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gelegenheit über uns gebracht hat, geben wir unser Recht nicht aus und halten die Hoffnung fest, daß es noch einst zu allgemeiner Anerkennung kommen wird. Die nächste Zeit allerdings können wir uns nur als eine sehr trübe vorstellen, doch sind wir auf Alles gefaßt und — Gott wird helfen! — Aus Schleswig schreibt man über die Consti- tuirung der neuen schleswigschen Landesregie rungen: Von den jetzigen Regierungsräthen werden wohl wenige oder gar keiner in dem preußischen Schles wig bleiben, da sie alle sechs den Preußen unangenehme „Augustenburger" sind. Ob die neu zu schaffende Re gierung ihren Sitz hier behalten wird, ist wohl noch ungewiß. Flensburg hat sofort beim Entstehen des Gerüchts, daß die Regierung getheilt werden solle, eine Deputation an Hrn. v. Zedlitz gesandt, mit der Bitte, den Regierungssitz dahin zu verlegen. Die hie rauf ertheilte Antwort ist nicht bekannt. Koburg. Am 26. August fand unter dem Ge läute der Glocken und dem Donner der Geschütze auf der Veste Koburg die Enthüllung des Denkmals Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Albert in feierlichster Weise statt. Um */r 4 Uhr begann in 8 Wagen die Auffahrt vom Residenzschlosse Ehrenburg nach dem Marktplatz in die daselbst für die höchsten Herrschaften errichtete Tribüne. Diese Auffahrt sand nach dem ausgegebenen Programm in folgender Weise statt. Im ersten Wagen befanden sich Se. Hoheit der regierende Herzog und der Prinz Alfred von Groß britannien und Sachsen-Koburg-Gotha; im zweiten Wagen die Prinzessin von Wales, die Kronprinzessin von Preußen, der Prinz von Wales; im dritten Wagen Ihre Hoheit die regierende Frau Herzogin, Prinzessin Alice von Hessen-Darmstadt und der Kronprinz von Preußen; im vierten Wagen Prinzessin Clementine, Herzogin zu Sachsen, Prinzessin Amalie, Herzogin zu Sachsen und der Herzog von Brabant; im fünften Wagen der Prinz Ludwig von Hessen, der Herzog von Cambridge und Prinz August von Sachsen-Koburg- Gotha; im sechsten Wagen Herzog Ernst von Würtem- berg, Prinz Leopold, Herzog zu Sachsen; im siebenten Wagen Fürst Hohenlohe-Langenburg, Fürst Wilhelm Löwenstein-Wertheim, der Erbprinz Reuß und Graf Alexander Mensdorff-Pouillh, sowie endlich im achten Wagen Prinz Philipp, Herzog zu Sachsen und Gras Alphons Mensdorff-Pouillh. Ungefähr eine Viertel stunde hierauf fand die Auffahrt Ihrer Maj. der Kö nigin Victoria statt. Die Königin saß in schwarzer Kleidung mit drei Ihrer Kinder in einem offenen Wagen und wurde bei der Ankunft auf dem Marktplatze von dem sehr zahlreich versammelten Volke und allen bei der Feier betheiligten Personen mit lauten Hochrufen freudigst begrüßt. Nachdem die Königin mit Ihren Kindern auf der Tribüne, nach Begrüßung feiten der dort anwesenden Herrschaften, unter dem Spiel der englischen Nationalhymne Platz genommen hatte, begann der Gesang eines Liedes des Sängerchors nach der Melodie „Heil dir im Siegeskranzworauf eine An rede des Bürgermeister an die Königin sich anreihte und dann die Enthüllung des Denksmals erfolgte, worauf wieder ein Gesang des Sängerchors nach der Melodie „Ein' feste Burg ist unser Gott" folgte und Jungfrauen dann Kränze am Monument niedettegten. Die Königin und die übrigen höchsten Herrschaften, sowie alle Anwesenden, waren tief ergriffen von dem feierlichen Act. Nach Schluß desselben