Volltext Seite (XML)
KWePerih-Zeitung.M tostanstalten. i 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter und Sta-trät-e z» Dippoldiswalde und /raueusteia. Nrrimlwortlicher Ne-arteur: Carl Zehne in Sippoldirwaldr. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Am vergangenen Freitag, 22. Juli, dem zweiten Tage der Vormusterung der Pferde aus den Ortschaften unseres Amtsbezirkes, waren von Niederpöbel, Obercarsdorf, Obercunnersdorf, PaulSdorf, PaulShain, Reichstädt, Ruppendorf, Sadis dorf, Seifersdorf, Spechtritz, WendischcarSdorf und Wilmsdorf im Ganzen 469 Pferde gestellt, von denen 41 Stück ausgewählt wurden. Wir konnten die An gaben, wieviel aus jedem Orte, nicht erlangen, ebenso wie die Notizen über die am 21. und 22. Juli in ReinhardSgrimma stattgehabten Vormusterungen. — Am gestrigen Sonntag Abend gegen 9 Uhr soll in Hennersdorf die sog. Bayer-Mühle abge brannt sein. — Der „sächsische internationale Verein zur Pflege im Felde verwundeter Krieger" und der „Albertverein" sind für die Dauer des Krieges zu einem einheitlichen Verbände unter dem Namen „Internationaler Hilfsverein für das Königreich Sachsen" zu sammengetreten, welcher mit allen ihm zur Verfügung sich stellenden Kräften und Mitteln der Pflege der ver wundeten nnd kranken Kriege sich widmen wird. Auch bei uns in Dippoldiswalve fli; ein Zweigverein ge gründet werden, und wird ein Aufruf dazu in der nächsten Nummer dieses Blattes erscheinen. § Frauenstein. Der Wiederaufbau der ab gebrannten Häuser schreitet rüstig vorwärts; die meisten sind bereits gehoben, mehrere schon unter Dach. Auch der Wiederaufbau des Armenhauses, der Super- intendnr und des Diaconats schreitet vorwärts, während der Kirchenbau dieses Jahr wahrscheinlich nicht in Angriff genommen wird, die Verdingung des Schulbaues aber infolge der eingetretenen Kriegs verhältnisse auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Glücklicher Weise ist der Bedarf an Sandsteinwaaren vorerst größtentheils gedeckt, denn nach Einstellung des Güterverkehrs auf den Bahnen würde der Transport per Axe viel theurer kommen. Es kamen bereits gestern mit letztgedachter Gelegenheit zwei Fuhren direct von Pirna hier an. Beim Baue überhaupt, der 18 ver schiedenen Baumeistern resp. Gewerken übertragen ist, werden zur Zeit 458 Maurer und Zimmergesellen, 77 dergleichen Lehrlinge und 127 Handlanger (zusammen 662) beschäftigt. — Seit Kurzem haben wir auch wiederjeine öffent liche Uhr. Dieselbe ist in einem zu diesem Behufe am Kirchthurm erbauten Gehäuse angebracht. Bis jetzt fehlt jedoch noch die Schelle dazu, weshalb man das in der GotteSackerkirche befindliche kleine Glöckchen dazu ausersehen hat. Dresden. Die Einberufung eines außerordent lichen Landtags wird bei unS nicht beabsichtigt, da die disponibel« Fonds des sächsischen Staates die Mittel zu längerer Kriegsführung garantiren. — Die bedürftigen Ehefrauen und Kinder von zum Dienste einberufenen Reservisten und Landwehr männern erhalten Unterstützungen, und zwar die Ehe frauen jetzt monatlich 1 Thlr. 10 Ngr., vom 1. Novbr. bis 1. April aber monatlich 2 Thlr.; für jedes Kind unter 14 Jahren werden monatlich 15 Ngr. gewährt. — Die Postämter erlassen folgende Bekannt machung: „Vom 23. Juli ab werden während der Dauer der Militär-Transporte auf sämmtlichen Eisenbahnlinien Sachsens die bisher für den Personen- und Postenverkehr bestimmten Züge theils ganzsistirt, theils nur in sehr beschränktem Umfange abgelassen werden. Verzögerungen in der Beförderung der Post sendung sind dadurch unvermeidlich. Indem das cor- respondirende Publikum von dieser Verkehrsunterbrechung in Kenntniß gesetzt wird, wird demselben gleichzeitig an heim gegeben, mit der Auflieferung von Postsendungen, besonders von Packereien, vorher thunlichst ganz zurückzu halten oder dieselben aufdaS äußerste Maaß zu beschränken. Berlin. In der Reichstags-Sitzung vom 21. Juli zeigte Präsident Simson an, er habe Telegramme aus St.-LouiS (Nord-Amerika) erhalten, wonach die dortigen Deutschen in einer Adresse an das deutsche Volk ihre Zustimmung zu dem nationalen Kampfe aus« sprechen, welcher die Freiheit und Einheit Deutschlands besiegeln werde. Gleichzeitig wird 1 Million Dollars für die Invaliden, Wittwen und Waisen der Gefallenen überwiesen! — Ferner sind au« Amerika an den König von Preußen telegraphische Wünsche für glück lichen Erfolg der deutschen Waffen (sämmtlich mit der Zusicherung von Geldsendungen) eingegangen aus San- FranciSko, Philadelphia, St. Louis, .Louisville rc. — Noch nie hat man bei einem öffentlichen Acte eine solche Begeisterung gesehen, wie bei der Eröffnung des letzten Reichstages ; in allen Mitgliedern lebt die gleiche Zuversicht. Sie find Alle gekommen als Zeugen der Eintracht und des MutheS, welche alle deutschen Stämme beseelen. Es giebt jetzt keinen Unterschied in Deutschland mehr; nicht Staat, nicht Partei, nicht einmal Confessio» trennt die Geister, alle sind auf Ein Ziel gerichtet. — Deutschland darf diesen Krieg nicht aufgeben, bevor das Haus Bonaparte gestürzt ist. Alle anderen Erfolge sind halbe, sind verlorene.