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Nr. 1«. Weißcritz-Zeitung vrr.intwortlichrr «e-acteur. Lari Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Amts- «Md Avzkigr-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträthe zv Dippoldiswalde und /rau en st ein. 24. Februar 1871. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile « Pfg- TageSgefchtchte. Dippoldiswalde, 23. Febr. Der Waffenstill stand ist bis nächsten Sonntag Abend verlängert worden (s. unten „Neueste Nachrichten"), und wir werden sonach das Friedensfest erst in nächster Woche feiern. Sehr zu wünschen wäre, daß die Nach richt nicht während der ersten Tage einginge, an denen in Dresden der sog. Fastenmarkt stattfindet, zu dem auch aus unserer Stadt so Viele als Verkäufer und Käufer wallfahrten. -- Einem von Dresden aus aus gesprochenen Wunsche entsprechend (s. unter Dresden), wird der Tag und die Stunde, an denen unsere Höhen und die der Umgegend ihre Freudenfeuer zeigen werden, auch in Dresdner Blättern schleunigst angezeigt werden. — Heute Donnerstag Abend wird in hiesigem RathSkellerlocal ein renommirter Chther-VirtuoS concertiren. — Der 23. patriotische Unterhaltungs abend findet morgen Freitag im RathhauSsaale statt. ck Frauenstein. In einer der letzten Nummern Ihres Blattes wurde einer Petition gedacht, deren poetischer Schwung aus der Feder unseres allverehrten Herrn Superintendenten Hasse geflossen war. Die selbe wurde, mit vielen Unterschriften bedeckt, leider erst zu einer Zeit abgegeben, wo bereits der Abbruch des alten RathhauSthurmes veraccordirt war, auch schon begonnen hatte. Aber auch wenn da« nicht gewesen, wäre wohl zu bedenken, daß das alte, trockne Material fast die eine Seite des neuen RathhauseS hergiebt, abgesehen davon, daß der alte Thurm auf dem nun freien, schönen Marktplatze sehr unschön auS- gesehen haben würde. Bei den außerordentlich be schränkten Mitteln unsrer Stadt und namentlich in Berücksichtigung dessen, daß doch unsere Calamitosen die entstehenden Schulden durch Besteuerung decken müssen, wäre es immer ein nicht zu unterschätzender Ausfall, wenn das schöne alte Material zwecklos als Ruine an einem recht unpassenden Platze stehen bleiben und eine so passende Verwendung nicht finden sollte, obendrein wir ja mehrere solche alte Thiirme in unserer Ruine noch aufweisen können. Es ist daher auch an die Petenten eine derartige Antwort, ebenfalls in Versen, privatim abgegeben worden, die wir hier folgen lassen wollen. Wohl steht er fest, der alte Knabe, Der manchen Wintersturm erlebt, Der RathhauSthurm! - An seinem Grabe Jedoch der Bergmann fleißig gräbt! Nicht lang' mehr währt'S, wird aus den, alteu Ein neuer, schdu'rer sich entfalten! Wohl ist cs wahr: Das Alle ehren Zum Angedenk vergangner Zeit, Nicht Alles zwecklos zu verheeren, Ist Pflicht! — Doch thut's dem Stadtrath leid, Daß er nicht mehr den liebe» Alten, Dem Wunsch entsprechend, kann erhalten! . Vorerst darf man es nicht verkenne», Daß uns're Stadt so arm nun ist; Wir müssen Alles „übrig" nennen, Was nöthig nicht! — Niemand vergißt, Daß es gehört zu dem Fatalen, Soll man mehr neue Steuern zahlen! Aus seinen alten trock'nen Steinen Entsteht ein neuer trock'ner Bau. Jedweder Meister wird das meinen! D'rum besser so, — als altersgrau - ' In Mitt' des Marktes zwecklos stehen, Und grämlich auf die Neu'rung sehe»! Wohl sind ja des Vergang'nen Zeichen, , Mehr solcher Thürme um uns her, Die hoch zum Himmel auswärts reichen, Dort auf dem Felsen, altersschwer! Laßt diese uns erhalten, ehren Und die Zerstörung dort abwehren! Wenn endlich Alles ausgeglichen Vom Schrcckensbrand in uns'rer Stadt, Wenn Schutt und Trümmer erst gewichen, Ein freundlich Anseh'n Alles hat, » Dann wird's auch Denen wohl behagen, Die jetzt des Thurmes Fall beklagen. Dresden. Am 20. Febr. starb hier der Staats minister a. D. Herr I)r. v. Behr, geb. 1793, der sich durch sein segensreiches Wirken als Finanzminister (1849 bis 1858) und als Justizminister (1859 bi« 1866) im Lande ein ehrendes Andenken gesichert hat. — Die Handels- und Gewerbekammern zu Dresden, Chemnitz, Plauen und Zittau haben gegen den Beschluß des Ausschusses des HandelStageS, welcher sich für un veränderte Wiederherstellung de« deutsch-französischen Handelsvertrages ausgesprochen hat, einen Protest er lassen. In den Friedensbestimmungen seien vielmehr für die französischen Tarifpositionen Modifikationen anzustreben, welche den Interessen des deutschen Handels besser entsprechen. * Aus Dresden. Unter den Vorbereitungen zur Friedensfeier treten die Reichstagswahlen sehr in den Hintergrund. Außer dem Kreuzfeuer einiger TageS- blätter ist nichts davon bemerkbar. Immer mehr bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß da« Reichsschwert jetzt in fester Hand ruht, daher alle« BersassungSgezänk zwischen Reichsfreunden und ReichSfreffeim sehr über flüssig ist und e« hauptsächlich darauf ankommt, charakter volle Leute zu wählen, welche genug Befähigung und Willen haben, an den Arbeiten des Reichstages sich gehörig zu betheiligen.