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Nr. SS. 18. März 1870. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung- H. Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Aemter und Itadträthe zu Aippol-iswalde und /ranensteiv. Urrmtwortlicher Lr-akteur: Lart Zehne in Vippoldiryatde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 17. März. Unser Ge- werbcverein hielt am Freitag, den 11. d. M., im nunmehr vollendeten 12. Vereinsjahre seine letzte Ver sammlung ab, bei welcher zunächst über die Feier des Stiftungsfestes berathen und der Beschluß gefaßt wurde, dasselbe, abweichend von früheren Jahren, nicht durch ein gemeinschaftliches Mahl, sondern in folgender Weise zu begehen. Freitag, den 25. d. M., Abends 7 Uhr, soll zunächst eine solenne Vereinsversammlung mit Zu ziehung der angehörigen Damen und lieber Gäste statt finden. Bei derselben wird Hr. Lehrer Lucas aus Reinholdshain einen physikalischen Vortrag über die Luftpumpe mit Experimenten halten; auch sollen Ge schäftsbericht und Rechnungsabschluß des verwichenen Vereinsjahres mitgetheilt werden. Hierauf will man einen Familienabend, zu welchem, wie wir hören, bereits mehrfache Anmeldungen von Vorträgen lau nigen Inhalts eingegangen sind, veranstalten. Bei den mancherlei sich im Verein zusammenfindenden Kräften steht jedenfalls recht Erheiterndes zu erwarten, von dem wir indeß Näheres nicht verrathen wollen. — Im weiteren Verlaufe der Versammlung des 11. März wurde ferner die Wahl des Vorstandes vorgenommen, wodurch die bisherigen Mitglieder desselben wieder gewählt wurden. An die Stelle des neugewählten, aber ablehnenden Hm. Buchdruckereibesitzer Jehne kam Hr. Schneidermeister Heinrich in den Vorstand, und nahm derselbe auch die auf ihn gefallene Wahl an. — Schließlich hielt Hr. Schuldirector Engelmann, an knüpfend an die jetzt und im vergangenen Jahre so häufig vorgekommenen Erdbeben, einen Vortrag über Vulkane und Erdbeben. Er sprach über die Ver breitung, die äußere Erscheinung und die Thätigkeit der Vulkane, schilderte nach den Erzählungen Plinius des Jüngeren und des Dio Cassius den furchtbaren Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Ehr., und nahm dann Gelegenheit, von der für das Kunstgewerbe so bedeutenden Anregung zu sprechen, welche dasselbe aus den in Herkulanum und Pompeji ausgegrabenen Ge fäßei', Geräthell, Schmucksachen u. s. w. erhalten hat und noch erhält. Hierauf ging derselbe auf die mit den Vulkanen zusammenhängenden Erderschütterungen über, berührte die Hypothese von einem iin Innern der Erde aus auf die peripherischen Schichten derselben wirkenden Centralfeuer und besprach von den im Zeit räume der letzten hundert Jahre stattgehabten größeren Erdbeben namentlich das, >/»» der gejammten Erd oberfläche einnehmende Erdbeben von Lissabon am 1. Nov. 1755. — Möge das neue Jahr dem Vereine ein in jeder Hinsicht ersprießliches sein! — In seiner letzten Versammlung am Dienstage (15. März) hat der landwirthschaftliche Verein für unsere Stadt und Umgegend, voraussichtlich der Genehmigung des hiesigen StadtratheS, die Einrichtung und Abhaltung eines Ferkelmarktes jn Dippoldis walde beschlossen, welcher, vom 9. April d. IS. anfangend, an jedem Sonnabend in den Vormittagsstunden abge halten werden soll. Näheres in dem Jnseratentheile dieser Nr. — Das neue Justizministerialblatt enthält in Be treff der Gerichtsferien eine wichtige Verordnung. Dieselbe ermächtigt nämlich die Gerichtsvorstände, einem Theile des Personals auch außerhalb der Gerichtsferien, aber während des Sommerhalbjahres, den entsprechenden Urlaub zu ertheilen, damit die Zahl der Beurlaubten sich nicht zu sehr zusammendränge. Ruppendorf, den 13. März. An diesem Tage Nachmittags 2 Uhr ward hier ein würdiges hochbe- tagteö Ehe-Jubelpaar unter großer Theilnahme in em gemeinsames Grab gebettet, nämlich Meister Johann Christian Plattner, Böttcher und Ein wohner hier, und seine Ehegattin Frau Johanne Eleonore geb. QuaS von hier. Die Vollendeten hatten sich am 6. dS. MtS. unter gemeinschaftlichem Genuß des heil. Abendmahls auf ihrem Krankenbette zu ihrer letzten Reise in die Ewigkeit christlich vorbe reitet, wohin Beide nun eingegangen sind: sie nämlich die Gattin am 9. März d. I. in dem Alter von 82 Jahren I I Monaten, er aber der Gatte am 10. März in dem Alter von 83 Jahren 9 Monaten. Dieses greise Jubelpaar Hatteam 10. Februar 1861 seine goldene Hochzeit gehabt und ist in hiesiger Kirche damals unter großer Theilnahme noch einmal zum ehelichen Bunde öffentlich eingesegnet worden. — Hierbei wollen wir noch erwähnen, daß gerade in den Augenblicken, als das würdige Jubelpaar in das gemeinsame Grab ge legt werden sollte, — die Sonne nach trüber und sehr stürmischer Witterung noch einmal freundlich in die offene Gruft hineinleuchtete. Friede ihrer Asche! Dresden. Am Dienstag hatte auf dem hiesigen Centralbahnhofe ein in Chemnitz stationirter Bremser, als er mit dem Zusammenschieben der Wagen beschäftigt war, das Unglück, durch einen Wagen umgerissen und überfahren zu werden, so daß ihm beide Beine unter halb der Ksüee zermalmt tyurden. Er wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Der hiesige Kaufmann H. F. Kegler, in den 30er Jahren sichend, ist kürzlich in Madeira, wo er Herstellung seiner Gesundheit erhoffte, gestorben und hat über seinen, ca. 300,000 Thlr. betragenden Ber»