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Weißerih-Zeitrmg Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost anstalten. 3. Februar 1865. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- »«- Anzeige-Mt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldisuialdk. Franeastein «ad Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefehichte Dresden. Seit Dienstag früh ist das Eis der Elbe vollständig gebrochen; bei Meißen war es Mittags an demselben Tage der Fall. Da» böhmische Eis kam Nachts vorher an die sächsische Grenze, ohne irgend einen Schaden zu machen. Der höchste Wasserstand in Dresden war 19 Zoll über Null. Der Eisgang ist also diesmal glücklicher als je vorübcrgegangen und jede Gefahr vorüber. — Der auf der Marienbrücke zeither erhobene Brückenzoll wird vom 1. April an aufgehoben werden. -7- Die große Sängersesthalle, von den Archi tekten Müller unb Giese auSgeführt, wird eine lichte Spannweite von 160 Fuß, 76 Fuß Höbe und eine Länge von 470 Fuß erhalten. Die im Innern um die ganze Halle herumlaufende Galleric wird ihre Zu gänge dnrch große, von außen angebrachte Freitreppen finden. Die Festigkeiisverhältuisse des höchst interessan ten Baues sollen zunächst einer sorgfältigen Prüfung unterworfen werden. — Das neue bürgerliche Gesetzbuch für Sach sen wird am 1. März d. IS. in Kraft treten. Wir nennen einige allgemein faßliche unb wichtige Bestim mungen. Zeither erbte der in kinderloser Ehe überle bende Gatte nur den dritten Theil; die übrigen zwei Drittheile des Vermögens fielen an die Eltern, Ge schwister oder Geschwisterkinder des Verstorbene». Künf tig erbt der überlebende Gatte die Hälfte, und wenn nur entfernte Seitenverwanbte des Verstorbenen vor handen sind, jederzeit Alles, während bisher diese Seitenverwandten bis zum 6. Grade die Hälfte erbten. — Die Codicille enthalten in der Regel die soge nannte Eodicillc la usel, d. h. den Vorbehalt, daß der Testator später noch in einer andern Schrift, die der gerichtlichen Niederlegung nicht bedarf, anderweite, ab ändernde, zu setzende, letztwillige Verfügungen treffen kann. Diese Niederschriften sind gültig, als ob sie im Testamente ständen; nur müssen sie von dem Erblasser eigenhändig unterschrieben sein. Vom 1. März an müssen nun derartige Codicille nicht blos eigenhändig unter, sondern auch eigenhändig geschrieben sein. Mit diesem Tage verlieren daher alle Codicille noch lebender Testatoren, wenn solche nicht vollständig von ihnen geschrieben unb unterfchriebe» sind, ihre Kraft und Wirksamkeit, gleichviel, ob im Testamente die bloße Unterschrift für ausreichend erklärt worden ist, oder nicht. Da wahrscheinlich der größte Theil derartiger Codicille, wie die Testamente, von Advocate« aufgesetzt ist, so muß vom 1. März an der Testator diese Codicille selbst s» umschreiben. Diese Arbeit dürfte freilich älteren Per* sonen lästig fallen, aber zur Vermeidung von Erbschlei- chereien sich sehr empfehle». Eine Unterschrift zu fäl schen, ist leichter, als eine ganze Niederschrift; eben so dürfte cs weniger schwierig sein, einen altersschwachen, kranken Menschen zur Unterschrift eines ActeS, den er vielleicht nicht ganz versteht, oder der ihm bloS vorge lesen ist, zu bewegen, als zur vollständigen Niederschrift. Potschappel. Es ist nunmehr gewiß, daß bereit nächsten Sommer der Bau einer neue» Kirche iu »nserm Orte in Angriff genommen werden wird. Chemnitz. Das Stadttheater bierselbst soll um gebaut werden. Die Summe, deren Bewilligung be antragt ist, beträgt 21,000 Thlr. Leipzig. Der vormalige Advocat Tschirner au- Bautzen, welcher in Folge königlicher Begnadigung im Jahre 1863 aus Amerika nach Sachsen zurückkehrte (er war 1849 wegen seiner Betheiligung an den Mai ereignissen dorthin geflüchtet), hat am 30. Januar sein Vaterland wieder verlassen, um nochmals nach Amerika zu gehe». Vermischtes. Unter den vielen obrigkeitlichen Bekanntmachungen gegen tolle Hunde ist eine der originellsten die des Bürgermeisters und Raths in Tetterow in Mecklenburg, welche lebhaft an die Schreibweise des vom „Kladderadatsch" heimgesuchten Magistrats einer preußischen Stadt erinnert. Sie lautet: „Gestern Nachmittag 4 Uhr ist auf dem Bahnplanum von Teschow her ein großer glatthaariger schwarzer Hnnd auf eine hiesige Bürgersfrau losgekommen, die auf der Malchiner Chaussee gegangen, mit Schaum vor dem Munde und ein gezogenem Schwänze ic. Da der Hund somit der Wuth verdächtig, wird solches hiermit bekannt gemacht." Fürst Metternich, der österreichische Botschafter in Paris, hat eine Tochter, die beiläufig acht Jahre zählt. Dieser ließ Rothschild eine Puppe in ihrer Größe verfer tigen und versah sie mit einer fürstlichen Ausstattung; nichts fehlte, die feinsten Spitzen von Paris und Alencwn fanden sich in ganzen Stücken vor, jedes der 12 Dutzend Taschen tücher hatte einen Werth von 100 Thlr»., und den Hals der Puppe umgab ein Perlencollier im Werthe von 10000 Frs. Die Angabe, daß den letzten furchtbaren Stürmen in Indien 12,000 Menschenleben zum Opfer gefallen seien, war in Europa vielfach als eine Uebertreibung angesehen worden. Leider aber ist diese Schätzung noch weit hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben; wie der „Times" aus Kalkutta vom 23. Decbr. geschrieben wird, lassen neuere und genauere Zusammenstellungen es außer Zweifel, daß wenigstens 60,000