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Wienstag. 19 7. März 1865 Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate di« * Spalten-Zeile 8 Psg. Ms- »ad Anzeige-Klatt -er Königlichen Gerichts-Ämter vaö Staöträthe zn Dippoldiswalde, Fravenstein nnd Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne !n Dippoldiswalde. Erscheint " Dienstags und -LS.. 1 ^tlluujl anstalten. . I Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Von der Versammlung unseres Gewerbevereins am Freitage dürfen wir wohl mit Recht behaupten, daß das bisher demselben Gebotene weit übertroffen wurde und zwar von dem Vortrage des Herrn Partikulier Busolt aus Dresden über „Architektur und Industrie in den Rhein landen." Dieser Vortrag war in das Gewand einer Reise gekleidet und wurde durch circa 80 Zeichnungen erläutert und belebt. Es ist uns geradezu unmöglich, in gegenwärtigem Referat ein Bild des volle 2 Stunden währenden Vortrags zu geben, da derselbe so ungemein reichhaltig an allgemein Interessantem war, daß wir schon darüber, was wir ausheben sollten, in Verlegen heit wären. Nur die eine Bemerkung sei uns erlaubt, daß alles von Herrn Busolt vorgeführte Industrielle in den Mittheilungen über die Eisen- und Stahlwerke zu Essen und Bochum in der preußischen Rheinprovinz und in Westphalen, mit welchen Gegenden auch der Vortrag schloß, seinen Gipfelpunkt erhielt. Die zahl reiche Versammlung, welche durch solche, beiläufig gesagt, auch allgemein verständlich gesprochenen Worte, in größter Spannung vom Anfang bis Ende erhalten wurde, zollte Herrn Busolt durch einen Applaus ihren Beifall, sowie sie sich auch dem von Seiten des Vorsitzenden ausge sprochenen Danke durch ein Erheben von den Plätzen anschloß. — Wenn sich nun ein derartiger Genuß auch nicht in diesem Vereinsjahre wiederholen kann, da dasselbe in den nächsten Tagen schießt, so hoffen wir doch, daß der in der nächsten Versammlung (künftigen Freitag) zu wählende neue Vorstand es werde sich angelegen sein lassen, keine Gelegenheit, wodurch der Verein geistig gefördert werden kann, zu versäumen. Dippoldiswalde. In dieser Woche noch wird ein Künstler, wie er bei uns noch nicht gehört worden, hier ein Concert gegen. Der Trommel-Virtuos Herr W. Münz, vor Kurzem an die k. k. russische Capelle nach Petersburg berufen, rühmlichst bekannt durch seine mit vielem Beifall aufgenommenen Concerte in Dresden rc., wird auch in unserer Stadt sich hören lassen und mit Unterstützung des Stadtmusikchores ein Concert auf 12 Trommeln geben. * Aus Dresden, 5. März. Gestern batten wir da- Vergnügen, den „Reisenden des Nationalvereins," Abg. Metz aus Darmstadt, in einer außerordentlich zahlreich besuchten Volksversammlung zu hören. Der geistvolle und anziehende Vortrag des Redners con- centrirte sich im Wesentlichen auf eine Darlegung der Ziele des Nationalvereins (Durchführung der ReichS- verfaffung nebst Grundrechten des deutschen Volks und dem Reichswahlgesetze auf gesetzlichem Wege), Aufforderung zum zahlreichen Beitritte und insonderheit pekuniäre Unterstützung. Wiederholt und scharf betonte der Redner, daß eS sich nur um einen Kampf mit geistigen Waffen handele und daß der Nationalverem alle rohe Gewalt mit Barrikaden und Revolution, als unsittlich und widersinnig, verwerfe. An der Hand der Geschichte wurde nachgewiesen, wie die Macht deS Gedankens, der Idee, immer und immer zum Siege gelangt sei, und so werde auch der Gedanke des Na tionalvereins auf gesetzlichem Wege mit geistigen Waffen zum Ziele gelangen. Scharf wurde die Lauheit und Flauheit des Volks getadelt und manches herbe Wort auch über das sächsische Volk gesprochen. Dennoch wurde der Redner oft von lebhaftem Beifalle unter brochen. Eine eigentliche Debatte fand nicht statt; nur ein einziger Redner meldete sich noch, welchem der Nationalverein zu eng war und der mit wenigen Worten die Constituirung eines deutschen Staates für etwas sehr UeberflüssigeS bezeichnete, indem er betonte, daß man nicht immer von Deutschen, Franzosen, Russen u. s. w. sprechen sollte, daß wir vor allen Dingen Menschen seien, daß die Chinesen ehestens unsere Nachbarn sein würden rc. Die Versammlung theilte diesen kosmopolitischen Standpunkt nicht und begleitete den Redner theils mit Gelächter, theils mit Mißfallen. Im Uebrigen war die Haltung der großen Menschen masse eine durchaus ruhige und würdige. Dresden. Um für'S Künftige eine gleichförmigere Vertheilung der in Umlauf gesetzten Kupfer scheibe« münze zu erzielen und den über Mangel derselben an einigen Orten des Lande- hervorgetretenen Klagen abzuhelfen, verordnet das Finanzministerium, daß außer halb Dresden alle Bezirkssteuer-Einnahmen, und an Orten, wo keine solche, wohl aber ein Hauptzoll- oder Hauptsteueramt vorhanden ist, die letzteren verpflichtet sein sollen, Kupferscheidemünze iu Beträgen von nicht unter Einem Thaler gegen Courantgeld oder Kaffen« billets ausznwechseln. Vermischtes. Dem Verfasser des (auch in diesem Blatte Nr. 13 abge druckten) Gedichtes: „Wenn Einer hin das Letzte giebt," dem Lehrer Graupner in Brand bei Freiberg, ist von Sr. Maj. unser», König ein Geldgeschenk zugesendet worden. Auch von Chemnitz sind ihm Zeichen der Anerkennung zugedacht, und ein Bändchen Gedichte von Graupner, für welches eine Sub- scription eröffnet wird, findet die freundlichste Aufnahme. Am 20. Februar feierte Schirgiswalde das SOOjäh- rige Jubiläum seines Bestehens als Stadt.