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Wienstatt. 32. 25. April 1865. ^scheint - MWeißeritz-Mung. M Amts- «ud Inztigt-Klall der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Aippoldisvalde. /rauenstein und Ittenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Der Stationspfeiler auf dem Kahlenberge. Von Riedel. I An einem der sehr wenigen Tage im Monat August des vorigen Jahres, welche uns einen Hellen Himmel ohne Regen brachten, gingen von Altenberg aus zwei Männer auf der Straße nach dein Kablen- berge zu in eifrigem Gespräche. Der Eine von ihnen trug ein kleines Instrument mit sich, welches den Ge genstand ihrer Unterhaltung abgcben mochte, da sie zuweilen stehen blieben, während der Eine aus solchen mit der Hand deutete und seinem Begleiter Aufklärun gen zu geben schien. Dabei richteten sie zuweilen den Blick nach dem Gipfel des Kahlenberges und schauten freundlich den Hellen Himmel an. So im Gespräche kamen sie bald in der Nähe des Berggebäudes „Pa radies" an, bogen nun links von der Straße ab und verfolgten in ziemlich eiligen Schritten den von da aus führenden Fußsteig. Auf der nördlichen Seite des Plateau'S angekommen, machten sie Halt vor einem ohngefähr 10 Ellen hohen hölzernen Gerüst, welches in höchst einfacher Weise aufgeführt war über eine 6 Ellen in Felsen niedergcbrachte Vertiefung, in wel cher noch zwei Bergleute mit Schlägel und Eisen gar rührig arbeiteten. Von der Spitze dieses Gerüstes aus wollten die beiden Mänuer zum ersten Mal den Gipfel des Mülleschauer bei Teplitz erblicken Und den dort mit Höheuvermessung beschäftigten österreichischen Beamten der getroffenen Verabredung zu Folge einen freundlichen Gruß senden. Den Letzteren nun sollte das kleine Instrument vermitteln, welches auch bald von den beiden Männer» auf der Spitze des Gerüstes ausgestellt und gerichtet wurde, da sie sehr bald mit bloßen Augen die Spitze des Mülleschauer entdeckten. Doch, wird mancher Leser fragen, wie ist es möglich, mit einem kleinen Instrumente meilenweit einen Gruß zu senden, sich bemerklich zu mache»? Dies vermag allerdings der in neuester Zeit zu hoher Bedeutung gelangte Heliotrop (Sonnenwende), welcher dasSonnen- licht auf einem Spiegel auffängt und daselbst in einer solchen furchtbaren, von dem menschlichen Auge nicht zu ertragenden Schärfe und Helle bricht, daß dieses Licht meilenweit gesehen werden kann. Auf diese Weise hat man dieses Licht auf 7 und 8 Meilen Entfernung mit bloßem Auge gesehen. Das Instrument selbst enthält ganz einfache Vorkehrungen, welche eS möglich machen, dieses Licht von der einen oder andern Rich tung aus wahrnehmen zu lassen. Obschon das Instru ment in die gehörige Lage gebracht war, obschon beide Männer den Gipfel des Mülleschauex nicht aus den Augen ließen und sie vergewissert waren, daß den Be- rufsgeuossen, sobald solche sich nur auf dem Berge befand»«, das Licht vom Kqhlenberge leuchten müsse, so wollte doch ein Gegengruß sich nicht einstellen; der Gipfel zeigte keine Flamme und schon gaben sie sich der Befürchtung hin, daß ihre Freunde aus irgend einem Grunde behindert gewesen, zu der besprochenen Zeit auf dem Mülleschauer sich einzustellen, als plötz lich nach ziemlich zweistündigem Warten eine weiße scharf leuchtende Flamme auf dem Gipfel des Mülle schauer deutlich hervortrat, und daher die Gewißheit vorlag, daß die dort Beschäftigten das Licht deS Helio- trops vom Kahlenberge erblickten und mitttelst eines gleichen Instruments ihnen ein Gegengruß gesendet werde. ES leuchtete, wie eine große, starke Gasflamme, so scharf und hell, wie bei finsterer Nacht ein Stern erster Größe. Für beide Männer aber war es ein wahrhaft erbebendes Gefühl, auf diesem Wege mit den meilenweit Entfernten gesprochen zu haben, eine außer ordentliche Freude gab sich kund über das Gelingen der gegenseitigen Begrüßung, und da sie sich des Sprich wortes erinnerten: „aller guten Dinge sind drei," so sendete man, indem man den Spiegel drei Mal auf kürzere Zeit deckte, drei Grüße, die dann auch so oft erwiedert wurden und große Heiterkeit erregten. Nach einer, wenige Tage darauf eingegangenen Mittheilung des Jngenieurhauptmann Bräumann aus Teplitz hatte eine begonnene Arbeit, die man nicht füglich unter brechen konnte, die Freunde abgehalten, zur bestimmten Zeit auf der Seite des Mülleschauer zu erscheinen, welche nach dem Kahlenberge zu gerichtet ist. In nächstem Artikel will ich über den Bau des Station-- Pfeilers selbst und dessen Zweck einige Worte folgen lassen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 24. April, Bei dem sm Juli vorigen Jahres in Dresden abgehaltenen Turnfeste des Gauverbandes der sächs.Mittelelbewurde, wie wir s. Z. berichteten, als diesjähriger Festort unser Dippoldiswalde gewählt. Die Zeit, in der das Fest gefeiert werden soll, rückt heran, und zur Wahl des Tages und weiterer vorläufiger Besprechung und Beschlußfassung waren gestern die, den Gauvorftand bildend?» Deputirten aus Dresden, Tharand, dem Plaucnschen Grund, Radeberg, Liebstadt, Glashütte, Reinhardsgrimma und Dippoldiswalde hier versammelt. Wir tbeilen den Lesern mit, daß der Tag auf den 18. Juni (Sonntag) bestimmt worden ist und daß dgs Fest nur an diesem Taye gefeiert wepheg wipd. Es wird dasselbe bestehen in emer Begr üßung der fremden