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Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Werßerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile SPfg. Amts- nnd Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Acmter nad Stadträthe zn Dippoldiswalde nnd /ravenstein. Nerantworllicher Nrdarteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Monats-Berichte Als wir in unserem letzten Monatsberichte aus Anlaß des bekannten Depeschenwechsels die, nach Frank reich neigende auswärtige Politik Oesterreichs miß billigten und die Ansicht aussprachen, daß kein Staats mann der, durch die Macht der wechselseitigen Inter essen ebenso, wie der geschichtlichen Vergangenheit be dingten Allianz zwischen Deutschland und Oesterreich, auf die Dauer sich werde entziehen können; — hatten wir keine Ahnung, daß schon im folgenden Monat September so bedeutsame Schritte zu einer Annäherung, wie der Besuch des Grafen Beust bei der Königin von Preußen und der angekündigte Besuch des Kronprinzen von Preußen in Wien, geschehen würden. Mag das Motiv dieser Annäherung in der Krankheit Napoleons zu suchen sein, oder sonst wo, gleichviel, wir begrüßen dieses Re sultat mit Freuden und wünschen demselben Bestand. Abgesehen von diesen wichtigen Vorgängen, war der Monat ziemlich arm an Thatsachen auf politischem Gebiete. Desto lebhafter ging es dagegen an den Börsen her. Zu Anfang des Monats bekam der in Wien getriebene unsinnige Actienschwindel einen ebenso unsinnigen Rückschlag und führte die größten Verluste für die Speculanten herbei. Die Krankheit des Kaisers Napoleon verschlimmerte die Panik. Der Rückschlag auf die anderen Börsen blieb nicht aus, und in der zweiten Hälfte des Monats folgte die Berliner Börse der rückgängigen Bewegung, wenn auch nicht in so toller Weise. Mit Ausnahme Derer, die von dem Rückgänge der Course profitirten, war die Stimmung unter den Börsenmännern sehr flau, das Geld wurde knapp und der Bankzinsfuß stieg auf 6<>/o. In Frankreich beschäftigte sich die öffentliche Auf merksamkeit fast ausschließlich mit der Krankheit des Kaisers und den Eventualitäten, welche bei einem etwaigen Todesfälle eintreten könnten. Auch für Deutschland ist diese Frage von Belang, indeß halten wir es für müßig, das Gebiet der blosen Conjektural- politik zu betreten, zumal sich auch nach den letzten Zeitungsberichten das Befinden des Kaisers wieder gebessert hat. Nächstdem begann auch, durch das heran nahende Concil hervorgerufen, die religiöse Bewegung. Einer der ersten Prediger von der Notre Dame Kirche in Paris, der Carmeliter Hyacinth, hat einen Protest gegen die Suprematie des Pabstes erlassen und ge fordert, daß auch die katholische Kirche mit der modernen Cultur sich in Einklang setze. Der offene Brief, übri gens von religiös-christlichem Geiste durchweht, hat große Sensation erregt und es bleibt abzuwarten, welche Tragweite sich an diesen kühnen Schritt kmipfen wird. In den übrigen Ländern Europa's ging es ziemlich ruhig her. Die Eröffnung der Landtagssessionen in München, Karlsruhe, Dresden und Berlin werden zu nächst das Interesse Deutschlands auf sich ziehen und für den nächsten Monat ein umfangreiches politisches Material liefern. —r. Der Brand von Frauenstein. Die ersten Stunden des gestrigen Sonntags, 3. Oc tober, haben ein entsetzliches Unglück über unsere Nachbarstadt Frauenstein gebracht: fünf Sechstheile der Stadt liegen, durch Feuer vernichtet, in Asche! Gegen i/s2 Uhr — während eines ziemlich heftigen Gewitters — ertönte aus dem am Markte (hinter dem Rathhause) gelegenen Hause des Fleischers Braune, der kurz vorher erst nach Haus gegangen sein soll, der schreckliche Feuerruf. Mit rasender Schnelligkeit ver breitete sich das Element nach allen Seiten hin ; M hölzernen, sämmtlich mit Schindeln gedeckten Häufet des Marktes, der böhmischen Gasse und der Freiberget Straße brannten in einem einzigen, furchtbaren Feuer meer, zumal als gegen */,3 Uhr das RathhauS und die Kirche (die um 3 Uhr ihre letzten Schläge that) in vollen Flammen standen. So waren denn in wenigen Stunden 83 Wohnhäuser ohne die Hintergebäude im Ganzen über 100 — eingeäschert! Die Kirche, das Rathhaus, drei Schulgebäude, die Superintendur, das Diaconat, die Postexpedition, das Armenhaus, die Apotheke, drei Gasthöfe, das städtische Brauhaus — mit einem Worte: die ganze innere Stadt lag in rauchenden Trümmern! Verschont blieben ein kleiner Theil der böhmischen Gasse, die sämmtlichen Scheunen vor dem böhm. Thore, die kleine Straße nach der Farbe, einige Häuser vorm Wasserthore und der sog. KönigS- platz (mit dem massiven Hause des Hrn. Bürgermeister vr. Reinhard). Achthundert Obdachlose, die ihre gerettete Habe auf die nächstgelegenen Felder ge borgen hatten, standen — in den ersten Stunden unter heftigem Regen — jammernd bei derselben, ohne Aus sicht, ein Unterkommen zu finden! Vieles — aber auch sehr Vielen Alles — ist verbrannt, und nur 3 oder 4 der Calamitosen hatten das Glück gehabt, ihre Mobilien bei einer Versicherungs-Gesellschaft versichern zu können. Ein großer Verlust ist die schöne Silbermann'sche Orgel und die noch neuen Glocken unserer Stadtkirche. Die vielen herbeigeeilten Spritzen aus der näheren und weiteren Umgegend konnten nur einzeln und an d.en Endpunkten der Stadt in Thätigkeit kommen. Durch die energische Thätigkeit der am Ende der Freiberger Straße aufgestellten Spritzen — nachdem dort ein HaUS