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Freitag. 62. 11. August 1865. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis Weißerih-Zeitung. M Ms- mi> Iychk-Ml der Königliche» Ecrichls-Amlkk »nd Mkölhe M Pixpoldisioaldc. /rauenstei» und Mmbcrg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Bei den sonntäglichen Uebungen der hiesigen Schützengesellschaft im Scheibenschießen haben bisher einige praktische Schützen ein Freihand schießen vorgenommen, auch den bei allgemeinen Zu sammenkünften der Schützen, sowie in diesem Blatte mehrmals ausgesprochenen Wunsch nach dem Anschlüsse an den allgemeinen deutschen Schützenbund und Gründung eines Freihandschützenvereins zu dem ihrigen gemacht. Dies lobenswerthe Streben wird darin eine Förderung finden, daß nächste Mittwoch, den 16. August, der nicht nur in Sachsen, sondern wohl bei allen deutschen Schützen als Meister geltende Herr Kammermusikus Kummer aus Dresden nebst mehreren, ebenfalls ausgezeichneten Schützen uns mit einem Be suche beehren wird. Die Herren werden, natürlich in Gemeinschaft mit unfern Freihand- und andern Schützen, sowie unter zu hoffender zahlreicher Theilnahme der Gesellschaft und Aller, die sich dafür interessiren, von 2 Uhr Nachmittags an auf unserer Aue nach der sog. weiten Scheibe schießen und bei einer später stattfinden den allgemeinen Zusammenkunft (bei schönem Wetter im Freien, andernfalls vielleicht im Rathhaussaale) den Sinn für Freihandschießübungen rc. weiter anregen und beleben. Hoffen wir auf recht lebhafte Theilnahme und günstigen Erfolg dieser Bemühungen. — Jetzt, wo die Vorarbeiten zu den, unsere Gegend, sowie die Frauensteiner, berühren sollenden Eisenbahn sich noch im allerersten Stadium befinden, wo weder Dippoldiswalde, noch Frauenstein nicht die geringste Sicherheit sür den Bau einer solchen haben, muß es wohl lächerlich erscheinen, daß am vergangenen Freitage in Frauenstein plötzlich das Rathhaus und der Kirchthurm mit Fahnen geschmückt wurden und Maueranschläge den Einwohnern kund gaben: daß die Eisenbahn über Frauenstein gebaut werde und daß Dippoldiswalde „abgewiesen" sei! Wir erwähnen hierzu blos, daß diese mehr als sauguinischen Hoffnungen hier wie in Frauenstein die verschiedenartigste Beur- theilung erfahren haben, belehren aber den Anstifter dieser vorzeitigen Festlichkeiten, daß wir hier nichts weniger als „abgewiesen" sind, im Gegeutheil in aller nächster Zeit Das erwarten, was wir jetzt erlangen können: die Genehmigung zu Ausführung der Vorar beiten, — und ein Mehreres kann Frauenstein bis jetzt gar nicht erlangt haben! * Vom Gebirge. Der August ist weniger freund lich, als sein Vorgänger. Sind ja in der Regel in den Morgenstunden nicht mehr als 7 Grad. — Da fast kein Tag ohne Regen vorübergeht, so eignet sich der selbe auch nicht zur Heuernte, die zum größten Theil vorüber ist. Die Kartoffel, das Haupterzeugniß unserer Höhen, steht kräftig, gesund und hat mehr Blüthen, als andere Jahre, was man als Vorbedeutung auf eine reichliche Ernte ansehen will. — Von Böhmen lauten die Berichte nicht erfreulich. Da es seltener, als bei uns, auf dem Gebirgskamme geregnet hat, so hat die anhaltende übergroße Julihitze nachtheilig auf Aecker und Wiesen eingewirkt, der Futtermangel dürfte für den Winter drinnen auf dem Lande empfindlich werden. — Teplitz und Schönau sind mit der diesjährigen Bade saison auch nicht zufrieden; dagegen soll Carlsbad mehr besucht gewesen sein. — Das Wildpret neckt manchen an den Forst angrenzenden Feldbesitzer gar sehr, gleich wohl vernimmt man höchst selten, daß von den Jagd pachtern ein Stück erlegt worden sei. Dresden. Die Jagdkarten für 1865 —1866 haben eine grüne Farbe, mit dem zeitherigen Muster auf der Vorderseite. — Auf der bairischen Bahn zwischen Hof und Mehltheuer hat eine ruchlose Hand Schienen und große Steine auf die Bahnschienen gelegt; die Räumer an der Locomotive schoben aber Alles bei Seite, und so wurde ein gräßliches Unglück verhütet. Berlin. Das Votum der Kronjuristen in Bezug auf die Erbfolgesrage geht dahin: 1) Dem Erbprinzen von Augustenburg fehle jedes Successionsrecht auf das Ganze oder einen Theil der Herzogtümer, sowohl weil sein Vater verzichtet und die wegen der Thronfolge ordnung zu treffenden Anordnungen im Voraus aner kannt habe, als auch weil die Primogenitursolge im Augustenburger Fürstenhause nicht nachweisbar sei; 2) dem Großherzoge von Oldenburg stehe nur even tuelles Reversionsrecht zu aus den Gottorper Theil; 3) das Successionsrecht Christians IX. nach dem Thron folgegesetze vom 31. Juli 1853, welches auch in den Herzogtümern rechtskräftig publicirt und eingeführt worden, sei allein als rechtsgiltig auf das Ganze an zuerkennen, und dessen volles Recht sei durch den Wiener Frieden auf Preußen und Oesterreich übergegangen. Koburg. Prinz Alfred von Großbritanien wird nächstens als Erbprinz von Sachsen-Coburg-Gotha proclamirt werden. Jena. Die Burschenversammlung in Jena wird sich gegen das Duellwesen, diesen mittelalterlichen Zovf, aussprechen. Mit jedem Duellanten soll der gesell schaftliche Verkehr abgebrochen werden. Wien. Am 1. August und folgende Tage feierte die Wiener Universität das Jubelfest ihre« 500-jährigen