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Dienstag. ^-95. 5. December 1865. Erscheint Dienstags Md FreitaM. Zu beziehen durch alle Post anstalten. lONgr. Userate die palten- Zeile Amis- mld Meige Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und StMräthe zu Dippoldiswalde, Muenflkin und Altenberg. . - Verantwortlicher Redacteur: Car Weihrrachts - Plaudereien. Weihnachter«, das liebliche Fest der Christenheit, ist wieder vor der Thür, und mit Freuden denkt Alt und Jung im Voraus an Dieses Fest. Alt und Jung, sagen wir; den« wenn auch Viele das Weihnachtsfest als Fest der Kinder bezeichnen, so haben sie doch nicht ganz recht; denn wir Alle freuen uns doch am Weih nachtsfeste mit den lieben Kleinen, und manches Hane Herz ist schon durch die Weihnachtsfreuden der Kinder erwärmt und erweicht worden. Brauchen wir uns denn zu schämen, wenn wir am Weihnachtsfeste uns freuen mit den Fröhlichen? Ist es doch, als würde man wieder jung, wenn eine frohe Schaar beglückter Kinder uns umjubelt! Denkt man nicht mit Freuden an seine Kinderjahre zurück und ruft aus: O selig, o selig, ein Kind noch zu sein! Ach, könnten wir doch diese häuslichen Freudenscenen mit erleben! Aber, wenn wir uns mit freuen wollen, müssen wir erst auch mit sorgen, wie es die lieben Mütter und die holden Töchter thun; denn die Freude des Weihnachtsfestes wird bei ihnen erst durch Sorgen er rungen. Es ist dies jedoch kein Sorgen, das das Herz erdrücken will, o nein, ein Sorgen, das durch die zu erhoffende Freude gemildert, ja gemüthlicher Art wird. Was sorgt nicht eine Mutter vor dem Weih- nachtsseste, um ihren Kindern, ihrem Gatten passende Geschenke überreichen zu können. Wenn die lieben Kleinen zu Bett sind, da wird gemessen, zugeschnitten, genäht, gehäkelt und gestickt. Ist der Papa in den Verein oder zu Bier gegangen, so holt die Mama oder die Töchter das für ihn bestimmte Geschenk her vor und arbeiten daran; sobald es aber klingelt — husch, ist es verschwunden. Welche Sorgen macht nun wieder das Aufbewahren der verschiedenen Sachen, um sie den Argus-Augen der Knaben und den neugierigen Blicken der Mädchen zu verbergen. Die alten Kom moden und oft die schon zur Rumpelkammer verdammten Truhen, müssen da nochmals ihre Dienste erfüllen. Wie bald wird durch ein vorlautes Wort des kleinen Nafeweiß die Freude verdorben! Könnten wir einen Blick thun in die Herzen der lieben Frauen, was für Weihnachtssorgenwürden uns da offenbar werden?! Könnten wir nur die beliebten Frauenkränzchen besuchen, wie manches Weihnachtsge schenk für Väterchen, Brüderchen u. s. w. würden wir da entdecken. Aber wir sind nicht neugierig, doch etwas — schadenfroh; denn offen gestanden, es freut uns, daß die lieben Frauen jetzt so viel zu sorgen haben. Wir hören es so gern, wenn sie einander ihre Roth klagen. Da sagt Mariechen: „Ach, wird denn meinem Vater diese Börse gefallen, was meinst Du?" Aenn- chen spricht wieder: „Ich will meiner Mutter einen Jehne in Dippoldiswalde ... ... - l I E» Fanchon stricken. Glaubst Du, daß ich ihr damit eine Freude bereiten werde? Wenn ich nur wüßte, ob ihr die lila Farbe passend wäre?" Wie oft werden da bei solchen Fragen der „Bazar," die „Modenwelt," die „Victoria," oder wie die Journale der Frauen alle heißen, hervorgezogen und um Rath befragt. So hat die Noch und das Klagen der Frauen bis zum Feste kein Ende. Ja, kommt das Fest noch näher, so macht ihnen der Bäcker das Herz warm, oder sie es manchmal auch dem Bäcker. Kurz, heiß geht's beim Stollen- und Kuchenbacken her. Aber ge backen muß werden, denn was wäre Weihnachten ohne Stollen? — Das liebe Männchen hat jetzt ahn auch seine Noch, denn ihm fällt, d. h. wenn er ein zOtlicher Familienvater ist, das Anputzen des Christbaumes zu. Da sitzt nun der Vater im Schlafrock und Babuschen gewöhnlich mit den größeren Söhnen um den Tisch, vergoldet und versilbert die Aepfel und Nüsse, hängt dieselben mit den Conditoreiwaaren an den Baum, be festigt die Tüllen u. s. w. — „So ift's recht," spricht Mütterchen, „ihr Männer müßt doch auch eure Arbeit und Sorge zum Christfest haben; um das Kaufen eines Geschenkes macht ihr euch so nicht halb so viel Kopf zerbrechen als wir." Die Mutter hat auch wahr gesprochen, denn wollen die Männer ja dem Frauchen oder Töchterchen eine Freude bereiten, so lassen sie gewöhnlich das Geschäft des Einkaufens durch Andere besorgen. Am liebsten aber ersparen sie sich alle Sorgen und zahlst am Tage der Bescheerung mit baarer Münze aus. — So mag es denn herankommen das liebe Weih- nachtSfest mit seinen Gaben und Freuden und mag eS Jedem bringen, was ihm sein Herz wünscht. Freilich Mancher wird denken : ach, bei mir muß es bei dem bloßen Wunsche bleiben! Doch auch ihr Armen ver zaget nicht, denn am Weihnachtsfeste thut sich ja Allen das Herz auf und am Fest der Liebe vergißt man gewiß der armen Brüder nicht. Trotzdem, daß in diesem Jahre der Wohlthätigkeiissinn und die Bruderliebe schon viele Opfer gebracht haben, so wird man doch am WethnachtSfeste der Armen nicht vergessen. Ist es ja das Fest des Heilands, der da sagte: „Was ihr ge- tha» habt einem unter diesen meinen geringsten Brühern, das habt ihr mir gethan!" Tagesge sch Letzte. * Altenberg, den Z. Decbr. Als die Nachricht von Böhmen nach Sachsen herüber kam, oaß böh misches Bier gegen einen geringeren EingaugSzoll in Sachsen eingehen könne, da war ein großes Halloh bei Gambrinus' Anhängern, und man konnte kaum den 1. Juli erwarten, wo die geringere Abgabe in'S Leben