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Wienftaft. 5. , 17. Januar 18«S. Erscheint r Wcikcrilr-Icilnnn. anstalten. I Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amt»- m» Aiychr-KlM da KSWichk« Verichls-Iemter md IlMMHe z» Aip,M«»lildk. Momsiei» md Allnide^ Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne In Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am Freitag hielt Herr Inge nieur Poppe im hiesigen Gewerbeverein einen wissenschaftlichen Vortrag über Vulkanismus. Die sehr gelehrte und von tiefer Fachkenntniß zeugende Abhandlung währte mit der sich daran knüpfenden Besprechung an drei Stunden. Bekanntlich sind die Meinungen der Gelehrten verschieden darüber, ob die Erbe aus Feuer oder Wasser entstanden sei; die erstere Ansicht nennt man Vulkanismus (abgeleitet von Vulkan, bei den Griechen der Gott des Feuers), die zweite Ansicht bezeichnet man mit dem Namen Neptunismus (eben falls von einer griechischen Gottheit, dem Neptun, Gott des Wassers, bergenommen). Herr Poppe, der sich selbst zum Vulkanismus bekennt, trug sorgfältig alle Hypothesen und deren Beweise, von den verschiedensten Gelehrten aufgestellt, herbei, um seine Ansicht zu unterstützen. Er ging von der Bildung der Weltkörper aus gasförmigen Stoffen über zur Bildungsgeschichte unsrer Erde. Mit Hilfe von Lehrsätzen aus den verschiedensten Gebieten der Naturwissenschaften bewies er, daß die mosaische Schö pfungsgeschichte als eine veraltete Ansicht zu betrachten sei, die vor den neuesten Forschungen nicht mehr be stehen könne. Die Naturwissenschaften tragen aller dings den Satz an der Stirn: „Keine Grenze ist uns ewig gesetzt, aber ewig etne Grenze," und man muß staunen, wie weit überhaupt diese Wissenschaften in der ihnen jetzt so günstigen Zeit sich emporgeboben haben. Jndeß sprach Herr Poppe selbst, baß die Natur uns gegenüber ein Räthsel sei, das wir nur mit Mühe und nach langen Zeiten zu löse» im Stande sind, und wenn wir ein Räthsel gelöst, uns immer dafür sieben andere entgegentreten. Die größten Naturforscher sprechen sich über diese Punkte folgendermaßen auS: Schub art: „Der Augenblick des Entstehens unsrer Erdfeste ist ein Zeitraum von Jahrtausenden oder ein Augenblick ge wesen; in beiden Fällen bleibt der Vorgang einer anfäng lichen Schöpfung der größten Kunst des Menschen ein unnachahmliches und unauflösliches Räthsel." — A. v. Humboldt: „ Die Lehre von der Entstehung der Welt nach der neuesten Ansicht setzt das Dasein aller jetzt im Weltall zerstreuten Materie voraus und beschäftigt sich nur mit den mannichfaltigen Zuständen, welche diese Materie durchlaufen ist, bis sie ihre dermalige Ge stalt und Mischung erhalten hat. Was außer diesem Kreise liegt, gehört zu den Anmaßungen dser Vernunft." — Der Gelehrte Lichtenberg kannte zu seiner Zeit (1795) an 50 Hypothesen über die Erd bildung, machte sich aber darüber lustig, indem er sagte, baß 9 Zehntel dieser Hypothesen mehr zur Ge schichte des menschlichen Geistes, als zu der Erde ge hörten. — Ans alle Dem steht man, daß es schwer ist, bis auf einen letzten sichern Grund der verschiedenen Annahmen zu kommen, und daß die Gesetze der phy sikalischen Welt, die von der Naturwissenschaft enthüllt werden, nicht mehr als die ursprünglichen, unabhängi gen Ursachen der Erscheinungen in der Welk angeseben werben können, sondern nur als ein Ausdruck des Willens und der Macht. „Kurz wir gelangen zu einem Wesen außerhalb der Natur, das ihr Urheber, ihr Gott, das unendlich, vielleicht unbegreiflich ist." Herr Poppe zeigte speciell an der Umgegend von Dippoldiswalde, welche Revolutionen an den verschie densten Punkten bei der Bildung der Erdrinde vorge gangen sein müsse» und entwickelte schließlich ein auS- gebreiteteS Bild der Thätigkeit der Vulkane oder feuer speienden Berge. — Dem Vortragenden gebührt für die umfängliche Arbeit der wärmste Dank, speciell aber für die Vorzeigung und Erklärung vieler Kupfer und Abbildungen von den Himmelskörvern, Vulkanen rc., wie auch für die Herbeischaffung der verschiedensten Mineralien. Dresden. Das erste Deutsche Sänger bundesfest wird in den Tagen vom 22. bis 25, Juli dieses Jahres hier gefeiert werden. Zur Theil- nähme berufen sind nur diejenigen deutschen Sänger bünde, welche bis 1. März ihren Beitritt zpm „deut schen Sängerbund" dem geschäftsleitenden Ausschuß (in Stuttgart) angezeigt haben. Bei der vorläufigen Anmeldung ist es erwünscht, wenn die Zahl der Noten hefte, die jeder Sängerbund bedarf, genau mit ange geben wird. Die Festkarte ist von jedem Sänger mit je Einem Thaler, wofür ihm daS Programm und Fest zeichen (nicht aber auch das Festnotenheft) gewährt wird, s. Z. zu lösen. Der Gesammtausschuß des Deutschen Sängerbundes und der Festausschuß heißen in der er lassenen Einladung mit dem Ausdrucke der freudigen Hoffnung, daß dies Fest erblühen werde zum Heil des deuschen SängerthumS und des ganze» deutschen Vater landes, alle Festgenosse» im Voraus sangesbrüderlich willkommen. Berlin. Am Sonnabend, 14. Januar, ist im weißen Saale des königl. Schlosses der preußische Landtag von Sr. Maj. dem Könige eröffnet worden. In seiner Rede sagt er u. A.: Ein erreignißrciches Jahr liegt hinter uns. In demselben ist es mir gelungen, im Bunde mit Sr. Maj. ium Kaiser von Oesterreich eine Ehrenschuld Deutschlands, deren Mahnungen wiederholt und unter tiefen Erregungen des nationalen Gefühls an das gesammte Vaterland herangetrcten waren, durch die sieg reiche Tapferkeit der vereinten Heere vermittelst eines ehrenvollen Friedens emzulösen.