Volltext Seite (XML)
Nr. 7. Verantwortlicher Nrdacteur: Carl Äehnr in Dippoldiswalde. 22. Januar 1869. Preis pro Quartal IO Ngr. z Inserate die Spalteu-Zeile 8Pfg- /reitag. Erscheint M Wecherch-Zeitung Postanstalten. Amts- und Anzeige-Alatt der Königlichen Gerichts-Ämter ond Ktadträthe zv Dippoldiswalde vnd Frauensteiu. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 2l. Januar. In der vergan genen Nacht, V-H Uhr, ist in dem zum Rittergut Reinhardsgrimma gehörigen sogenannten Sommer- Schafstall Feuer ausgebrocheu und letzterer total nieder gebrannt. Die Entstehungsursache ist zur Zeit unbe kannt. ° Dresden. Die städtischen Behörden können die Verordnung des BundeS-Feldherrn, betreffs der Befreiung der Militärpersonen von den städ tischen Abgaben, nach Artikel 61 der Bundesver fassung, in ihrer Rechtmäßigkeit zwar nicht bestreiten; sie werden jedoch, wie es der städtische Verein in seiner letzten Versammlung auch als Wunsch aussprach, bei unserer Regierung und den gesetzgebenden Bundes organen auf Wiederaufhebung, bezüglich Abänderung derselben hinwirken. Dresden, welches sehr viele Mili tärpersonen beherbergt, die nur der angenehme Aufent halt herbeigezogen, hat allerdings mehr Ursache, denn andere Städte des Landes, sich gegen den, mit der Verordnung es bedrohenden Einnahmeausfall zu wehren. — Das kgl. Ministerium erläßt die Bekannt machung in Betreff der Beschälstationen in diesem Jahre, die in einer der nächsten Nummern d. Bl. zum Abdruck gelangen wird. — Für den gejammten Umfang des Norddeutschen Bundes wird im preuß. Kriegsministerium eine neue Instruction für die theoretische und practische Ausbil dung der Einjährig - Freiwilligen ausgearbeitet. — Die Staatseisenbahn-Direction, welche jetzt bekanntlich in eine östliche und westliche zerfällt, wird demnächst vereinigt und gleich der Ober-Post- Direction nach Dresden verlegt werden. Die be treffenden Beamten haben bereits hier Privatwohnungen gemietet. — In Königstein ist am 13. Jan. durch frechen Einbruch beim Kaufmann Hachenberg ein Diebstahl an Manufacturwaaren im Betrage von 500 Thlrn. ver übt worden, man muthmaßt, durch böhmisches Gesindel. — In Sitten bei Leisnig hat sich ein lljäh- riger Knabe aus Furcht vor der Strafe wegen einer zerbrochenen Fensterscheibe durch Erhängen selbst ent leibt. Berlin. Gleich allen activen preußischen Offi zieren ohne Unterschied des Ranges müssen fortan auch alle übrigen Offiziere des norddeuts chen Bundes heeres zu ihrer Verheirathung die Genehmigung ihres LaudeSherrn einholen. Feldwebel, Wachtmeister, Unteroffiziere und Soldaten bedürfen dazu die Erlaub- niß ihrer Regiments-Commandeure. Die Landwehr bleibt von der Verordnung unberührt. — Der Bruder der Kronprinzessin Victoria, der Prinz von Wales, ist mit seiner Gemahlin hier einge troffen. Die dänische Prinzessin weilt zum ersten Male am hiesigen Hofe. Stuttgart. Der künftige Thronerbe Prinz Wilhelm, wird mit andern Offizieren zu seiner wei teren militärischen Ausbildung (namentlich Erlernung des preußischen Cavalleriedienstes) aus einige Zeit nach Berlin gehen. Der König pflegt jetzt in ungewöhn licher Weise den preußischen Gesandten auszuzeichnen. Wien. Finanzminister Or. Brest! soll von den Schwierigkeiten seiner Lage bestimmt werden, seine Entlassung nachzusuchen. Die Ungarn überwiegen noch immer im Rathe des Kaisers, und der Reichskanzler Graf Beust, welcher sie sich zu gehorsamen Werkzeugen heranbilden wollte, hat mit ihnen schon manche Ent täuschung erfahren. Dalmatien dürfte ungeachtet des neulichen Widerspruchs des Ministers Grafen Taaffe schon so gut wie zur Krone Ungarns gehörig gezählt werden können. — Der Kaiser und die Kaiserin werden bestimmt nach Agram reisen, doch ist der Zeitpunkt noch nicht fest bestimmt. Auch Dalmatien und Siebenbürgen wird von ihnen besucht werden. Pesth. Siebenbürgisch-deutsche Blätter leugnen entschieden die Umtriebe der Rumänen, von welchen so viel gefabelt wird. Sie meinen, solche Ge spensterseherei wäre nur geeignet, den innern Frieden zwischen den Bewohnern des Landes zu stören. Paris. Der Kaiser hat am Montag die Sitzungen des Gesetzgebenden Körpers eröffnet. Die Thronrede tragt im Allgemeinen einen friedlichen Charakter. Der Conflict zwischen der Türkei und Griechenland wird als geschlichtet betrachtet, ja sogar die Hoffnung auf eine „Annäherung" dieser beiden Staaten ausgesprochen, so daß nichts die allgemeine Eintracht stören werde. — Die Conferenz ist zwar aus, doch werden die Mitglieder noch beisammen bleiben, bis die Ant worten Griechenlands und der Türkei eingetroffen sind. Die letztere soll nach den neuesten Nachrichten die Beschlüsse der Conferenz angenommen haben. Spanien. Die bis jetzt fast sämmtlich bekannten Corteswahlen sind der Monarchie höchst günstig. Es sind 223 Wahlen auf monarchistische, 75 auf republikanische, 15 auf absolutistische und 10 auf „zweifelhafte" Volksvertreter gefallen.