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Freitag. Nr. 5«. 30. Juni 1871. Erscheint Preis MWelßerch-Zeckmg-L Postanstalten. < 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde uud /raueusteiu. vkranlworllichkr Nedarleur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Mit der heutigen Nummer dieses Blattes schließt das zweite Vierteljahr 1871. Indem wir zu erneutem Abonnement hiermit freundlichst einladen, bitten wir namentlich die auswärtigen Leser, die Bestellung auf der Post möglichst bald zu bewirken, damit in der Zusendung keine Unterbrechung eintritt. Wie bisher, werden wir auch ferner unermüdet fortfahren, durch die so gern gelesenen Monatsberichte, durch Leitartikel, Correspondenzen und Uebersichten der politischen und anderer Begebenheiten, unsere Leser auf dem Laufenden der Ereignisse zu erhalten. Es find diese unsere Mühen, wie wir mit Dank kund geben, auch im verflossenen Quartal wieder durch eine Steigerung der Zahl der Abonnenten belohnt worden. Wenn auch die nächste Zeit voraussichtlich eine äußerlich stillere sein wird, so wird es doch an Stoff zu inter essanten Berichterstattungen nicht fehlen. — Im unterhaltenden Theile unseres Blattes werden wir von nächstem Quartal an eine interessante und spannende Erzählung veröffentlichen und damit mehrseitig ausge sprochenen Wünschen nachkommen. Das Erscheinen und die Ausgabe des Blattes bleibt wie bisher; in Dippoldiswalde wird dasselbe am Montag und Donnerstag Abend ausgegeben, den auswärtigen Abonnenten auch noch mit den an diesen Abenden abgehenden Posten zugesendet, so daß dieselben am Tage des Erscheinens in dessen Besitz gelangen. Die Inserate, zu deren Veröffentlichung die „Weißeritz-Zeitung" benutzt wird, finden bei der bedeutenden Auflage von über 1VV0 Exemplaren eine große und zweckmäßige Verbreitung; die Jnsertionsgebühr beträgt für die gespaltene Zeile oder deren Raum nur 8 Pfg. Dippoldiswalde, 29. Juni 1871. Die Redaction der „Weißeritz-Zeitung." Die katholische Bewegung. In diesen Tagen ist man wieder etwas lebhafter an die in der katholischen Kirche sich rührende Thätig- keit erinnert worden durch datz 25jährige Jubiläum des Papstes Pius H Noch nie ist einem Papste eine so lange Regierungszeit beschicken gewesen; nur der heilige Petrus, der angeblich erste römische Bischof, hat über 30 Jahre, so behauptet die katholische Kirche, den Stuhl innegehabt, den man nach ihm den Stuhl Petri nennt und den also heute Pius IX. einnimmt. Zufolge dieser merkwürdigen Ähnlichkeit des gegenwärtigen Papstes mit dem heiligen Petrus, hat der derzeitige Stellvertreter Petri, Christi und Gottes, der an seiner Unfehlbarkeit wahrscheinlich immer noch nicht genug hat, an seinem Jubiläum sich umgetauft und sich den Namen Petrus II. beigelegt. Die Theilnahme, die man im Vatikan für dies Fest und die damit verbundene Prokla mation des neuen Namens erwartet hatte, hat sich auf den Besuch von 2—3000 Pilgern, meist Geistlichen und Bauern, beschränkt, während man jedenfalls auf einen Massenbesuch gerechnet hatte, der vielleicht gar zu einer Kundgebung in Bezug auf die weltliche Herrschaft Petri II. aufgelegt gewesen wäre. Nichts von alle dem. Gewaltigere Ereignisse nehmen jetzt die Welt in Anspruch, und die Gewißheit, daß weder der Papst noch seine Schleppträger den Gang der Weltgeschichte aufzuhalten vermögen, läßt uns mit ruhigem Blute auf den Vatikan und den darin Herumgrollenden Priester blicken. Selbst die daraus hervorzuckende» Bannstrahlen schrecken nicht mehr; wenn auch die Schaar der Bischöfe und Erzbischöfe selbst in Deutschland große und kleine Exkommunikationen über Diejenigen beschwören, die dem Dogma der Unfehlbarkeit sich feierlich widersetzen. Sämmtliche bayrische Bischöfe haben denn eine solche gemeinsame Kundgebung zunächst gegen Propst Döllinger und seine in München unter den vornehmsten Ständen stark vertretene Partei, dann aber überhaupt gegen jeden Gegner der Unfehlbarkeitslehre veröffentlicht. Gegen diese Bischöfe hat nun Döllinger im Namen seiner Freunde im Juni abermals eine Erklärung bekannt gemacht, welche in dem Widerspruche gegen das Unfehlbar keitsdogma beharrt, indem in derselben auseinandergesetzt wird, daß die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes ihren Ursprung der Fälschung, ihre Verbreitung dem Zwange verdanke; daß Petrus durch seine in der heil. Schrift enthaltenen Aussprüche sich so deutlich erklärt habe, daß der Papst keineswegs eine Ergänzung zu geben habe, daß übrigens Petrus in einem völlig anderen Geiste und eine ganz andere Lehre geschrieben habe, als die sei, welche den Gläubigen jetzt ausgezwungen werden solle. Döllinger beharrt dabei, daß die vatika nischen Decrete eine ernste Gefahr für Staat und Ge sellschaft bilden und daß man durch die Annahme der selben in einen unlösbaren Zwiespalt mit seinen politi schen Pflichten und Eiden gerathe. Sr weist die Drohungen der Bischöfe als unberechtigt, ihre Gewalt maßregeln als ungültig und unverbindlich zurück. Cr lebt der Hoffnung, daß der jetzt ausgebrochene Kampf unter höherer Leitung das Mittel sein werde, die längst ersehnte und unabweisbar gewordene Reform der ktrch-