begaben sich dann die Königin und die andern höchsten Herrschaften an das Denkmal und legten dort Blumensträuße nieder, worauf die Königin unter Hochrufen der Bevölkerung durch verschiedene Straßen der festlich geschmückten Stadt und dann nach Schloß Rosenau wieder zurück fuhr. Das Denkmal selbst stellt den Prinzen Albert mit dem Hosenbandorten bekleidet dar, ist als sehr ge lungen zu bezeichnen,' führt auf der Vorderseite den Namen rc. des Prinzen und auf der Kehrseite den Tag der Errichtung (der 26. August ist nämlich der Ge burtstag des Prinzen) und das Motto: „Das Gedächt- niß der Gerechten bleibt im Segen." Gevatterbriefe aus Dresden. 8. Lieber Gevatter! Du hast doch gewiß auch gelesen, daß das transatlantische Kabeltau bei dessen Legung 1062 Meilen von Valentin und 606 Meilen von der neusundländischen Küste entfernt und unter dem 51 ° 25' Breite und 21 o 27< westlicher Länge F. wieder gerissen, wieder aufgewunden, wieder gerissen, wieder aufgefischt und wieder ins bodenlose Meer hinabge rutscht ist. — Da möchte der Telegraphenconstructions- Gesellschaft und der transatlantischen Kabeltau-Actien- Gesellschaft wohl der Muth vergehen und der Geduld faden auch reißen; aber siehst Du, Gevatter, wenn Du Dich in dem großdeutschen und überhaupt in dem poli tischen Treiben alter und neuer Welt etwas genauer umsiehst, da möchte die Geduld noch einen stärkeren Faden haben als jenes Tau, um nicht zu reißen. — Gerade wie mit dieser Taulegung ist es auch z. B. mit Schleswig-Holstein. Im Jahre 1848 von der Tapfer keit seiner eigenen Landessöhne und mit Hülfe der deutschen Reichsarmee — auch ein merkwürdiges Nebel bild — dem dänischen Joche beinahe entrissen und durch Bundesbeschluß im Jahre 1850 durch österreichische Executioustruppen wieder gebunden an Dänemark ab geliefert, im Jahre 1863 durch Bundesexecutionstrup- pen von Neuem besetzt und iin Jahre 1864 durch öster reichische und preußische Truppen erobert und den Dänen entrissen, und nun unter Herrschaft dieser beiden Großstaaten, wissen die Bewohner dieser so arg heim gesuchten deutschen Provinzen bis heute noch nicht, ob sie verrathen oder verkauft sind und genießen bereits alle Segnungen eines großen Militärstaates, und werden auch an der höheren Besteuerung empfinden, daß sie im Werthe gestiegen sind, während Lauenburg insofern besser daran ist, weil es nun officiell erfährt, daß es für 2,500000 Reichsthaler von Oesterreich an Preußen verkauft wurde, und nun auch nach preußischer Taxe abgeschätzt werden wird. Der Herzog von Augustenburg aber, dem ein großer Theil der deutschen Fürsten schon Anerkennung zu Theil werden lassen zu wollen geneigt zu sein schien, und um dessen Einsetzung als regierender Fürst dieser Herzog- thümer fast alle deutschen Ständeversammlungen beim Bundestage dringende Anträge stellten, muß wirklich sehr dankbar gerührt sein, wenn er sieht, wie nach der Gasteiner Convention Preußen Schleswig und Oester reich Holstein einstweilen besetzt hält und verwaltet, und das kleine Lauenburg (für 40 Thlr. pro Kopf) an den Herrn Bundesgenossen abgelassen worden ist. Mehr kann er doch von seinen allerdurchlauchtigsten Vettern und Gönnern nicht verlangen, denn nur um ihm die Sorge der Regierung zu ersparen, hat man dieses Interimistikum getroffen, und die „Oesterreichische De batte" schreibt sehr naiv, daß er und seine Anhänger