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M. Lü Weißerih-Ieitung 14. AM 1871. Preis pro Quartal WRgr. 4, Inserate hie Spalten-Zeile Freitag. Erscheint Dienstag und Freitags. Za beziehen durch alle , . Postanstalten. ' 8 Psg. Amis- and Avzngk-Matt drr Köaiglichtn Gerichts-Ämter m» Statttriche M Kippotdissalde u«- /ra«t»ßei». vkrMwortlicher Red«tn«r: Larl Lehne in Aippoldi«»side. ' -! I ' 1« TageSgeschiehte. Dippoldiswalde, 8. April. Wie im vorigen, so fand auch in diesem Jahre die unaussprechliche Stim mung, welche jeden Christen am Charfreitage beherr schen muß, eine weihevolle Unterstützung durch eine geistliche Musikaufführung in unserer Stadtkirche unter Direktion des Herrn Cantor Hellri eg el. Der selbe eröffnete das Ganze mit einem feierlichen Orgel vorspiel und sang hieraus ein ä.ve Llm-iu von Haupt mann, zu welchem Herr Cantor einor. Tro nicke die Orgelbegleitung übernommen hatte. (Hierbei müssen wir bemerken, daß sich die Herren Unternehmer solcher Aufführungen jedenfalls bei einem großen Theile der Zuhörerschaft verdient machen würden, wenn sie neben solchen lateinischen Texten auch eine deutsche Übersetzung geben wollten.) Hocherfreut wurden wir durch die Arie aus dem MessiaS: O du, die Wonne verkündet rc., welche Fräulein Klien mit ihrer zarten Altstimme vor trug. Den Schluß und Kern der ganzen Aufführung bildete das Oratorium „Christus am Oelberg" von Ludwig van Beethoven, dem großen Tonsetzer, dessen hundertjährigen Geburtstag wir am 17. Decbr. v. Js. feierten. Herr Tronicke, vom Hofth eater in Dresden, hatte die Parthie des Christus übernommen und zog durch seinen sehr guten Vortrag und seine gewaltige Teuorstimme Aller Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso vortheilhaft zeichnete sich Fräulein Tro nicke als Seraph in gewohnter Weise durch ihre Reinheit, selbst in den ungewöhnlich hohen Parthien, aus. Auch Herr Berge als Petrus, der Chor und die verstärkte Kapelle thaten ihre Schuldigkeit, so daß die gesammte Aus führung als eine für unsere Verhältnisse recht gute bezeichnet werden muß. Wenn man berücksichtigt, wie passend dergleichen Musik an einem solchen Tage ist, welche Mühe und Opfer an Zeit und Geld gebracht werden müssen, um sie zu ermöglichen: so ist es um so bedauerlicher, wenn die Theilnahme feiten der Stadt keine lebhaftere ist, abgesehen von dem guten Zwecke, für welchen der Rein ertrag bestimmt war! Gefreut hat es uns, daß sich die Landbevölkerung so zahlreich beteiligte. Möge Dippoldiswalde seiuen bisherigen Ruf nicht verlieren, daß. e« Sinn für Musik und Kunst überhaupt hat , mögen sich aber auch unsere musikalischen Kräfte nicht abhalten lassen, uns recht oft solche Genüsse zu bereiten. Dippoldiswalde, 12. April. Es dürfte Allen, welche sich für die Aufklärung der Reichstädter Spuk geschichte interessiren, erwünscht sein, zu erfahren, daß ein Anfang dazu gemacht ist. Die 16jährige Dienst magd Rupprecht, schon von vorn herein verdächtig, ist, wie wir hören, bei einer ihrer „chcheuchereien" am 5. April Abends erwischt und an daS hiesige Gerichts amt eingeliefert worden, welches die Untersuchung be gonnen hat. — So blau und sonnig am ersten Osterfeiertage der Himmel sich über der erwachenden Natur wölbte, so grau und düster hing er am zweiten Feiertage wieder auf die, während der Nacht wieder mit einer dicke« Schneehülle bedeckten Fluren. Die Mittagssonne war nicht im Stande, dieselbe vollständig zu vernichten, und selbst heute noch, am dritten Feiertage, sind unsere nahe gelegenen Höhen mit Schneelronen geschmückt. — Der Bau der neuen Straße, welche wäh rend der Feiertage bis nach Reichstädt hin ungemein belebt war, schreitet rüstig vorwärts und hat man be reits feiten der Stadt mit der Anpflanzung von Kirsch bäumen längs derselben begonnen. — Auch auf der Aue ist bereits mit der Anlage einer Kirsch-Allee vom Schießhause bis zur Rathsmühls begonnen worden. Der Verschönerungsverein, welcher während des Krieges seine Thätigkeit eingestellt hatte., beginnt die selbe mit dieser Anpflanzung auf's Neue; obschon leider an den älteren Anlagen, die der Verein am sogenannten Hexenberg vorgenommen hat, wieder mehrere Sträucher durch Frevlerhände umgebrochen worden sind! — Eine wesentliche Verschönerung wird unsere Stadt aber erfahren durch die wohl nächstens begin nenden Neubauten am Oberthorplatze. Schon ist Schutt und Abraum meist beseitigt, und es handelt sich wohl nur noch um definitive Genehmigung der ab gesteckten Baulinie. Die Sammlung für die be dürftigen Brandcalamitosen beträgt bis jetzt die leider noch sehr geringe Summe von ca. 188 Thalern. — Schon sieht man auch bei uns hin und wieder Land wehr leute, die zur Freude ihrer Familien und zum Besten ihrer bisher liegen gebliebenen Geschäfte aus Feindeslande zurückgekehrt sind. Möchten sie darin in keiner Weise wieder gestört werden; — möchte sich auch zu dem, nächsten Montag bevorstehenden Jahr markts ein recht reger Verkehr entwickeln. — Nächste Mittwoch, 19. April, wird auch der Wiederbeginn des Turnens im Freien für Erwach sene und Kinder stattfinden. Dresden. Am 5. April bereits traf die Bat terie Krutzsch, die bei Belfort mit im Feuer war, hier wi der ein und wurde am Bahnhofe von unserem König mit Worten der Anerkennung begrüßt. — Die Frau Prinzessin Georg hat sich zu ihrem Gemahl nach Frankreich begeben.