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" —-—... —-^——^....i»>^»---^ ... -I Dimstag. , Rr. «7. 27. August 1872. Weißerih-Leitung. Amis-Matt für die Herichts-Aemter und Stadträthe zu Dippokdismakde und Kranmstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Prei- Vierteljährl. 18>/' Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Die Nationalfeier am 2. September. Bekanntlich erschien vor längerer Zeit ein von einer großen Anzahl hervorragender Männer unterzeichneter Aufruf zur Veranstaltung einer nationalen Feier am 2. September. Die Wahl dieses Tages hat mancherlei Gegner gefunden und es scheint, als sollte bei dieser Gelegenheit wieder einmal ein Stück deutscher Uneinigkeit zu Tage gefördert werden, indem eine Anzahl Gemeinden beschlossen haben, den 2. September zu feiern, andere dagegen den Tag der Reichsverfassung (18. Januar) oder des Frankfurter Friedens (10. Mai) feiern wollen. In Anbetracht dessen möchte man fast bedauern, daß diese Nationalfeier nicht ohne Weiteres von Reichswegen an geordnet worden ist. Ohne zu den Unterzeichnern jenes Ausrufes zu gehören, möchten wir noch einmal für die Feier am 2. September eintreten. Der Schwerpunkt einer nationalen, d. h. also allgemeinen Feier scheint uns darin zu liegen, daß ein großes, Jedem aus dem Volke, selbst dem Ungebildetsten verständliches Ereigniß gefeiert werde. Vondieser An schauung ausgehend, scheint uns aus der Geschichte des letzten Krieges kein Tag passender, als der Tag von Sedan. Wer sein Gedächtniß nicht verloren hat, der wird noch wissen, daß diese Depesche über dieses Ereigniß den größten und allge meinsten Jubel in allen Schichten des Volkes hervorrief. Die Thatsache, daß der Mann, welcher 20 Jahre lang Europa bedroht, der Neffe jenes corsischen Eroberers, welcher 7 Jahr hindurch unser Vaterland geknechtet und uns Millionen von Menschen und Milliarden von Geld geraubt, daß dieser Mann seinen Degen unserm Kaiser abliefern und mit seinen letzten 84000 Soldaten und seinen letzten Kanonen in die Gefangen schaft marschiren mußte, — dieses Ereigniß ist Jedermann verständlich. Es war ein Gottesgericht ohne Gleichen in der Geschichte. Ein solcher Tag verdient, durch eine nationale Feier im Gedächtniß der Nachwelt erhalten zu werden. Die Reichsverfassung und der Frankfurter Frieden dagegen ent ziehen sich unleugbar dem allgemeinen Verständniß; sie sind die Schlußresultate der vorausgegangenen großen Thaten, gewissermaßen die Protokolle über das Geschehene, und da ran heftet das Interesse des Volkes entschieden weniger, als an den Thaten selbst. Wir verzichten auf eine Widerlegung der doktrinären Gründe, welche gegen die Wahl des 2. September in's Feld geführt worden sind; aber zwei Fragen möchten wir an die Gegner richten. Wie kam es, daß alljährlich am Abend des 18. Oktobers, dem Tage der Schlacht von Leipzig, Freuden feuer auf den Bergen in allen Gauen Deutschlands erglänzten, und warum hat Niemand den Pariser Frieden gefeiert? Wie kommt es, daß wir in der evangelischen Kirche gerade die erste geistige Waffenthat Luthers, das Anschlägen der 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg am 31. Oktober, und nicht die Uebergabe der Augsburgischen Confesfion oder den Tag des Religionsfriedens feiern? Darum drauf und dran! Lasse sich keine Gemeinde, die beschlossen hat, den Tag von Sedan zu feiern, irre führen durch andere Stimmen. Allmählig wird doch dieser Tag zu einem nationalen Feiertag sich gestalten. —r. Tagesgesehiehte. Dippoldiswalde, 26. August. Unser Sängerfest, welches am Sonnabend und am gestrigen Sonntag, vom herrlichsten Wetter begünstigt, stattgefunden hat, war, wie uns von Sängern und Nichtsängern allgemein versichert wird und wie wir nach unserer eigenen Ueberzeugung be stätigen müssen, ein sehr gelungenes. Mangel an Zeit und Raum lassen uns für heute nur diese Worte bringen; einen ausführlichen Festbericht liefern wir in der nächsten Nr. Frauenstein. In die vor Kurzem ausgesprochenen Klagen der „Weißeritz-Zeitung" über Muthwillen und Frevel, der von unbekannten Personen in den städtischen Anlagen zu Dippoldiswalde ausgeübt wird, können leider auch wir be züglich unseres so schönen und gern besuchten Schloßparks mit einstimmen. Auch hier haben schon mehrmals ungezogene Menschen, welche keinen Sinn für Naturschönheiten und Kunst besitzen, nicht nur die im Gebirgspark einzeln angebrachten Sitzplätze und Tische mehrmals arg beschädigt oder weggerissen, sondern auch durch Anschreiben nichtswürdiger Zoten und elender Witze und durch andere grobe Verletzungen des An standes Aergerniß gegeben und großes Mißfallen erregt. Da unser Park laut öffentlichen Anschlages dem Schutze des Publikums empfohlen ist, so hat demgemäß Jeder das Recht, dergleichen Subjekte, welche derartige Ungezogenheiten begehen und durch ihre verabscheuungswürdige ZerstörungS- wuth sich zugleich an fremdem Eigenthume vergreifen, zu Rede zu setzen und behufs der Bestrafung anzuzeigen. Jede anständige Person wird damit einverstanden sein uttd zur Entdeckung der Frevler beitragen. Dresden. Unser Kronprinz Albert, General- Feldmarschall und General-Inspekteur der, aus dem 1., 5. und 6. Armeecorps bestehenden ersten deutschen Armee-Ab- theilung, wird in diesen Tagen mit der Inspektion des letzt genannten Armeecorps seine JnspectionSthätigkeit beginnen. Derselbe trifft am 30. August in Breslau ein, geht am 1. Septbr. nach Schweidnitz rc. und wird sich am 6.Septbr. in Neisse befinden. Berlin. Der Kaiser Wilhelm wird sich am 27. August von Gastein nach Salzburg und am 28. nach Ischl begeben, woselbst die Zusammenkunft mit dem Kaiser von