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Dienstag. Nr. 4«. 23. Mai 1871. Erscheint « Preis MWeißenh-Zeckmg.L Postanstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Watt der Königlichen Gerichts-Ämter und Audtrüthe zu Dippoldiswalde und /raueu^eiu. Verantworllicher Nedscteur: Lari Ikhne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 22. Mai. In der am 18. d. M. abgehaltenen Generalversammlung des hie sigen Internationalen HülfsvereinS, welche leider sehr schwach besucht war, lag eine Aufforderung des Directoriums des Hauptvereins vor, darüber zu beschließen, ob man geneigt sei, den revidirten Statuten des Vereins, nach welchen derselbe, ähnlich dem Albert« vereine, seine Thätigkeit auch in Friedenszeiten fortsetzen will, sich anzuschließen und einen Zweigverein des neu zu gestaltenden Vereins zu bilden. War schon der schwache Besuch der Versammlung ein Beweis, daß mit dem Friedensschlüsse das Interesse an den Zwecken deö Vereins zu erlöschen beginnt, so konnte man sich nicht entschließen, zur Bildung eines neuen Zweigvereins aufzufordern, beschloß vielmehr die Auflösung des bisher bestandenen Internationalen Hilfsvereinö, beauftragte jedoch' den Cassirer, Hrn. Adv. Canzler, aus den noch verfügbaren Mitteln des Vereins die Unterstützungen fernerhin zu zahlen, etwaige dann noch verbleibende Ueberschüsse aber statutengemäß zur Hälfte au die Kasse des Internationalen Hilfsvereins und des Albert- vereins in Dresden abzuliefern. Nach vollständiger Abwickelung der Geschäfte wird der Verein öffentlich Rechnung ablegen. Vorläufig wollen wir nur bemerken, daß die Einnahme des Vereins an 2500 Thlr. betrug. — Die Einnahme des gestern abgehaltenen und sehr zahlreich besuchten 24. (letzten) Patriotischen Unterhaltungsabends an 7 Thlr. 16 Ngr. 9 Pf. ist, da die Auflösung des Internationalen Hilfsvereins erfolgt ist, an die Deutsche Wilhelm-Stiftung (zur Unterstützung der Invaliden) abgegeben worden. — Von nächster Mittwoch an wird der in unserer Gegend von früher her noch rühmlichst bekannte Herr Prof. Fr. Oeser, Sohn des nunmehr verstorbenen alten gemüthlichen Professors Oeser, in hiesigem Rath haussaale mehrere Vorstellungen geben. Es geht dem Künstler ein vorzüglicher Ruf voran, und ist daher allen Freunden derartiger Vorstellungen die günstige Gelegenheit geboten, sich einige recht genußreiche Abende zu verschaffen. Hr. Oeser zeigte früher schon in seinen Leistungen, sowohl hinsichtlich der leichteren, wie ver schwierigsten Pieren, eine überraschende Sicherheit und Leichtigkeit, und sein Vortrag war durch belebenden Humor gewürzt, weshalb der Besuch seiner Vorstel lungen wohl empfohlen werden darf. — Der Bau der Straße von hier nach Klingenberg ist — hoffentlich nur auf kurze Zeit — in'S Stocken gerathen. Der Unternehmer hat in den letzten Tagen die Arbeitsleute entlassen, ohne ihnen den Lohn für die letzten 14 Tage ausgezahlt zu haben. Mangel an weiteren Geldmitteln ist der Grund dazu gewesen. Aus der StaatScasse kann der Unternehmer solche immer erst erhalten, wenn bestimmte Strecken fertig gebaut sind, und da dies jetzt nicht der Fall ge wesen, ist die Calamität eingetreten. Hoffentlich ge währt der Staat bald weitere Vorschüsse zur Fortfüh rung des Baues, oder — er baut selber, was uns überhaupt das Beste zu sein scheint. — Die rauhe Witterung des Monats Mai will noch immer nicht weichen. „Pankratius und Servatius" sind zwar gnädig vorübergegangen, aber in vergangener Woche gab es noch sehr kalte Nächte, die der in der Entwickelung stehenden Pflanzen« und Blüthenwelt viel Schaden machten, in denen eS sogar Eis fror. Die Landwirthe haben zwar die Felder größtentheils bestellt, doch klagen sie, daß bei dieser Witterung das Futter nicht wächst. Am Abend des Himmelfahrtsfestes schneite es hier in der ganzen Gegend, und am Morgen darauf glänzten die Berge unserer Umgegend im schönsten Winterschmucke. — Die letzte Nummer des „Deutschen Reichs- Anzeigers" enthält eine Bekanntmachung des General- PostamteS, betreffs der Beschaffenheit der durch die Post zu versendenden Packete, worin auf'S Dringendste empfohlen wird, die Packete per Adresse zu signiren, d. h. auch auf dem Packete die vollständige Adresse, übereinstimmend mit dem Begleitbriefe, anzugeben. — Die Ziehung der „Deutschen National- Lotterie" hat am 22. Mai in Berlin begonnen. Dippoldiswalde. Den während des Krieges von einem sächsischen Offizier an die Seinigen in unserer Nähe gerichteten, unS gütigst überlassenen und in diesem Blatte zur Veröffentlichung gebrachten inter essanten Feldpostbriefen können wir heute einen weiteren, neueren Datums, anreihen. Aus Sedan, dem Hauptorte des französisch blei benden Departements der Ardennen, wo zur Zeit noch der größte Theil unseres sächsischen Armeecorps als Pfandbesatzung bis zur Zahlung der Kriegskosten von Frankreich steht, schreibt derselbe am 9. Mai: rc. „Mit dem lieben Essen ist's hier ein Jammer. Denkt nicht, daß wir Hunger leiden; aber Alles ist schrecklich unbe quem und fürchterlich theuer. Wir Offiziere essen täglich halb 6 Uhr im Mtol ä'Lurops zusammen und haben für den schmählichen Preis von 5FrcS. (1»/» Thlr ) ü Couvert nicht einmal etwas Vernünftiges. Restau rationen, wo man frühstücken könnte, giebt's nicht. Wenn