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Dienstag. Rr. 4». 25. Juni 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Matt fiir die Herichts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu öczicdcu durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljahr!-18'/» Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zcilc berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Unfern Lesern werden gewiß einige Mittheilungen über das bei uns projectirte Gesangsfest nicht uninteressant sein. Das Festkomitee, welches Hrn. Schul director Engelmann zum Vorsitzenden wählte, hat bereits das Festprogramm in den Grundzügen festgestellt. Am 24. August (Sonnabends) erwartet man das Eintreffen der Sänger, so daß am 25. August (Sonntags) der Haupttheil des Festes stattfinden soll. Nach Neveille und Morgen-Concert bleibt der Vormittag bis 11 Uhr der freien Disposition der Sänger überlassen; dann findet die Hauptprobe statt. Von einem Kirchenconcert glaubte man aus mehrfachen Gründen absehen zu müssen. Nachmittag 2 Uhr sodann Versammlung auf dem Markte, Begrüßung der Sänger; Festzug zur Aue und Gesangs-Productionen daselbst, nebst den üblichen Ansprachen; PreiSvertheilung. Dann Einzug und Abends Gall in 2 oder 3 Sälen. Wegen der Ausführung der einzelnen Programm- theile, sowie wegen allgemeiner Veranstaltungen an Einquar tierung der Sänger, Dekoration der Plätze, Straßen und Häuser rc., wird da« Festkomitee s. Z. die Behörden und Bürger der Stadt um freundliche Betheiligung ersuchen, — denn ohne allseitige Mithülfe würde eö der ihm gestellten Aufgabe sehr schwer genügen können. — Die am Freitage voriger Woche von der 1. und 2. Knabenklasfe nach Dresden in den zoologischen Garten unternommene Parthie war von herrlichem Wetter begünstigt. Dank besonders den freundlichen Fuhrwerksbesitzern, den Herren Graupenwerksbesitzcr Fischer, Vorwerksbesitzer Gäbler, Frau Borwerksbesitzer Ulbrich und Hrn. Oeconom Zimmermann, welche durch unentgeltliche Ueberlassung von 4 großen Ernte wagen die Ausführung ermöglichten. — Einige 60 Mitglieder des Turnvereins zu Neu- und Antonstadt-Dresden machten gestern Sonntag eine Turn- fahrt über Dippoldiswalde nach Tharandt. Nach einem bei uns eingenommenen Miltagsmahle und Besuch des Turn platzes, der Badeanstalt rc.' gingen sie, begleitet von mehreren hiesigen Turnern, über „Edle Krone" nach Tharandt. — Wie wir hören, wird der Zweigverein der Gustav- Adolf-StistuNg für Dippoldiswalde und Umgegend sein diesjähriges Stiftungsfest den 14. Juli (Sonntags) in Höckendorf begehen. Bald werden auch die Sammlungen in unserer Stadt und den Landgemeinden erfolgen, und hofft man auch hier auf recht thätige Antheilnahnie. Die vor Kurzem vom hiesigen Stadtralhe veranstaltete Hauscollecte für Ostritz möge Niemanden abhakten, sich wie bisher zu be- thciligen, da trotz derselben die an den Gustav-Adolf-Verein gestellten Anforderungen ganz dieselbe» bleiben. — Der zum Feste in Höckendorf bestimmte Sonntag scheint uns aber nicht recht passend zu sein; es beginnt an diesem Tage in Dippoldiswalde das Schützenfest, und werden Hiesige dadurch abgehalten werden, der Gustav-Adolf-Feier beizuwohnen, wie andererseits aus Höckendorf und dessen Umgegend der Besuch unseres Festes unterbleiben oder, erfolgt ein solcher, der dortigen Feier ein Eintrag geschehen wird. (Wie wir kurz vor Schluß unseres Blattes hören, wird der Vereins-Vorstand jedenfalls die Verlegung auf den 21. Juli beschließen.) — Die „Pinge" am Oberthorplatz ist immer noch offen; wie wir hören, ist ein Mangel an Arbeitskräften der Grund dieser schrecklichen Verzögerung. Zwei Mann aber sind im Stande, in einem halben Tage die Arbeit zu vollbringen,— und dazu muß doch wohl (beim Rathe) Rath werden? —. Vom 1. Juli d. Js. an beträgt das Porto für Correspondenz-Karten nur noch */» Groschen. Vom gleichen Zeitpunkt ab ist es gestattet, außer den amtlichen Correspondenzkarten auch solche zu verwenden, welche das Publikum auf eigene Kosten sich Herstellen läßt oder bei Papier-, Couvert- rc. Fabrikanten entnimmt. Die Farbe derselben bleibt der Wahl überlassen; doch müssen sie ent sprechende Größe und Papier haben. Ebenso ist die Angabe des Namens und der Firma des Absenders, einer entsprechenden Vignette rc. mittelst Vordrucks rc., gleichviel ob auf der Vor oder auf der Rückseite, gestattet. Dagegen ist die gedruckte oder geschriebene Überschrift „Postkarte" auf der Vorderseite nothwendig. Postkarten mit Rückantwort kosten vom 1. Juli ab 1 Ngr. — Dresden. Man wird sich noch des Antrages des Abgeordneten Ludwig betreffs der Erziehung und des Unterrichtes der Schwestern der christlichen Liebe zu Pa derborn im hiesigen Josephinenstift erinnern. Der Herr Abgeordnete fand deren Anwesenheit mit dem ß 56 unserer Verfassung im Widerspruch stehend und sein Antrag bezweckte eine Untersuchung dieser Angelegenheit, welche die zweite Kammer auch anordnete. Seitdem hat über diese Untersuchung nichts weiter verlautet, und dürften auch erst die Kammersitzungen im Herbst Aufschluß über den Erfolg derselben geben. Während nun aber diese Angelegenheit merk würdigerweise bei uns, trotzdem der Buchstabe des Gesetzes geistlichen Orden den Aufenthalt im Lande verbietet, etwas auf die lange Bank geschoben worden, hat Kultusminister Falk in Preußen, wie es scheint, auch ohne einen solchen ge setzlichen Anhalt, wenn auch sicher nicht widergesetzlich, eine Verfügung getroffen , welche Angehörigen geistlicher Orden und Congregationen untersagt, fortan als Lehrer oder Lehre rinnen in den Volksschulen zu wirken. Verträge derGemeinden mit geistlichen Genossenschaften bezüglich des Unterrichtes müssen bis zu einer gewissen Frist gelöst werden -und die er ledigten Stellen sind mit weltlichen Lehrern oder Lehrerinnen