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27. Octoöer 1865. 84 7 Freitag. Erscheint Dienstags nnvi Freitags. Zu beacht» durch alle Post anstalten. «ro Quartal 10 Ngr. ' Inserat« d« Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. El sssss—-SSii-SS» rr > E Weißeritz-Zeitung. Amts- Md Aytigt-Klatt -tr KSnigttchtn Gerichts-Imttt Md StMMk D Kippoldisivaldt. FrmenM and Ittenberg. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 26. Octbr. Seit vier Tagen haben wir Regen, gestern Vormittag sogar ein ziemlich heftiges Gewitter. Diese AeNderung des Wetters, be sonders wenn sie auch in den Orten Sachsens, wo bis jetzt Cholerafälle vorgekoMmen sind, eingetreten wäre, wird hier wie dort die Furcht vor dem Herannahen dieser Krankheit beseitigen. Indem wir nochmals aus den trefflichen Artikel in voriger Nummer dieses Blattes und auf die in demselben enthaltenden beachtenswerthen Vorsichtsmaßregeln aufmerksam machen, bemerken wir, daß eine Seiten des Ministeriums des Innern aufge stellte und zur Verbreitung gelangte Vorschrift, betreffend die „Verhaltungsmaßregeln beim Herannahen und beim Auftreten der Cholera" in der nächsten Nr. d. Bl. zum Abdruck gelangen wird. In Dresden ist bis jetzt noch kein Cholerafall vorgekommen, wohl aber ein solcher am 21. Octbr. in Leipzig. — Ein gestern Nachmittag an einer der vor dem hiesigen Niederthor gelegenen Scheunen angebrachter, weit hinauf reichender Schwefelfaden, der an einem Ende auch bereits gebrannt hatte, möge alle Bewohner unseres Ortes zu größter Vorsicht und Wachsamkeit mahnen, denn es muß leider angenommen werden, daß dies Beginnen ein schändlicher Bubenstreich, eine be absichtigte Brandlegung war, die glücklicher Weise durch rechtzeitige Entdeckung vereitelt wurde. — Die Arbeiten des Comitees für die im nächsten Jahre in Löbau beabsichtigte oberlausitzer Indu strieausstellung sind nunmehr soweit vorgeschritten, daß sich dasselbe an den Stadtrath und die Stadtver ordnete» mit dem Gesuche um Uebernahme des Risicos und Gewährung eines entsprechenden Vorschusses zur Bestreitung der Kosten gewendet hat. — Die Werdauer Medicinalpolizeibehörde macht höherer Anordnung zufolge, auf Grund amtlicher Er mittelungen bekannt, daß bis zum 20. October allhier an der Cholera 149 Personen erkrankt und 52 Per sonen gestorben sind. — Am 21. Octbr. erkrankten 15 und am 22. Octbr. 3 Personen; an jedem Tage star- ben 4. In ärztlicher Behandlung waren am 22. noch 34 Cholerakranke. Die Krankheit tritt übrigen« jetzt weniger heftig auf. — Eine Hinrichtung wird in Bautzen am Sonnabend, den 28. d. M., früh 7 Uhr stattfinden an dem Bandmacher Böhme au« Böhmisch - Vollung bei Pulsnitz, wegen de« am 26. Sept. vor. I. an dem Hausbesitzer und Tagarbeiter Pfützner zu Ohorn ver übten Mordes. Der König hätte nach eigner Prüfung das pom Oberappellationsgerichte gefällte Todesurtheil bestätigt. Berlin. Die Theilnahme für die bei den Häu sereinstürzen hier verunglückten Personen ist über alle Erwartung groß und thatkräftig. Bis zuni 22. waren 31 Todte und 21 Verwundete aus den Trümmern hervorgezogen, 7 werden noch vermißt. Für die Hin terbliebenen der Erschlagenen, wie für die Verwundeten, welche zumeist arbeitsunfähig geworden, wird an allen > Orten gesammelt. Man sah in der ganzen Umgegend der Wasserthorstraße, aber auch im Mittelpunkt der Stadt, an der langen Brücke rc. Tische mit Büchsen und Tellern aufgestellt, welche bald überfüllt waren. An der Börse wurde collectirt, ebenso in den Ver gnügungslocalen u. s. f., so daß denselben Abend schon sehr bedeutende Summen zur Verfügung standen. Der Einsturz der Mauer eines Neubaues vor dem KönigS- thore forderte 5 Menschenleben. Außerdem ist an dem selben Freitage noch ein Güterschuppen auf dem Frank furter Bahnhofe eingestürzt. ES war in der Wahr heit ein Unglückstag für Berlin. Frankfirrt a. M. Die an den hiesigen Senat gesandten preußisch-österreichischen Drohnoten find ihreni Wortlaute nach bekannt; beide Noten sind nicht gleich lautend, wenn sie auch in ihren Forderungen überein stimmen; die preußische ist namentlich in einem weit schrofferen Tone gehalten, als die österreichische. WaS nun die Wirkung anlangt, welche dieser Schritt in der Bundesstadt hervorgebracht hat, so dürfte dieselbe den Erwartungen der beiden deutschen Großmächte wenig entsprechen. Nachdem nämlich der gesetzgebende Körper schon am 19. October gegen den Senat einstimmig die Erwartung ausgesprochen hat, daß derselbe jedem An griff auf die Hoheitsrechte der freien Stadt Frankfurt und jeder Bedrohung ihrer Selbständigkeit mit Würde und Energie zu begegnen wissen werde, trat der Senat am 21. Oct. zu einer Extra-Sitzung zusammen und faßte mit Einhelligkeit den Beschluß, die von den deut schen Großmächten gestellten Forderungen energisch zurückzuweifen. Es soll die« in zwei gleichlauten den Noten den Kabineten in Wien und Berlin ange- < zeigt werden. «>-!> MMrchlicheS. Es zieht Einrichtungen in Gemeinde und Kirche, welche sich überlebt haben und doch fortbestehen, obgleich die Mehrzahl der Gebildeten dieselben als unpassend und nicht mehr zeitgemäß bezeichnen muß. Dazu rechnen