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Dienstag. Nr. 45. 13. Juni 1871. Erscheint . . M Wecherih-Zettung. Postanstalten. ' Ms- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /raueuflei». Veranlwortlichrr Nedarteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Preis pro Quartal lONgr. Inserate die Spalten-Zetle 8Pfg. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die nun schon so lange an dauernde regnerische und kalte Witterung läßt für das Gedeihen der Feldfrüchte nur Schlimmes befürchten und die Landwirthe sind natürlich in großer Sorge. Unsere Weißeritz ist bereits nicht unbedeutend ange schwollen. — Wie für den Stand der Saaten, so ist auch für das, zu nächstem Freitag bei uns stattfindende Schulfest bald ein besseres und warmes Wetter zu wünschen. Die Gaben zu demselben sind bis jetzt noch nicht zu reichlich geflossen. — DaS diesjährige Vogelschießen unserer Schützengesellschaft wird vom 9.—11. Juli abgehalten werden. Dresden. Aus der Marschdisposition für unsere zurückkehrenden Truppen (23. Infanterie- und 12. Cavaleriedivision) theilen wir Folgendes mit: Der Rückmarsch dieser Abtheilungen des k. sächs. Armeecorps findet in 4 Staffeln statt, welche in nachstehender Weise zusammengesetzt sind: I. Staffel (Oberst Funcke, Commandeur der Corpö-Artillerie): 1. Jägerbat. Nr. 12; 2. Ulanenreg. Nr. 18; Corpsartilleriestab; 3. u. 4. Artillerie-Abtheil.; 2., 3. und 11. Feldlazareth. II. Staffel (Generalmaj. v. Montbö, Führer der 23. Jnf.-Div.): Generalcommando und Etappen- inspection; Stab der 23. Jnf.-Div.; 3. Inf.-Reg. Nr. 102; 1. Reiter-Reg.; 1. Fußartillerie-Abtheil.; 2. und 4. Pionnier-Comp.; 7. Feldlazareth. III. Staffel (Generallieut. Graf z. Lippe, Com- mand. der Cavalerie-Div.): 45. Inf.-Brigadestab; Leib-Gren.-Reg. Nr. 100; 2. Gren.-Reg. Nr. 101; Cavalerie-Div.-Stab; Stab der 23. Cavalerie-Brig.; Gardereiter-Reg.; 1. Ulanen-Reg. Nr. 17; 1. reitende Batterie; 8. und 9. Feldlazareth. IV. Staffel (Gen -Maj. Senfft v. Pilsach, Command. der 24. Cavalerie-Brig ): 46. Inf.-Bri gadestab; 4. Jnf.-Reg. Nr. 103 ; 2. Jäger-Bat. Nr. 13; Stab der 24. Cav -Brig.; 3. Reiter-Reg.; Colonnen« Abtheil. mit Ponton-Colonne; Train des ArmeecorpS; 1., 4. und 12. Feldlazareth. Die I. Staffel marschirte am 1. Juni ab ; die übrigen folgten in dieselben ContonnementS je 1 Tag später. Die I. Staffel erreichte am 7. Juni Verdun und rastete daselbst; am 11. Juni trifft dieselbe in Metz ein, wo sie am 12. Rasttag hat. Unsere Truppen werden nunmehr über Saarlouis-Kreuznach resp. Saar- brücken-Banmholder mqrschirep, und zwar in folgender Marschroute: I. Staffel: 7. und 8. Juni Verdun, 11. und 12. Juni Metz und linkes Moselufer, 15. und 16. Saarlouis, 19. und 20. Baumholder, 24. und 25. bei Mainz, 26. Juni in Frankfurt; die III. Staffel trifft je zwei Tage später an denselben Orten ein. II. Staffel: 8. und 9. Juni Verdun, 12. und 13. Metz und rechtes Moselufer, 15. und 15. Saarlouis, 19. und 20. Birkenfeld, 23. und 24. Kreuznach, 25. Ingelheim, 26. Mainz, 27. Juni westlich Frankfurt; die IV. Staffel trifft je zwei Tage später an den selben Orten ein. — Unser Kronprinz Albert ist am Sonnabend Abend von Compisgne hier in Dresden eingetroffeu und wird sich in den nächsten Tagen nach Berlin be* geben, um an den Einzugsfeierlichkeiten am Freitag, 16. Juni, Theil zu nehmen. — Die erste Landes-Synode hat gerade einen Monat lang getagt; am 9. Mai trat sie zusammen und am 8. Juni ward sie geschlossen. Das quantitative Maß ihrer Arbeiten betreffend, so muß man sagen, daß sie fleißig gewesen ist, denn sie hat in 30 Tagen 19 Sitzungen (von je 4 Stunden), und wenn die Sonn« und Feiertage abgerechnet werden, nur an zwei Tagen keine Sitzung gehalten. Mehr hat sie qualitativ zu wünschen übrig gelassen. Sie hat gewirkt, was man nach ihrer Zusammensetzung vorher erwartet hatte: Nichts — für die kirchlichen Gemeinden im Sinne und für das Bedürfniß der Gegenwart. Die evangelisch - lutherischen Geistlichen sehen in der Mehrheit sich selbst, die Geistlichkeit, für die Kirche an und arbeiten mit aller Rührigkeit für sich, ihre StandeSinteressen; sie nennen es „Freiheit der Kirche," daß sie Niemand in ihrer höchstmöglichen Machtentfaltung stören und hindern kann. Sie wollen nichts von den Forderungen der neuen Zeit wissen, diese Orthodoxen, nichts von Frei heit des Gewissens, Freiheit der Schule, der Wissen schaft; Anmaßung und Ueberhebung sehen aus jedem Worte, aus dem ganzen Wirken der Orthodoxie heraus. Der Eindruck, den die Wirksamkeit der ersten Synode im Lande gemacht, das Urtheil, das sich im Allgemeinen über die geringen Erfolge gebildet hat, beweisen zur Genüge, daß man über die Ziele und die Gefährlichkeit unserer Orthodoxie im Klaren ist. Leipzig. Der Handarbeiter Werner, der im Juni vor. IS. an seinen beiden Schwestern einen Raub mord versuchte und deshalb zu 26 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde, ist am 1. Juni in Waldheim verstorben. Berlin. Der Kaiser von Rußland traf am 8. Juni hier ein und wurde vom deutschen Kaiser, den Prinzen rc. empfangen. Seine Abreise nach Bad EmS erfolgte am 10. Juni. — Kaiser Wilhelm wird seine diesjährige Reise nach EmS erst zu Ende Juni oder Anfang Juli antreten.