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Dienstag. 79. IN. Gcl-bkr 18«S. Erscheint > MWeißerih-Zeitung. M M»- «» Ivei,t-Pl«ll »n KSchlichkn Wmchls-Irmlkk m» M - -i„M»wliVk. Frmmstti, M AllMrr,. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jebne .'n Dippoldiswalde. Zur Eisenbahnfrage. Die Ausgabe der Promessenscheine für die Tra- cirungsarbeiten hat vielseitig die Ansicht hervorgerufen, als sei es bereits beschlossene Sache, das künftige Baukapital durch eine Actien-Emission zn beschaffen. Dem ist jedoch nicht so; vielmehr wird von der Gene ralversammlung der Promessenscheininhaber künftig zu beschließen sein, ob man den Versuch machen will, eine Aktiengesellschaft zu gründen, oder an die Staats regierung sich zu wenden und um Erbauung der Bahn aus Staatsmitteln zu petitioniren. Mag man den einen Weg oder den andern einschlagen, in beiden Fällen ist es unbedingt nöthig, die durch die Traci- rungSarbeiten zu liefernden Karten mit vollständigen Berechnungen und Anschlägen zur Hand zu haben. Namentlich sind diese Unterlagen für eine Petition an die Regierung, bezüglich an die Landstände, gar nicht zu entbehren, wenn man nicht von vorn herein leeres Stroh dreschen will. Nun wird zwar von manchen Seiten überhaupt bezweifelt, daß die Regierung die Bahn bauen werde, indeß, ohne hier einen Disputat anspinnen zu wollen, ist jedenfalls so viel gewiß, daß, wenn der Regierung keine Vorarbeiten geliefert werden, dann noch viel we niger an die Ausführung des Bahnprojectes aus Staatsmitteln zu denken ist. Dippoldiswalde und Um gegend würde durch eine solche Unterlassungssünde ge radezu erklären, daß man keine Bahn haben will, daß kein Bedürfniß dafür vorhanden ist. Es ist uns er zählt worden, daß beim Baue der Straße nach Alten berg der Stadtrath sich sehr dafür verwendet habe, daß die Straße durch die Stadt geführt werde. Es wurde aber für solchen Fall ein Kostenbeitrag von mehreren Hundert oder Tausend Thalern verlangt; die Stadt scheute diesen Aufwand und die Straße wurde durch die Vorstadt gelegt. Wollte man jetzt, was wir zur Ehre der Stadt und des Bezirks nicht annehmen, sich scheuen, das kleine Opfer von ca. 2000 Thlrn. für die Vorarbeiten zu einer Eisenbahn aufzu bringen, so möge man sich wenigstens nicht über Ab nahme der Bevölkerung, das Sinken des Verkehrs und Gewerbslebens beklagen und die Folgen dieser edlen Passivität ruhig ertragen. Es ist möglich, daß die Regierung und die Stände auf eine etwaige Petition zur Zeit eine abschlägige Antwort geben; eS ist möglich, daß eS auch nicht gelingt, eine Aktiengesellschaft für die Bahn zu gewinnen, und daß noch 10 oder 20 Jahre, oder noch länger gewar tet werden muß, ehe das Projekt seiner Ausführung nahe rückt. Dies Alles aber kann chcht abhalten, das Fundament für eine künftige Bahn zu legen und für das allgemeine Beste schon jetzt ein Opfer zu bringen, wenn auch die Nachwelt erst die Früchte davon ernten sollte. Wer nicht ins Wasser geht, lernt nimmermehr schwimmen. Als vor ungefähr 30 Jährest der bekannte List für eine Eisenbahnverbindung zwischen Leipzig und Dresden unermüdlich schrieb, da fehlte eS nicht an zum Thetl sonst sehr intelligenten Leuten, die den guten Mann einfach für „verrückt" erklärten. — Die Nachwelt hat ihm ein Denkmal gesetzt. — Wir wissen, daß es auch im vorliegenden Falle nicht an Leuten fehlt, deren Klugheit sonst nicht zu bestreiten ist, die aber jedwedes Opfer für die jetzt in Angriff genommenen Tracirungsarbeiten von der Hand weisen, weil sie die Comiteemitglieder und deren Anhang für Menschen ansehen, die nach dem Monde schießen, d. h. etwas nach jener Ansicht Unausführbares erstreben. Dennoch leben wir der Ueberzeugung, daß eS auch hier, wenn wirklich die Gegenwart mit ihren Hoffnungen leer ausgehen sollte, es an einer glücklicheren Nachwelt nicht fehlen wird, die sich mit dankbarem Herzen Derer erinnern wird, die ein Stück Zeit, Arbeit und Geld in die Schanze schlugen zu allgemeinem Nutz und Frommen. Tagesgeschiehte. Dippoldi-walde. Ueber das in vor. Nr. bereit gemeldete Feuer in Gottleuba wird folgende- Nähere gemeldet: Am Mittwoch, 4. Oktober, rn der 3. Nachmittagsstunde, brach das Feuer in einem der beiden zusammenhängenden Holzschuppen de» 86 Jahre alten Auszügler- Gottschalk und de- ZimnMmanU- Weller in der Oberstadt au». In Folge der großen Trockenheit und des Wassermangel» wurden trotz dcr herbeigeeilteu 14 Feuerspritzen in wenige» Stundest 56 Wohnhäuser (iucl. des Rathhause-), lsl Seiten- und Hintergebäude, 21 Scheunen, 26 Gtällgebäude, und 21 Schuppen in Asche gelegt und dadurch 162 Fa milien mit 465 Köpfen deS Obdach» bttastdt. Die AuSzüglerin Wolf wurde vor Schreck auf de« Felde vom Schlag getroffen und todt hereingrbracht. An fänglich entstand das Gerücht, Kinder hätten da- Feu-r verursacht, doch hat sich dies nach den angestellten sorg fältigsten Erörterungen nicht bestätigt; vielmehr ist die wirkliche Entstehung-Ursache noch nicht ermittelt. Ju Gottleuba hat stch bereit» ein Hilfskomitee gebildet, welche» Gaben für die Unglücklichen in Empfang nimmt. — Am Freitag besuchte Se. Mas. dür König die unglückliche Stadt und erkundigte sich bei vielen vom Brande Bettoffenen selbst nach den nähetn Ver hältnissen und hatte für Jeden Worte de» Tröste« und