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Freitag. 24 24. März ^865. Preis pro Quartal IV Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- »ad Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter «vd Stadträthe zn Dippoldiswalde. /ranenflein nnd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint ' Dienstags und M 1 L'A.. .AtslnUA anstalten. s Tagesgeschichte. * Altenberg. Am letzten Sonntag hat uns der Geisinger Gesangverein, unter Mitwirkung des Dip- poldiSwaldaer Stadtmufikchores, mit einem Concert erfreut. Hatte nun schon unsere Schwesterstadt Geising, wie fich'S erwarten ließ, ein überaus reichliches Kon tingent gestellt, so war dasselbe auch von hier und den umliegenden Ortschaften recht zahlreich besucht. DaS wohlgewählte Programm wurde gut durchgeführt und die meisten Piecen mit lautem Beifall belohnt; vor« nehmlich war dies der Fall bei „Gute Nacht!" von Möhring und den „Traumbildern" von Lumbye. Man kann wohl nicht anders sagen, als daß Herr Cantor Benke, bei seinem Dirigententaleut, mit seiner kleiner Schaar Rühmliches geleistet, und baß ihm Herr Musikdirector Fischer mit seinen gut geschulten Jüng« lingen würdig zur Seite gestanden. — 22. März. Der März steht seinem Vorgänger an Strenge nicht nach; wir haben wieder neue Schnee lagen und seit Sonnabend meistens 10—12 Grad Kälte. Die feste und überaus schöne Schlittenbahn kommt den Kohlen« nnd Holzfubrrn wohl zu statten. — DaS Räderwerk an unserm Mühlberge, bas schon über 3 Woche» lang schweigt, dürfte bei diesen Um« ständen freilich so bald nickt in Bewegung kommen; dock erhält der Bergmann seine Schichten, die er später nachfahren muß, bezahlt. Gut ist's, daß der letztere flechten kann; allein das Geflecht geht nicht so gut ab, als früher. Erhalte uns aber bock der Himmel diesen Erwerbszweig und schenke uns bald Thauwetter! Altenberg. Die in vorletzter Nummer d. Bl. enthaltene Mittheilung über den Verlauf des Stiftungs festes deS hiesigen Militärvereins ist in einer Weise abgefaßt, die deutlich die Absicht deS Verfassers zur Schau trägt, dem gedachten Verein, der sehr ehrenwerthe Personen zn seinen Mitgliedern zählt, übel gemeinte Hiebe zu versetzen und hat deshalb hier unangenehm berührt, wcshalh wir uns zu einer Berichtigung ver anlaßt fühlen. Wenn bemerkt worben, baß die Mit glieder nur bei einem Glas Bier und Tänzchen sich erfreuen konnten und die Freuden der Tafel entbehrten, so weiß hier Jedermann, daß bei allen andern hiesigen Vereinen eine gleiche Entbehrung besteht nnd ebenfalls keine Tafelfreuden vorkommen, weil dies eben bei »ns nicht üblich ist. Das Fest bestand in dem Genuß geselliger Freuden und Ausführung von Sckerzen, wo bei jedoch der Anstand und gute Sitte nicht im Ge ringsten verletzt worden ist. Bei Vorführung deS Bivouaks tadelt der Einsender das Exercitinm, während es gar nicht in dem Sinne der Darstellenden gelegen hat, ein Excrcitium vorzusühren. Wenn ferner der dem Militärverein offenbar nicht freundlich gesinnte Einsender meint, daß der „ehrenhafte Militärstaud " durch den am folgenden Tage ausgeführten Sckerz „stark com« promittirt" worben sei, so hat er sehr sehlgesckoffen. Dergleichen Scherze kommen nicht nur hier, sondern auch anderwärts zur fröhlichen Fastnachtszeit häufig vor, und halben auch in diesem Jahre, bevor noch das Militärvereinöfest hier abgehalten worden ist, nicht vergeblich auf sich warten lassen, ohne daß eine Stimme laut geworden wäre, welche sich darüber vorwurfsvoll geäußert nnd sie als Mißbrauch bezeichnet hätte. Warum also Das hier tadeln, was anderwärts und auch hier bis auf die neueste Zeit vorgekommen ist, und nur in Bezug auf den Militärverein als ein „auf fälliges und taktloses" Beginnen geschildert wird? End lich ist zu gedenken, daß der Militärverein nichts von Uniformen weiß, mithin auch nicht in die Lage kommen konnte, solche zu mißbrauchen. Frauenstein. Seit einiger Zeit schon verbreitete sich in hiesiger Stadt das Gerücht, dieselbe solle am 18. März d. Js. abbrennen. Man wollte dieses Ge rücht ans den Prophezeihungen einer Zigeunerin, welche vor Kurzem hier durchgereist und in Folge einzelner nicht reichlich geflossener Guben, sowie, da man ihr, dem Vernehme» nach, über Nacht ein Unterkommen verweigerte, diese Aeußerung gethan haben soll, ableiten. Da jedock kürzlich eine Zigeunerin gar nicht hier war, (eö ist nur eine solche in einem der letzten Monate vorigen Jahres hier gesehen worden), so ist die ganze Geschichte jedenfalls ans einem müßigen Kopfe hervor gegangen, welcher, wenn man ibn ermittelt, der ge rechten Strafe nicht entgehen wird. Der Vorsicht halber hatten aber viele Bewohner Kisten und Kasten gepackt, um dem verhängnißvollen Tage wenigstens etwas ruhiger entgegen sehen zu können, nnd dies umsomehr, da die Fama schon wußte, daß cS an vier verschiedene» Orten zugleich brennen werde, ja dieselbe sogar diejenigen Häuser, in welchen das Feuer ausbrechen sollte, be zeichnete. Der Unglückstag ist nun vorüber und wie voraus zu sehen war, Alles beim Alten geblieben. Der Gedanke an eine Feuersbrunst in hiesiger Stadt ist allerdings ein schrecklicher, da der größte Theil der Häuser hölzern und Mobiliar wenig versichert ist, weil die Mobiliar-Verstcherungs-Anstalten sich weigern, Ver sicherungen, der hölzernen Bauart der Häuser wegen, anzunehmen. — Hieraus ist aber zu ersehen, daß es noch viele leichtgläubige und dem Aberglauben huldi gende Leute giebt: wenn die hiesigen Bewohner sonst mit Feuer und Licht vorsichtig umgehen und nicht ruch- lose Hand oder ein Naturereigniß ein solches Unglück