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Nr. «S. 16. August 1870. Pr-W pro Quartal IvNgr. Inserate di- Spalten-Zeile Dimstag. M Meißerih-Zeitung Ami»- Md AVche-Alatt der KSmgUcht« Gcrichls-Ikmlcr Md SlMrälhk M Kippoldiswaldk md /ra»rii-ciii. Vermtwortlicher VeLarteur: Lari Zehne in SippoM-wsIde. Der Clsaß. Der heutige französische Elsaß, die beiden De« partements des Ober- und Nieder-Rhein umfassend, ist 170 Quadratmeilen groß und hat über eine Million Einwohner. Die Masse der Land- und Stadtbewohner ist noch heute durchweg deutsch, redet deutsch und ist von deutscher Art und Sitte, obwohl sie seit dem 30jährigen Kriege uns entfremdet worden. Nur in den Städten ein Theil und der Beamtenstand ist französisch und spricht französisch, nach der Regel: „Wo mir'S wohl geht, ist mein Vaterland!'' Die „große Nation" be faßt sich in der That weniger mit kleinlichen Schurie- geleien, wie die deutsche; darum ist der Bauer leichter befriedigt. Der Elsässer ist politisch wirklich Franzose geworden; aber er hat nicht aufgehört, im Uebrigen deutsch zu sein. Er wird sehr bald viel lieber deutsch sein, nur muß Deutschland ihm auch Schutz sein und ein Reich seines Stolzes und seiner Liebe werth. Der Elsaß wird begrenzt im Osten vom Rheine, im Westen von dem Vogesengebirge, im Süden vom Juragebirge, im Norden von den vielbesprochenen „Weißenburger" Linien und der Lauter. Schroff wie ein Wall steigen die Vogesen im Westen auf (bis über 4000 Fuß), aber das Land selbst ist eben und vom Jll durchströmt, der sich unterhalb Straßburg in den Rhein ergießt. — Das Land hatte früher noch größeren Umfang und zählte 11 freie Reichsstädte: Straßburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Landau, Kron-Weißen- Lurg, Oberehenheim, Kaisersberg, Münster, Roßheim und Furkheim. Straßburg hat jetzt 80,000 Einwohner und ist einer der stärksten Waffenplätze. In seiner heutigen Begrenzung von Hüningen bis Lauterburg und vom Rheine bis auf die Höhe der Vogesen muß der Elsaß Deutschland angehören, — schon, um die un natürliche „Rheingrenze" den Franzosen aus den Köpfen zu treiben. Dies Elsaß ist eines unserer schönsten deutschen Kulturländer, sowohl was seine Natur wie seine Be wohner anlangt. Hier entsproß Ottfried von Weißen burg mit seiner Evangelienharmonie; hier sang Gott fried von Straßburg; hier arbeitete Johann Tauler der Reformation vor; Sebastian Brant war ein Straß burger; Geiler von Kaisersberg, Wimpfling, Thomas Murner, Fischart, Moscherosch — alles Elsässer, alles Sterne in der deutschen Culturgeschichte! Der Straß burger Münster ist bekanntlich eine monumentale Kunst geschichte, und die Jünger der Straßburger Bauhütte gründeten selbst den Mailänder Dom; Gutenberg ge hört zu gutem Theil Straßburg an! Der Protestan tismus schlug hier unvergängliche Wurzeln, und „O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt!" ist heute noch ein deutsches Volkslied, als ob wir es Alle noch tief im Herzen trügen. Ja, wir tragen es drin, und wer von den Zinnen seines Münsters einmal das herrliche Land gesehen, der kann nicht von dem Glauben lassen, daß es dazu bestimmt ist, zum künftigen deutschen Reiche als eine seiner schönsten Perlen zu gehören. WaS haben die Franzosen in diesem urdeutschen Lande, dem alten Alemannien zu suchen? Der Verrath hat sie hereingebracht, die Herrschsucht hält sich drin fest, ein Bollwerk gegen Deutschland haben sie daran gemacht, und das muß wieder deutsch werden. Da- Schwert kann es erobern, aber nur die Ideen können eS an das große Vaterland fesseln, und gegenseitig muß dies ideelle Band sein, wenn das Glied im deutschen Ganzen lebendig werden und bleiben soll. Heutzutage liebt man es, Alles nach Thalern zu berechnen; mögen diese Rechnenkünstler auStifteln, wie viele Millionen Deutschland ersparen wird, wenn der wieder deutsche Elsaß den Franzosen den Krieg mit uns erschweren, ja nahezu unmöglich machen wird. Uns genügt es, den Gedanken neu zu beleben: Elsaß ist unser, muß unser werden! Tagesgeschiehte. Dippoldiswalde, den 15. August. Gestern hielt der Ausschuß des Internationalen Hilfsvereins für Stadt und Amtslandschaft Dippoldiswalde eine Sitzung ab, in welcher zunächst Hr. Adv. Canzler, als Caffirer des Vereins, die erfreuliche Mtttheilung machte, daß die bisherigen, theils regelmäßigen wöchentlichen, theil- außerordentlichen Einnahmen, außer den noch während der Sitzung und kurz vorher eingegangenen, die Summe von 368 Thlr. 11 Ngr. 8 Pf. erreicht hätten. Bon einer specielleren Rechnung beschloß man für die heutige Nr. unseres Blattes noch abzusehen, da von mehreren Landgemeinden, die sich am Vereine betheiligen, Zah lungen noch nicht eingegangen, dieselben aber wohl im Laufe der Woche zu erwarten seien. Nächste Nr. soll aber eine speciellere Berechnung der eingegangenen Einnahmen enthalten. Auf eine Zuschrift des LandeShilf-verein- (sein Zweck ist lediglich die Unterstützung der Angehörigen zum Kriegsdienste berufener Reservisten und Landwehr männer), in welcher unser Verein zum Anschluffe auf gefordert wird, beschloß man, da wir uns von Anfang an als Zweigverein des Internationalen Hilfsvereins constituirt haben, ablehnend zu antworten. Sodann berieth man den Modus der Unterstützung Hilfsbedürftiger und gelangte zn dem Beschlüsse, den durch Zeugmß ihrer Ort-Vorstände Legitimirten auf