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Freitag. Nr 15 i9 Februar 1869. Erscheint Dienstes und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. . pro^Quartal Weißerch-Mtung. ZK Amis- und Anzeige-Ilatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Itadträthe zu Dippoldiswalde und Franensteiu. Vermtwortlicher Nrdactenr: Lari Ärhne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In den letzten Tagen sind auf Anregung des Herrn Bürgermeister Heisterbergk mehrere, für das städtische Wohl sich interessirende Männer zusammengetreten, um über die Gründung eines Verschönerungs-Vereins für unsere Stadt und nächste Umgegend zu berathen. Wie in diesem kleinern Kreise die Sache lebhafte Anerkennung fand, so war es auch der Fall bei Allen, denen hierüber, wie in der Vorbesprechung beschlossen, Mittheilungen gemacht wurden, und wir bringen hierdurch gern die Angelegenheit zur öffentlichen Kenntniß in der Hoffnung, daß viele Bürger unserer Stadt sich diesen Bestrebungen anschließen und zum Entstehen des Vereins das Ihre gern beitragen werden. Nachdem sich eine Anzahl Mit glieder werden gemeldet haben (der jährliche Beitrag soll vielleicht 20 Ngr., jedenfalls nicht mehr als 1 Thlr. betragen), wird diesen, sowie Allen, die sich noch ferner betheiligen wollen, eine Einladung zu einer General versammlung zugehen, in welcher die Gründung des Vereins beschlossen, die Statuten vorgelegt und berathen und Ausschußmitglieder gewählt werden sollen. Möge die schöne Idee vielseitigen Anklang und rege Förderung in unserer Stadt finden! — Wie wir hören, wird von den National-Libe ralen in Dresden an Stelle des Hrn. Adv. Schasfrath, bisherigem Mitglieve des Reichstages, der Herr Advocat Siegel in Dresden, Redacteur der Constitu tionellen Zeitung, als Candidat in Vorschlag gebracht. — In unserer Nähe wird am nächsten Sonntage, 21. Febr., ein seltenes Fest statthaben. Der Wald arbeiter Reichelt in Döntschen feiert mit seiner Ehefrau an diesem Tage die goldene Hochzeit. Es ist der armen, aber sehr rechtlichen Familie an diesem Tage eine Freude zu gönnen und zu wünschen. — Zu dem großen Schaden, welcher durch den in den letzten Monaten des vergangenen Jahres in den Waldungen stattgefundenen Schnee- und Windbruch verursacht worden ist, tritt, wie das Ministerium des Innern zur Warnung der Privatwaldbesitzer bekannt macht (s. die Ministerial-Bekanntmachung in heutiger Nr. d. Bl.), auch noch die Gefahr einer Jnsecten- calamität hinzu, wenn nicht allgemein und energisch die Mittel in Anwendung gebracht werden, um derselben durch möglichst schnelle Aufbereitung und rechtzeitige Entrindung der gebrochenen und geworfenen Hölzer thunlichst vorzubeugen. — Die Folgen oder vielmehr die Früchte des mit dem 3. Januar d. I. in Kraft getretenen neuen Berg gesetzes scheinen schon jetzt an den Tag zu treten, indem die im gedachten Gesetze getroffenen Bestimmungen mancherlei Vortheile und Erleichterungen den Genossen schaften bieten und somit das Vertrauen des Publikums zu Bergbautenunternehmungen mehr als je wieder erweckt haben dürften. So z. B. hat sich ganz neuerdings ein Verein gegründet, welcher ein im Frei berger Revier gelegenes, nach sachverständigen Gut achten sehr ergiebiges Grubenfeld auf Silber und Zinn abzubauen beabsichtigt. Daß dieses unter dem Namen „Erzgebirgische Silber- und Zinn-Bergbau-Gesellschaft" eingeleitete Unternehmen von Haus aus ein gesundes genannt zu werden verdient, geht schon daraus hervor, daß die meisten Antheilscheine in guten Händen sich befinden und eine öffentliche Einladung nicht erst nöthig machen. ° Altenberg, den 17. Februar. Ein merkwür diger Winter ist und bleibt doch der diesjährige. Vor zwei Tagen schien es wieder einmal, als wolle er nachholen, was er versäumt hatte, und heute hatten wir wieder einen wahren Frühlingstag, bei 10 Grad Wärme. Man will, wie es lewer schon oft geschehen, daraus einen baldigen Lenz prophezeihen; möchten wir in unfern süßen Hoffnungen nicht getäuscht werden! — Heute fand man unter Geising einen schon bejahrten Mann todt auf der Straße liegen. Wie es sich er geben, ist es ein Fleischermeister, Namens Schwenke aus Lauenstein, der wahrscheinlich vom Schlage ge troffen worden ist. * Glashütte. Nicht ohne Befremden lasen wir in Nr. 14 d. Bl. eine Mittheilung aus Bärenstein über eine dort abgehaltene Sitzung des Städtetags, insofern dieselbe die den Eisenbahn-Projecten gegenüber zu beobachtende Haltung betrifft. Während man mit wahrer Freude täglich sieht und hört, wie im Müglitz- thal und dessen Umgegend die Zuversicht auf Erlangung einer Eisenbahn immer mehr sich befestigt, gewinnt es durch obige Mittheilung fast den Anschein, als ob man im oberen Müglitzthale, für welches doch die Segnungen der Eisenbahnverbindung am fühlbarsten sein müßten, noch gar nicht mit sich selbst über den Gegenstand im Klaren sein könnte. Leider waren die Mitglieder des Glashütter Gemeinderaths, welche den Städtetag regel mäßig zu besuchen pflegen, gerade an jenem Tage hier von abgehalten. Dieselben müssen sich indessen ent schieden gegen die Annahme verwahren, als ob sie jene mattherzige Auffassung eines Unternehmens theilten, welches für Hebung des Grundwerthes und Belebung der Industrie von so segensreicher Bedeutung für unsere Gegend ist, wie noch nie ein anderes zuvor. Schon das muß einen befremdenden Eindruck machen, wenn sich Vertreter der Städte des Müglitzthales jetzt über