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Dienstag. ? Nr. 83. 25. October 1870. KWrißeritz-Zeitung-M Postanstatten. > 8 Pfg. Amts- »ad Anzeige-IlaU der Kösiglichea Gerichts-Aemter und Stadtrülhe zu Dippoldiswalde uad /raueusteiu. Vrrmtwortlicher Lrdarteur: Lari Lehne in Vippoldirwilde. Tagesgefchichte. Dresden. Unser König hat nachstehenden Tages befehl an die Armee erlassen: An Meine braven Truppen! In treuer Pflichterfüllung habt Ihr, seitdem ich zu Euch gesprochen, erneuet« Ansprüche auf Meine Anerkennung Euch er worben, und gewährt es mir, Euerm Könige, besondere Freude, als Ausdruck Meiner Zufriedenheit und Meines Dankes jenen unter Erich die Zeichen der Tapferkeit und des Muthes zn ver leihen, die Ihr aus Eurer, Meiner braven Soldaten Mille, als dessen vorzugsweise würdig bezeichnet habt. — Das deutsche Heer steht noch vor einer großen weltgeschicht lichen Entscheidung, neue und vielleicht ernste Kämpfe erwarten Euch wiederum. — Eure Ergebenheit, Ausdauer uno Tüchtigkeit verbürgt Mir, daß Ihr so wie bisher, so auch fernerweit durch Manneszucht und Tapferkeit nur neuen Ruhm erringen werdet; daß Ihr den Namen des Königlich Sächsischen Armeecorps eben bürtig zu erhalten wisset, unter alt den deutschen Stämmen, mit denen Ihr gemeinsam einstehet für unser großes Vaterland! Gegeben zu Dresden, am 19. October 1870. Johann. Das „Dresdner Journal" veröffentlicht im amt lichen Theile die Namen derjenigen Unteroffiziere und Mannschaften deS kgl. sächs. 12. ArmeecorpS, welchen in Anerkennung ihres besonderen tapferen und ausgezeichneten Verhaltens in der Schlacht bei St. Privat am 18. August, theils die goldene, theils die silberne Medaille zum St. HeinrichSorden verliehen worden ist. Darauf folgt die Liste derjenigen Generale, Stabs-, Oberoffiziere, Aerzte, so wie einiger Unteroffiziere und Mannschaften, welchen von dem Ober b und eSfeldherrn das eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen wurde. Das amtlich e Blatt meldet ferner, daß außer den bis jetzt decorirten Unter offizieren und Mannschaften unseres braven ArmeecorpS noch weitere 24 goldene und 376 silberne Medaillen an die Armee abgegangen seien, und zwar in Anerkennung der Beweise besonderer Tapferkeit in den Gefechten bei Nouard, Busancy, Beaumont und in der Schlacht bei Sedan. Ebenso hat der König von Preußen daö ruhmvolle Verhalten unserer Unteroffiziere und Mannschaften mit einer weiteren Verleihung einer größeren Anzahl eiserner Kreuze 2. Klasse ausge zeichnet. Die Namen dieser Empfänger werden nach Eingang der Listen ebenfalls bald veröffentlicht werden. Die vor sieben Jahren vom hiesigen „Literarischen Verein" angeregte Idee zur Errichtung eines Stand bildes Theodor Körner'S in Dresden, seiner Ge- burtSstadt, geht ihrer Verwirklichung entgegen. Nach dem es hauptsächlich durch die Munificenz der städtischen Behörden gelungen war, den nöthigen Fonds zusammen- zubrtngen, wurde Professor Hänel mit der Ausführung des Modells beauftragt. Dasselbe ist jetzt vollendet und stellt den Helden und Sänger dar, wie er in kühn vor« wärtsstrebender Stellung das Schwert an sein Herz drückt, während er in der Linken seine patriotischen Lieder hält, die wohl seine schärfste und gefürchtetste Waffen gegen den Unterjocher Deutschlands waren. Berlin. Durch die Verhandlungen mit Bazaine scheint für den Frieden, wie vorherzusehen war, am wenigsten gewonnen zu sein. Die deutschen Forderungen, daran lassen die Nachrichten aus dem Hauptquartier nicht zweifeln, werden aufrecht erhalten und umfassen Elsaß, Deutschlothringen mit Metz im deutschen Besitz. Davon dürfte sich auch General Boyer im Hauptquartiere gelegentlich überzeugt haben. Wenn hier und da an genommen wird, Graf Bismarck verlange nur viel, um sich abhandeln zu lassen, so fehlt für diese will kürliche Vermuthung jeder thatsächliche Anhaltepunkt. Kassel. Das Schloß Bellevue ist bereits zum Winteraufenthalt für den Exkaiser Napoleon einge richtet und wird von ihm in den nächsten Tagen be zogen werden. Stuttgart. Der König von Würtemberg richtete an den Kronprinzen von Preußen unterm 18. October (dessen Geburtstag) ein Glückwunsch-Telegramm, worin er demselben zugleich die Verleihung des Groß- kreuzeS des Militärverdienstordens anzeigt. In dem Telegramm heißt eS: „Ich habe Dir diesen Orden in dankbarer Anerkennung der von Dir mit Deiner tapfer« Armee, welcher auch meine Truppen angehören, erfochtenen herrlichen Siege verliehen. Mein Kriegsminister v. Suckow wird Dir die Insignien desselben überbringen." Der Kronprinz erwiderte hierauf: „Meinen innigsten Dank für Glückwunsch und Orden, den ich mit der Haltung Deiner braven Truppen in diesem herrlichen deutschen Feldzuge verdanke." Den am 21. Octbr. zusammengetretenen würtem« bergischen Kammern wurde eine Regierungsvorlage ge macht zur Bewilligung von 3,700,000 Gulden eine weiteren Militär-CreditS, der auch bewilligt wurde. Paris. Die Regierung hat, um dem Mangel an Fleisch abzuhelfen, angeordnet, daß Pferde ange kauft und geschlachtet werden, um das Fleisch derselben einzusalzen. Es herrscht die Besorgniß, daß man ge zwungen sein werde, auch die für Gewinnung der Milch gehaltenen Kühe zu schlachten; denn bereits beginnt das Futter zu mangeln, und die Rinderpest richtet große Verwüstungen an. Thier« ist in Tours eingetroffen, und wird nunmehr wirklich mit ihm wegen Uebernahme des Kriegsministeriums verhandelt.