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M 77. Dienstag. Erscheint Dienstags undi Freitags. Zu beziehen durch alle Post- Ms- »ad Jajchc-KIM dtt KömMm Wknch«»-Ikmlkr M SIMjchk A » KipMiMavr. Mmastki» aad Mnibcrg. »a as-a, . 3. October 1865. l u'^o Z-tol -tn^ounsZ Werßerch-ZM»Mg;M Verantwortlicher Redacteür: Carl Jehne >n Dippoldiswalde / Tagesgefchichte, Dippoldiswalde. Morgen Mittwoch, 4. Octbr., werden wir eine Mondfinstern iß zu beobachten haben. Abends 10 Uhr 34 Min. beginnt die Ver finsterung; 11 Uhr 35 Min. ist dieselbe am größten, die Schattenbedeckuug der halben Mondscheibe reicht zu dieser Zeit bis 4r/io Zoll vom Rande nach dem Mit telpunkt hin (wobei der Monddurchmesser zu 12 Zoll gerechnet wird). Diesmal geht der Mond nicht durch die Mitte des Erdschattens, sondern er dringt nur mit der Südseite der Scheibe in die Nordseite des Schat tens und schreitet dabei, wie stets, von Westen nach Osten fort. Der Mond ist am 4. Octbr. in der Erd nähe, also gegen 49,000 Meilen von der Erde entfernt. Die Erde ist in der Mittlern Entfernung von der Sonne (20,682,330 Meilen). -s- Attenberg, den 1. October. Am 26. vor. M. bezog unser Herr Pastor Hartenstein seine aus dem Schutte hervorgegangene neue Amtswohnung, die, nebenbei gesagt, dem Baumeister alle Ehre macht. Am Abende desselben Tages brachte das Lehrercollegium,' begleitet vom Herrn DiaconuS Kleinpaul und den ' Staatsmänner wohl "selbst keine Antwort zu" geben. Schülern der ersten Klassen, die mit Blenden versehen waren, dem Herrn Pastor eine Ovation. Nach Absin- gung eines eigens dazu gefertigten Gesanges begrüßte Herr DiaconuS Kleinpaul den Herrn Pastor Hartenstein in einer diesem frohen Tage angemessenen Ansprache, welche der Letztere in seiner herzlichen Weise erwiederte. Zum Schluß wurde gesungen: „Unfern Eingang s egne Gott!" — Herr Bürgermeister Steg er ist in gleicher Eigenschaft am 29. v. M. von hier nach Zwönitz ab gegangen. Da ein Nachfolger noch nicht gewählt wor den ist, so ist das sehr schöne Rathhaus bis jetzt nur von dem Stadtkämmerer Herrn Gäbler und dem Wachtmeister bezogen. Leipzig. In der Restauration zum Plauenschen Hofe am Brühl renommirte in voriger Woche ein preußischer Landwebrlieutenant aus Münster unter Assistenz feiner zwei Brüder in so crasser Weise über die preußischen Heldenthaten im schleswigschen Kriege, daß er de« Unwillen aller übrigen Gäste auf sich zog. Als aber der Held schließlich noch gar äußerte: „Wenn wir nur man erst hier in Leipzig in Garnison liegen" rc., da war die Geduld der andern Gäste zu Ende; man packte das Kleeblatt und setzte es an die Lust. Unter vielen ähnlichen, in letzter Zeit an hiesigen öffenlichen Orten voraekommenen und Übel aufgenom- Menen Fällen preußischen Uebermuths trug sich ein Vorkommniß in einer Schankbude auf dem Roßplatz 1 ft o n 1 c, M 6 NU ft cn 'I II 'l'NftlÜE zu, wo in Anwesenheit mchrerer Jäger hiesiger Gar nison ein preußischer Füsilier ist so gemeiner Weise auf unsere Truppen schimpfte, daß sich ein allgemeiner Sturm gegen ihn erhob und man ihn schließlich zur Polizei abführte. Lauenburg. Die Erbhuldigung des Königs von Preußen ist am 26. Sept, erfolgt; vorher, während derselben und nachher: Einholung, Glockengeläute, Ka nonendonner, Illumination, Feuerwerk, Reden und An sprachen, die Manchem gefielen und Manchem nicht. Im October will der König mit der Königin den Be such wiederholen. Oesterreich. Die Rechtsgrundlagen, auf denen das Verfassungsleben in Oesterreich zeither beruhte, sind durch ein kaiserliches Manifest: „An meine Völ ker!" vom 20. Septbr., mit einem Schlage beseitigt oder wenigstens zeitweise äußer Kraft gesetzt. Die Reichsverfassung von 1861 wird sistirt und das Octo berdiplom von 1860 bleibt in Kraft. Ob die Reichs verfassung wieder in Kraft treten wird, wen« und in welcher Gestalt dies geschieht, darüber vermögen die Es wird dies abhängen von den Verhandlungen mit dem für den 10. Decbr. einberufenen ungarischen und kroatischen Landtage, sowie von der Entschließung des Kaisers selbst, der in dem Manifeste die feiWchs Zu sage erneuert, seinen Völkern das Recht der Anteil nahme an der Gesetzgebung zu erhalten. Per ueue Abschnitt im österreichischen Verfassungsleben wird also in Pesth und Agram beginnen; dort soften die konsti tutionellen Geschicke Oesterreichs entschieden werden. In Ungarn, auch in Böhmen und Galizien, ist das Mani fest mit lautem Jubel ausgenommen worden, weil man dort dem CentralisationSprincipe schon lange entgegen arbeitet. Desto verstimmter zeigt sich die deutsche Be völkerung in der westlichen Halste des Sseiches. Es heißt, das Staatsmnnsterium wolle auch die Vertretung Venetiens einberufen, so daß noch vor Schluß des Jahres alle Landtage des Reichs, 21 an der Zahl, zusammentreten können. — Ein neues Anlehen ist wie der beschlossen worden; eS wird 100 Millionen Gulden betragen, und Rothschild hat sich bereit erklärt, das Zustandekommen desselben aus dem englischen Geldmärkte zu vermitteln. ' ' '' Frankreich. Die Cholera macht noch iütmer bedenkliche Fortschritte. In Toulon haben an 30,000 Menschen, um der Gefahr zu entgehen, die.-Stadt ver lassest; die meisten Läden find geschlossen; es fehlt an Särgen, und man mußte die Bestattung der Leichen den Galeerensclaven übertragen. In Marseille sicht