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Dienstag. Nr. 13. 15. Februar 1870. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts - und Inztigk-Ilatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /ranensteiu. Vermtwortlicher krdacteur: Lari Zehne in SippoldiswalLe. — Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 14. Febr. In den beiden letzten Versammlungen unserS Gewerbevereins, die recht zahlreich besucht waren, wurde uns des Interessanten Mancherlei geboten. In der Versammlung am 28. Ja nuar sprach Hr. Schuldirector Engelmann über das spezifische Gewicht der Körper. Der Vortra gende erläuterte zunächst durch ein leicht verständliches Experiment das Archimcdes'sche Gesetz, zeigte dann, wiederum durch Experimente, wie man das spezifische Gewicht fester Körper finde, ging dann über auf die Methoden, dasselbe bei flüssigen Körpern zu bestimmen, zeigte und beurtheilte den Gebrauch verschiedener Aräo meter und schloß, nach einigen Beispielen der praktischen Verwerthung der Kenntniß des spezifischen Gewichts verschiedener Körper, mit einigen Mittheilungen über die Entdeckung des schon einleitungsweise erwähnten ArchimedeS'schen Gesetzes, daran nachweisend, wie oft durch scheinbare Zufälligkeiten die wichtigsten Gesetze der Natur gefunden worden seien. — In der Sitzung am 11. Februar gab Hr. Mühlenbauer Dost einige Mittheilungen über die Entstehung der verschiedenen Arten von Mühlen, und sodann sprach Hr. Schneider- mstr. Heinrich über einige dem Gewerbebetriebe ent gegenstehende Hindernisse. Er bezeichnete als solche die immer weiter um sich greifende Ausdehnung der Großindustrie und den Hausirhandel, die unreelle Be dienung des Gewerbtreibenden durch die Producenten des Arbeitsmaterials, den Mangel an Arbeitskräften an Werkzeugen und Maschinen, zu wenig Intelligenz in der Geschäftsführung, unzureichende Kenntniß im Rechnen und Schreiben, Mangel an kaufmännischen Kenntnissen, endlich auch das zu leichte Creditgeben. Letzterer Punkt gab ihm Gelegenheit, den hier entstandenen Zweigverein der „Gewerblichen Schutzgemeinschaft" zu er wähnen und einen Aufsatz vorzulesen, welcher sich über den beachtenswerthen Zweck des genannten Vereins aussprach. — Wenn im Laufe des Vortrags Hr. Hein rich sich tadelnd darüber ausgesprochen hatte, daß von Seiten der Schule zu wenig geschehe, um dem künftigen GewerbSmanne die genügende Befähigung namentlich „im Rechnen und Schreiben" zu verschaffen, so gab das Hrn. Schuldircctor Engelmann Veranlassung, zu bemerken, daß die Schule darauf allerdings besondere Rücksicht nehme, daß aber zur Befestigung des Gelernten die obligatorische Einrichtung von Fortbildungsschulen, deren Einrichtung und Pflege man sich dringend ange legen sein lassen sollte, eine dringende, unerläßliche Forderung sei. - (Landtagswoche.) Es ist dies die vorletzte Landtagswoche, über die wir berichten, da der Schluß des Landtags auf nächsten Sonnabend und die Thron rede zur Verabschiedung auf Montag, den 21. Febr., festgesetzt ist. Eine Verspätung von 8 Tagen, dem ReichstagSbeschlusse entgegen, welcher ein gleichzeitiges Tagen der Reichs- und Landesvertretung vermieden zu sehen wünscht, hat also unsererseits nicht umgangen werden können, so wenig sie auch in der Absicht der Regierung gelegen. Die I. Kammer nahm das (von der 2. bereits angenommene) Dissidentengesetz ebenfalls an. Domcapitular Hofmann legte Namens der katho lischen Kirche Verwahrung ein gegen die Einwirkung deö Gesetzes auf die Eheschließung. Bei Berathung des Haushaltes des Justizministeriums fanden die be kannten Gegner der Erweiterung der Gerechtsame (der Competenz) des Nordd. Bundes wieder Gelegenheit, sich über die von Sachsen ausgegangene Errichtung des Bundesoberhandelsgerichtes zu beschweren; in Erwide rung darauf hat jedoch Jnstizminister Schneider siegreich die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit dieses Vorgehens unserer Regierung dargethan. Bei Berathung des Etats für das Ministerium des Auswärtigen wurden die Kosten für das' Gesandtenwesen genehmigt. Die ganze Behandlung dieser Angelegenheit stach wunderbar von der in der 2. Kammer ab, denn während diese zwei SitzungStage zur Erledigung brauchte, war in der 1. Kammer kaum eine halbe Stunde dazu nöthig, und während Staatsminister von Friesen in jener über eine Stunde darüber sprach, war er in dieser nicht einmal anwesend. — Die 2. Kammer schritt in dieser Woche zur Berathung der Novelle über das Schulgesetz. Die Verhandlungen waren sehr lebhaft, ein Beweis, daß das Interesse des Landes sehr rege ist für die Angelegenheiten der Schule und Kirche. An der Re gierungsvorlage fand man Vieles auszusetzen, und rich tete die Kammer deshalb einstimmig ein Gesuch an die Staatsregierung, dieselbe möge dem nächsten Landtag ein Schulgesetz vorlegen, das sich auch mit der Reor ganisation der Schulbehörden befasse. Annahme fand die Abschaffung der Bürgerrechtsgebühren und die Ein führung directer Stadtverordnetenwahlen, die Ende 1870 in« Werk gesetzt wird. Am 10. Febr. wurde das Gesetz über die Sonntagsfeier berathen; man schloß sich den Ansichten der Regierung und der 1. Kammer an und stimmte für den Wegfall der Feste Mariä Verkündigung, Erscheinung Christi und des einen der beiden Bußtage und Verlegung des andern auf einen geeigneten Tag. In der Sitzung am 12. wurde über 22 Petitionen und sonstige Angelegenheiten berathen, von welchen die über die „Leipziger Zeitung" das allgemeine Interesse in Anspruch nahm. Die Deputation will dem Zwitter- verhältniß dieser Zeitung ein Ende machen; dieselbe