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Dienstage Nr. «5. 22. August 1871. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. JUserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter und Atadträthe zu Dippoldiswalde und Fraueusteiu. vkrantmorllichrr Le-acteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde, 21. August. Gestern hatten wir nach langer, durch den Krieg herbeigestthrler Pause wieder einmal das Vergnügen, das bei uns bekannte und beliebte Trompeterchor des Feldartillerie-Regiments, unter Leitung des StabötrompeterS Böhme, bei uns concertiren zu hören. Freilich hätten wir gewünscht, es wäre das Chor etwas stärker (es waren nur 13 Mann erschienen) und das Programm etwas gewählter gewesen. Der Besuch solcher Concerte ist bei uns stets ein reicher und war namentlich gestern so bedeutend, daß eS gerechtfertigt erscheint, für künftige Fälle die eben angeführten Wünsche auszusprechen. Auch möchte es sich empfehlen, zwischen den einzelnen Pieren doch ein wenig längere Pansen eintreten zu lassen, als gestern geschah, wo man in der Thal sagen konnte, daß das Programm abgehaspelt wurde. Uebrigens waren die Leistungen des wohlrenommirten ChoreS wie immer gnt, und erfreute namentlich Hr. Stabstrompetcr Böhme durch ausgezeichneten Vortrag einer clu oupo verlangten Arie ans Martha Auf Wiedersehen! — Das Direktorium der vom Dresdner Gewerbe verein veranstalteten Industrie- und Gewerbe- Ausstellung hat das Königl. Ministerium des Innern ersucht, die Prämirung für ausgezeichnete Leistungen zu übernehmen. Die Preisrichter-Commission (unter dem Vorsitze des Hrn. Prof. Hartig) hat auch ihre Arbeiten bereits beendet, und es gereicht uns zur Freude, hier mittheilen zu können, daß auch einem unserer In dustriellen, dem Herrn Klempnermstr. Beruh. Teich er hier, für die von ihm ausgestellten Petroleum-Meß- Apparate eine belobende Anerkennung zu Theil geworden ist. (Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß Herr Teicher in den letzten 2 Jahren gegen 1200 solcher Apparate, und zwar zum großen Theil auch in's Ausland, verkauft hat.) Seifersdorf. Für nächste» Sonntag, den 27. August, sieht uns eine schöne kirchlicheFeier bevor: die Einweihung der neuen Orgel in unserem ebenfalls restaurirten Gotteöhause. Dieselbe ist durch den rühmlichst bekannten Orgelbauer Herrn Stöckel aus Dippoldiswalde im Laufe der letzten vier Jahre ganz neu erbaut worden, und wird deren Prüfung und Nebernahme am Sonnabend, den 26., durch Herrn Cantor Hellriegel ans Dippoldiswalde erfolgen. Die Weihrede am Festtage selbst wird Herr Superin tendent Opitz halten. Am Nachmittage, 4 Uhr, wird zu dem Zwecke, die Orgel in ihren einzelnen Schön heiten rorzuführen, durch Herrn Cantor Hellriegel ein Orgel-Co ncert gegeben werden. * Altenberg, 20. Aug. Nach allen Richtungen hin bereitet man sich jetzt vor zu dem festlichen Empfange der lieben Gäste des Dresdener Ge werbevereins, die den 28. ds. unsere Stadt mit ihrem Besuche beehren wollen, nachdem vorher Glas hütte und die dortigen Fabriken rc. besucht und be sichtigt worden sind. Diesmal können wir den geehrten Gästen mehr bieten, als vor einigen Jahren. Durch gütige Vermittelung unserer Forstverwaltung sind auf den zunächst liegenden Höhepunkten, dem GeisingSberg und dem sogenannten „Raupenneste," schöne Anlagen angebracht, auf welchen man sich gewiß recht gemüthlich fühlen wird. Außerdem erfolgt die Besichtigung unserer Gruben, Pochmühlen, Wäschen, der Pinge, der Stroh flechterei rc. — Nächstens wird auch bei uns eine Cigarren fabrik wieder in's Leben treten. Zwei Fabrikanten ans Waldheim haben die früher von Friedrich und Collenbusch aus Dresden innegehabte Fabrik zu ähn lichem Betriebe gemiethet. - Noch ein Curiosum, daö leicht tragisch werden konnte. In vergangener Woche hält ein Heuwagen auf dem Hintern Theil der 'Neustadt. Der Fuhrmann und der Inhaber des Heues wollen sich, nach des TageS Last und Hitze, in einer danebenstehenden Schänke durch ein Glas Bier stärken. Während der Zeit gelüstet den Ochsen, womit der Wagen bespannt gewesen, nach dem, vor einem Häuschen unter den Fenstern stehenden Grase. Dahin wenden sie die Deichsel, welche durch die Breter- und die darunter befindliche Ldhmwand in die Stube fährt, worinnen der Wirth deö Hauses gemüthlich Filzschuhe ausbessert. Ein weiterer Unfall ist glücklicher Weise nicht geschehen. Dresden. Das General-Commanro hatte ange- ordent, daß in Erinnerung an das Jahr 1870 in allen sächsischen Garnisonen der Jahrestag der Schlacht von St. Privat (18. August) festlich begangen werde nnd daß dabei daö Gedächtniß aller, jener Schlacht gefolgten ruhmreichen Kämpfe des sächsischen Armeecorps gefeien werden solle. Es ruhten daher auch an diesem Tage alle dienstlichen Beschäftigungen und in allen Garnisonen fanden Kirchenparaden statt. Hier in Dresden fand der Gottesdienst in der Neu städter Kirche statt, wobei Hr. Pastor Clauß in seiner Predigt die Frage beantwortete: Was uns bei der so ernsten und wehmüthigen Erinnerungsfeier an die im Kriege gegen Frankreich gebliebenen Brüder doch auch wieder so mächtig erheben müsse? Am Nach mittag hatte unser Kronprinz Albert diejenigen Offi ziere seines Stabes, welche mit ihm an der Schlacht