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Freitag. Nr. 4«. 17. Juni 1870. Weißerih-Ieitung. Amis- und Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträthe zv Dippoldiswalde ond /ranenstein. Verantwortlichkr Ledscleur: Larl Zehne in Aippoldirwalde. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. pro Quan« 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, 16. Juni. In diesen Tagen wird eine Schauspieler-Gesellschaft unter der Direction des Herrn Becker hier eintreffen, um eine Reihe von Theatervorstellungen zu geben. Hr. Becker war zum letzten Mal im Jahre 1854 hier, wo die Gesellschaft eine, durch den Tod des Königs Friedrich August bedingte unfreiwillige Pause von 3 Wochen machen mußte. Damals war die Gesellschaft eine vor zügliche und soll eS noch jetzt sein ; — sie gab bis jetzt in Rochlitz ihre Vorstellungen. — Die Jahresversammlung des hiesigen Zweig- vereinS der Gustav-Adolph-Stiftung wird am Mittwoch, den 6. Juli, in Schmiedeberg abgehalten werden. Die Einsammlung der Gaben für die Zwecke des Vereins erfolgt in den ersten Tagen der nächsten Woche, und wünschen wir von Herzen reichsten Erfolg. Die eingegangenen Bittgesuche bedrängter evangelischer Gemeinden sind Heuer noch zahlreicher als sonst. — Bei dem am 14. ds. Mts. hier abgehaltenen Ferlelmarkt waren 32 Stück zum Verkauf gestellt. Davon sind ca. 27 Stück, das Paar von 8*/» Thlr. bis 9 Thlr., verkauft worden. Frauenstein, 15. Juni. Nach neun Monaten, die seit unserm Brande verflossen, sind von den ent standenen Neubauten in diesen Tagen mehrere ge hoben worden, so am Montag das des Zimmerge sellen Liebscher am Wasserthor, am Dienstag das des Tischlers Heinrich, heute die der Herren Oeconom Polster und Sattler Göhler am Markt. Mit Gottes Hilfe werden die andern bald auch so weit gekommen sein, obgleich mehrere noch ziemlich zurück sind. Von den communlichen Gebäuden wird das Armen- und Krankenhaus zuerst in Angriff genommen und der Bau desselben nächste Woche verdungen werden. Hoffentlich können wir vom neuen Schulgebäude, zu dem ein Riß bereits zur Genehmigung vorliegt, bald ein Gleiches berichten. — Das Parkschlößchen geht auch seiner Vollendung näher; es ist ebenfalls bereits gehoben, sowie der daran gebaute Treppenthurm. Die imposante Fernsicht an diesem herrlichen Punkte unseres Parkes und die Annehmlichkeit einer dort einzurichtenden Re stauration werden den Hiesigen, wie Fremden, die sich der Naturfchönheiten erfreuen wollen, oft Gelegenheit zum Besuche sein. Maxen. Ein aus den Herren Adv. Kayser, Baumeister Gersten und Baumeister Kickelhayn, aller seits in Dresden, bestehendes Gründung«-Comitee hat die beiden in hiesiger Flur gelegenen Kalk werke, den Maximilian- und Burkhard-Schacht (mit einem-Areal von 2'/, Acker an Oberfläche und 70 Acker äst Unter irdischem) käuflich erworben und beabsichtigt, das Eigen tum an diesen Werken an eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Kalk- und Mormor-Atlien-Gesellschaft zu Maxen" zu übertragen. Das erforderliche, 100,000 Thaler betragende Capital soll in 1000 Aktien ä IM Thlr. aufgebracht werden. Die Actienzeichnuttg findet am 20., 21. und 22. Juni im Bankhause Eduard Rocksch Nachf. in Dresden statt. Dresden. Der Schaden, den die hies. Feuer-Vers.- Ges. durch den Bremer Brand hat, ist nicht ganz so bedeutend, als in vor. Nr. d. Bl. angegeben und übrigens durch Rückversicherung zu zwei Drittheil noch gemindert. Königsbrück. Am 7. Juni hatte der Stein metzger Rehor sich aus der Apotheke ein Fläschchen mit Creosot gegen den Zahnschmerz holen lassen und be wahrte es nach dem Gebrauche in einem Glasschränkchen auf. Sein 4jähriger Sohn hat später, als er sich in der Stube allein befand, das Fläschchen genommen und jedenfalls in der Meinung, daß eS Branntwein sei, ausgetrunken. Trotz schleunigst herbeigezogener ärztlicher Hülfe war der Knabe nicht xu retten und starb in wenigen Stunden. Leipzig. Am vorigen Sonnabend Nachmittag ist hier ein scheußliches Verbrechen verübt worden. Der Lylograph Werner in der Grimmaischen Straße war ausgegangen und hatte seine beiden Töchter, 18 und 9 Jahre alt, allein in der Wohnung gelassen, als der 21jährige Stiefbruder der Mädchen, Bruno Werner, ein mehrfach bestrafter Mensch, eintrat und seine Schwestern mit einem aus der Küche geholten Beite dermaßen auf den Kopf schlug, daß sie sofort bewußt los zusammensanken. Dann erbrach er das Pult seines Vaters, nahm das Geld heraus, raffte Kleider zusammen und suchte das Weite, die Schwestern in ihrem Blute hilfslos liegen lassend. Einige Stunden darauf fandest' erst die Hausbewohner, aufmerksam gemacht durch das Wimmern, die unglücklichen Mädchen. Die I8jährige Clara hat mit dem 8 Zoll langen und 3»/» Zoll breiten Eisenbeile 7 Hiebe auf den Kopf erhalten, wovon 2, die mit der scharfen Kante ausgetroffen, den Schädel knochen zertrümmerten; die 9jährige Elise erhielt 2 Hiebe mit der Beilschärfe, und sind Beide in größter Lebens gefahr. Den unermüdlichen Bemühungen der Polizei ist es gelungen, den Mörder zu fangen; in der Nacht fand man ihn nebst seiner Geliebten, einem lüderlichen Frauenzimmer aus Eisenberg, in einem Gartenhause am Gerberthore. Dieselbe scheint aber der Frevelthat Werners ganz fremd zu stehen. Letzterer hat feine