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. .. Ur. 11. 5. Februar 1869 ^rettn»;. _ — MWeißerih-Zeitmrg.H Ms- uad Mcigk-Ml der Migliche» Verichts-Iemler M SMkälhe M Nippoldiswalde ««» Fra»c»t!ki«. Vminllvortlicher Nedacteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. TjageSgeschichte. Dippoldiswalde. Am Montag Morgen ist der Schuhmachergeselle Träger aus Malter, dem vor 2 Jahren, als er sich die Füße erfroren halte, das eine Bein und die Zehen des andern abgenommen werden mußten, im hiesigen Bödchen todt aufgefunden worden. Erschien schon mehrere Tage dort gelegen zu haben und erfroren zu sein. — Nächsten Sonntag wird in allen Kirchen Sachsens eine Kirch en collecte für die Gemeinde Renth bei Planen gesammelt werden. Dieselbe besteht aus nur 229 Köpfen, meist Tagelöhnern, und der llmban ihrer Kirche ist auf 8000 Thlr. veranschlagt. " Dresden. Aus Wien meldet man, daß Idas kaiserliche Handelsministerium auf das Project einer Eisenbahn Dux-Pirna nicht eingegangen, dagegen das der Bahn Dux-Bodenbach genehmigt habe. Die Oesterreicher befürchteten, daß Pirna ein Eon cur rent von Bodenbach werden könnte, zumal wenn von dort aus noch eine Bahn nach der Lausitz (Löbau re.) geleitet worden wäre. — Hinsichtlich der neuen direkten Eisenbahn von Chemnitz nach Leipzig hat sich die Staatöre- giernng nunmehr für den Bau über Borna und An schluß bei Kieritzsch entschieden. — Der Finanzminister hat somit — entgegen der Meinung aller seiner Col lege» — die indirekte Richtung der direkten Bahn durchgesetzt. Wie man sagt, hat er sein Verbleiben im Amte von der Genehmigung der Bahnführung über Borna abhängig gemacht und dadurch gesiegt. — Die von gewisser Seite jetzt beabsichtigte Ver schmelzung der demokratischen unv der Fortschrittspartei ist gescheitert, und eö hat somit Sachsen jetzt folgende Parteien aufzuweisen: 1) die demokratische Partei (Standpunkt von 1848); 2) die Fortschrittspartei (norddeutsch-demokratisch); 3) die Volkspartei (groß deutsch-demokratisch); 4) die national-liberale Partei (Altliberale, Gothaer); 5) die bundesstaat lich-konstitutionelle Partei (particulaxistisch-kon servativ); 6) die lasalleanisch-socialistischePar- tei, bei welcher der Name den Standpunkt schon deutlich genug bezeichnet. Daß ein solcher Ueberflnß an Par teien das Volk nur spaltet und schwächt, liegt auf der Hand. Eine einzige Volkspartei, gegenüber den reaktionären, absolutistischen Strömungen, würde obigem Verhältuiß gegenüber als höchstes politisches Volksziel anzustrebeu sein. Leipzig. Der neue Theaterdirector Laube hat beim Beginn seiner Thätigkeit eine Ansprache an die Bewohner Leipzigs gerichtet, die sehr verständig scheint, aber den Theater-Enthusiasten nicht ganz gefallen dürste, weil sie rund heraus erklärt, daß ein Theater ersten Ranges in Oper und Schauspiel für Leipzig sich nicht schaffen und erhalten lasse, weil Leipzig eben — nur eine. Mittelstadt, und weil sie vor „überspannten An forderungen und Erwartungen" ebenso warnt, wie vor dem Ueberspringcn des mäßig Guten. — Die Roß-Aerzte der sächsischen Armee tragen jetzt eine neue, ganz originelle Uniform; der Rock ist hellkornblumenblau mit schwarzem Kragen, zwei Reihen flacher gelber Knöpfe, ohne farbigen Aermelaufschlag und im Schnitt wie die preußischen Offiziers-JnterimS- röcke. Die Beinkleider sind schwarz und die Kopfbe deckung der Artilleriehelm. Die Büchsenmacher tragen dieselbe Uniform, nur dunkelblau. — Bei dem bevorstehenden Jahrmarkt in Alt stadt (am 15., 16. und 17. Febr.) wird der Bormarkt der Tischler und Böttcher am 11. bis mit 13. statt finden und der Grossoverkauf für wollene, baumwol lene und leinene Manufacturwaaren, sowie für erzge- birgische Schachtel- und Spielwaaren, am 12. seinen Anfang nehmen. Sämmtliche Leinwandverkäufer halten auf dem Antonsplatze feil. Berlin. Frankfurt ist einer der wundesten Flecke im neuen preußischen Staatsleben. Die alten Reichsstädter können ihre Unabhängigkeit sobald nicht vergessen. Dazu kommt, daß es noch nicht gelungen ist, die Vermögensverhältnisse von Stadt und Staat Frankfurt unter Zustimmung der preußischen StaatS- regierung zur Zufriedenheit der Stadt zu ordnen. Jetzt ist nun dem preußischen Abgeordnetenhause ein Gesetz entwurf zur Regelung der Angelegenheit vorgelegt worden, und hofft man, daß dies allseitiger Versöhn lichkeit gelingen werde. Wien. Seit einiger Zeit macht sich eine gewisse Mißstimmung mit der Regierung in liberalen Kreisen bemerkbar. Man wirft derselben vor, daß sie noch immer zögere, den Anmaßungen der Geistlichkeit energisch entgegen zu treten. Noch neulich konnte an der böhmisch sächsischen Grenze, bei Rumburg, ein Brautpaar nicht kirchlich eingesegnet werden, weil die evangelische Braut sich geweigert, alle ihre Kinder katholisch erziehen zu lassen, und ein evangelischer Großvater eines Kindes, welcher bei demselben Pathenstelle vertreten wollte, wurde wegen seiner Religion, in der katholischen Kirche als nicht dazu befähigt, zurückgewiesen. Türkei. Die Zustimmung Griechenlands und demgemäß die Beilegung des griechisch-türkischen Streites gilt nach wie vor als gesichert.