Volltext Seite (XML)
. Dienstag. 34. 2. Mai 1865 Weißerih-Ieitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amis- und Anzeigt-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /ranenstein and Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Unsere Abgebrannten haben für sich und ihre Familien mit dem Wenigen, das sie gerettet, ein Obdach gefunden bei mildgestnnten Menschen, und diese Milde wird auch trachten, ihnen ihren Verlust zu ersetzen. Die Sammlungen haben bis jetzt schon Zeugniß gegeben von dem oft gerühmten guten Sinne unserer Mitbürger und Nachbarn, und der Hülferuf, den das HülfScvmitee erläßt (s. die Inse rate), wird gewiß erwünschtesten Erfolg haben. Man hört, daß nicht alle Hausbesitzer, da die Brandcasse nur gering ist, wieder aufbauen werben und können. Da wird der Wunsch rege und gerechtfertigt, daß die Altenberger Straße, die den Hauptverkehr hat, nicht wieder mit kleinen Häusern bebaut werden möge, son dern daß sich ein Mann finde, der mehrere kleinere Bau stellen kauft und ein stattliches HauS dort anfführe. — In 8 oder 14 Tagen wird der Männergesang- verein unter Mitwirkung mehrer Damen hiesiger Stadt ein Concert zum Besten unserer Abgebrannten geben. Dresden. Am 26. April fand in dem Saale des hiesigen Schueiderinnungshauses in der Webergasse eine zahlreich besuchte Versammlung hiesiger Schneider gesellen statt, um sich über Mittel und Wege behufs Verbesserung ihrer Lage durch Verdiensterhöhung zu berathen. Man kam schließlich darin überein, die von den Leipziger College» aufgestellten Forderungen als maßgebend zu bezeichnen und eine Commission mit weiterer Durchführung der Sache zu betrauen. — Auch j» Bremen bauert die Arbeitseinstellung eines großen TheilS der Schneidergeselle» noch fort. Die Meister haben eine Erhöhung des Lohnes, sowohl für Stückarbeit als Tagesarbeit bewilligt, jedoch sind die Gesellen damit nicht zufrieden. Sie verlangen beispiels weise für die Anfertigung eines Rockes 1 Thlr. mehr als bisher, während die Meister nur circa 24 Ngr. mehr bewilligen wollen. Aehnliche Forderungen werden von den Gesellen hinsichtlich der andern Arbeitserzeug- nisse gestellt und von den Meistern beanstandet. Dresden. Der Wirthschastsausschuß zum Sän gerfest hatte die Idee, Münzmarkep im Werthe von 1, und 2*/» Ngr. baaren Geldes ausgeben zu lassen, welche man sich einwechseln und statt baaren Geldes auSgeben könne. Das Finanzministerium hat jedoch dieses nicht gestattet, da die Benennung 1 Ngr. rc. ein Eingriff in das Münzrecht sei. Der Ausschuß hat nunmehr darin einen Ausweg gefunden, baß man den Geldwerth auf der Marke durch halbe und ganze Mustknoten andeutet und diese inzwischen der fünf Notenlinien zu stehen kommen. Mithin eine noch nie dagewesene musikalische Münze, die sich gewiß viele Theilnehmer am Sängerfeste als Andenken mitnehmen werden. — Im Königreiche Sachsen wurden an Mün zen im Jahre 1864 ausgeprägt: 2,024418 Thalerstücke, für 26890 Thlr. EinsechStelthalerstücke, für 29893 Thlr. Zweineugroschenstücke, Einneugroschenstücke gar keine; für 18164 Thlr. Fünfpsennigstücke und für 20924 Thlr. Zweipfenuigstücke, Pfennigstücke keine. Im Gan zen wurden vom Jahre 1839 an bis mit 1864 für 53,195076 Thlr. Münzen ausgeprägt. Frankenau (in Kurhessen) ist am 23. April Abends durch eine furchtbare Feuersbrunst zerstört worden. In kaum 3 Stunden (von 8 bis 11 Uhr) sind 130 Wohnhäuser nebst allen Scheuern und Stallungen so zerstört worden, daß ein großer wüster Schutthaufen die Stätte bezeichnet, ohne baß man die Grenzen der einzelnen Baustätten zu erkennen vermag. Alle Bor- räthe von Frucht und Fütterung, aller HauSrath, Betten, Leinen, Kleider ist ein Raub der Flammen geworden. Die unglückliche Bevölkerung hat nur das nackte Leben gerettet; Kirche, Pfarrhaus, Rathhaus, Apotheke find von Grund aus zerstört. Die unglücklichen, so zu sagen ganz nackten Bewohner ließen in dumpfer, trost loser Verzweiflung an den Eingänge» der Stadt, un fähig, die Größe ihres Unglücks, ihres Verlustes be greifen zu können. Amerika. Der Mord an dem Präsidenten Lincoln (s. die vor. Nr.) ist am Charfreitag (14. April) wäbrend des Theaters in der Loge verübt worden. Der Mörder ist ein ehemaliger Schauspieler Namens Booth; er entkam leider nach dem Attentat und soll nach Baltimore geflohen sein. Auf seine Verhaftung sind 10,000 Dollars gesetzt. Gleichzeitig mit der Ermordung Lincoln's bat der Bruder des Mörders sich zum StaatSsecrctär Seward geschlichen, und diesen und den Sohn desselben lebensgefährlich verwundet; letzterer ist auch bereits gestorben. Zum dritten Opfer soll General Grant ausersehen gewesen sein, der auch im Theater erwartet wurde, aber nicht erschien. Diese Schandthaten sind bas Werk einer Verschwörung, um für die Besiegung des Südens Rache zu nehmen und die Verfolgung des Siege« zu bemmen. — Der bisherige Biceprästdent Johnson bat bereits seinen Eid in die Hände des Oberrichters ab gelegt; sein Auftreten ließ bei Allen einen günstigen Eindruck zurück. — Nach Beendigung des Krieges durch Unterwerfung der Südstaaten soll nunmehr die Flotte reducirt werden. General Grant hat dem Kriegs minister versichert, daß sich die HeereSauSgaben schon jetzt um eine Million pr. Tag reduciren ließen.