und mit der hiesigen Gewerbeschule organisch verbunden werden. Freiberg. Hier hat eine Säbelaffaire von brutalster Art stattgefunden. Zwei Unteroffiziere, Machon und Marzin, erschienen ohne Einlaßkarte auf einem, von der Gesellschaft „Einigkeit" gehaltenen Maskenballe. Der Aufforderung des Vorstandes, den Saal zu verlassen, leisteten sie keine Folge, weshalb der Vorstand sich nach der Militärwache begab, um die beiden Eindringlinge arretiren zu lassen. Unterdessen hatten die beiden Unteroffiziere den Saal verlassen und sich in das vordere Gastzimmer begeben, wo sie heftig debattirten und die dort anwesenden Gäste wörtlich und thätlich insultirten. Bei Ankunft der Patrouille und nachdem derselben Marzin und Machon als Ruhestörer bezeichnet worden waren, entließ ersterer ohne Weiteres die Patrouille wieder. Nach kurzer Zeit erschienen die Beiden aber wieder und zwar mit einer acht Mann starken Patrouille. Dieselbe drang mit aufge stecktem Bajonnet in den Saal ein, um angeblich die An wesenden betreffs Militärpersonen zu controliren. Machon verlangte von einer in Ulanenuniform anwesenden Maske die Vorzeigung des Nachtscheins; diese, weil Civilist, konnte natürlich keinen vorweisen und nun befahl Machon die Arretur der Maske. Wahrscheinlich gereizt von dem entschiedenen Widerspruche des Vorstande« gegen eine solche Arretur und belästigt durch die Späße der HarlequinS, zog Machon seinen Säbel und Marzin sein Seitengewehr, und plötzlich drgug die Patrouille auf Commando ihre« Führer« mit gefälltem Gewehr und aufgestecktem Bajonnet so ungestüm auf die zahlreich Versammelten ein, daß einer der Anwesenden durch die Hand gestochen und außerdem noch !am Arme verwundet wurde, während mehrere andere von auSgetheilten Kolben stößen Contusionen davon getragen haben. Wa« dadurch für eine Verwirrung und Wehegeschrei, namentlich unter den Damen, hervorgerufen wurde, kann man sich leicht vorstellen. Die männlichen Anwesenden, Natürlich entrüstet über die empörende Gewaltmaßregel, gehen plötzlich wie ein Mann, mit Stühlen u. s. w. in der Hand, auf die Eindringlinge los, hindern ihnen den Waffengebrauch und werfen sie sammt und sonders in allerdings sehr unsanfter Weise zur HMr hinaus, wobei besonders ein Soldat durch die erhaltenen Schläge leider sehr gelitten hat. Natürlich war e« mit dem Maskenballe zu Ende. Die Untersuchung ist eingeleitet und von Seiten des Gesellschaftsvorstandes Bericht über den Sachverhalt an das königliche Kriegsministerium erstattet worden. Chemnitz. In der Hauschild'schen Fabrik zu Hohen« sichte ereignete sich jüngst ein schlimmes Unglück Die Arbeiterinnen der Zwirnerei wollten nach der freien Mittags zeit wieder an ihre Arbeitsstelle und mußten über die Brücke gehen, welche über den Abzugskanal führt. Sie warteten hier auf Einlaß in die Zwirnerei, da bricht die Brücke zusammen und dreizehn Personen fallen in das stark strömende Wasser. Die Fluth schwemmt sie durch den unter der Fabrik hin führenden überwölbten Kanal, au dessen Ende sie von helfenden Armen herausgezogen wurden. Aber die zwanzigjährige Aug. Bertha Seidel, Tochter eines Webermeister« von Schellenberg blieb todt, drei andere Mädchen sollen schwer erkrankt sein und einige nicht erhebliche Verletzungen erlitten haben. Leipzig. Die Sammlung für die Armen beim Fast« nachtSzuge hat 1003 Thlr. ergeben. Berlin. Der Reichstag wird Mittwoch, 12. März, eröffnet werden. Man schreibt, daß das Abgeordnetenhaus vom 18. März bis Mitte Mai vertagt werden soll, um das gleichzeitige Tagen beider Häuser zu vermeiden. Noch keine Landtagssession ist übrigen« so fruchtbar an Gesetzvorlagen gewesen, als gegenwärtige. Dem Abgeordnetenhause allein hat die Regierung 65 Gesetzentwürfe vorgelegt, darunter die KreiSordnung, das Steuerwesengesetz, die kirchenrechtlichen Vorlagen und die Eisenbahnanleihe von 120 Millionen Thaler. — Auch im Haushalt des deutschen Reiches hat sich ein Ueberschuß von 16 Millionen Thlrn. ergehen- Man hofft, daß die Salzsteuer aufgehoben werde, auch ohne daß die Börsen- und Tabaksteuer eingeführt wird.