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17 r!6. Februar 1864. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Freitag. Erscheint KWeißerih-Zeitung Amts- mö Auzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde, /rautufleiu und Allenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde Rundschau Die deutsch-dänische Frage macht der deutschen Nation und den bundestreuen Regierungen fast eben so viel Sorge, als dem dänischen Volke und Cabinete. Durch das einseitige Vorgehen in Schleswig haben Oesterreich und Preußen bewiesen, daß sie die deutschen Mit telstaaten und den deutschen Bund bei Seite schieben wollen. Damit aber der Bund, d. h. die bundestreuen Staaten, auch in Holstein allen Einfluß auf die schleswig-holsteinische Frage verlieren, hat Preußen alle strategisch wichtigen Punkte in Holstein, unbekümmert um den Protest Sachsens, besetzt. Das Traurige dabei ist, daß nicht unter allen Mittelstaaten Einigkeit und Entschlossenheit in der Stunde der Gefahr herrscht. Von der in Würzburg abgehaltenen Ministerconserenz haben sich Hannover und Kurhessen sern gehalten, in einem Augenblicke, wo es galt, Oesterreich und Preußen durch Eintracht zu imponiren. Preußische Mütter wissen nicht genug auf die Mittelstaaten und auf die Bundescommissare zu rai- sonniren; Baiern, sagen sie, wolle mobil machen und gegen Preußen demonstriren, als ob Preußen und Oesterreich allein das Recht hätten, mobil zu machen. Es geht das Gerücht, Preußen wolle das 6. Armeecorps mobil machen und in der Niederlausitz Stand nehmen lassen, um gegen Sachsen eine Demonstration zu machen, auf dessen Regierung Bismarck höchst ungehalten ist. Wenn jüngst ein sächsisches Blatt sagte: Die ganze deutsche Nation solle den Rücktritt Rech- bergs und Bismarcks begehren, so ist keine Frage, daß sich alle deutschen Patrioten über ein solches Ereigniß freuen würden; allein noch nie hat eine „moralische Entrüstung" einer Heerde Schaafe den Wolf abgehalten, seine auflauernde Stellung aufzugeben, um nach Befinden zuzulangen. Jetzt wird man wohl einsehen, daß es unter der Regierung Friedr. Wilhelm's IV. golden gegen das Bismarck'sche Regiment war. Wenn Bismarck mit dem preußischen Feldzuge nach Schleswig nebenbei die Absicht hegt, Schleswig-Holstein an Preußen zu annectiren, so wird er trotz seines Appetits wohl einsehen, daß Napoleon in keinem Falle eine so namhafte Vergrößerung Preußens gutheißen würde, und daß dies der Punkt wäre, wo er ohne Weiteres mit England gemeinschaft liche Sache machen würde geaen eine so beträchtliche Störung des europäischen Gleichgewichts. Und vor seinem Meister Napoleon hat der Schüler Bismarck ziemlich Respekt! Was bleibt nun Bismarck und Rechberg in solcher Lage übrig? Dm legitimen Herzog Friedrich wollen si, um keinen Preis zur Regierung in Schleswig - Holstein gelangen lasten; einmal deshalb nicht , weil ihn der verhaßte Nationalverein will, der in eigener Verblendung doch nur Preußens ver größerten Einfluß in Deutschland suchte«; sodann will ihn Bismarck und Rechberg nicht, weilihm - die Mittelstaaten wollen; die man in Berlin und Wim gründlich haßt, und well man glaubt, der national- freisinnige Fürst werde im Besitz von Schleswig-Holstein die Opposition, d. h. hier den Selbst* schütz der Mittel- und Kleinstaaten, den Vormächten gegen über, am Bunde verstärken. Unter solchen Umständen bleibt dem edeln Brüdtrpaar nichts weiter übrig, als Schleswig-Holstein wieder auszu liefern, wenn es durch den Krieg recht gründlich ruinirt ist. Wenn beide Länder auch eine selbständige Verfassung be kommen, so erhalten sie doch mit Dänemark denselben Für sten, und die Dänen werden nicht ermangeln, sich Diejenigen zu merken, welche gegen Dänemark agitirt und den Preußen und Oesterreichern Unterstützung geleistet haben, und so würde das Joch der armen Schleswiger nach dem Kriege bald schlimmer werden, denn zuvor. Daß Oesterreich nicht eine Vergrößerung Preußens, seines deutschen Rivalen, will, bedarf keines Nachweises; auch geht die Absicht des Wiener Cabinets, Schleswig-Holstein wieder Dänemark auszuantwortm, jvmtlich aus der Thrön- rede des Kaisers hervor. Mit dieser Personalunion Schles wig-Holsteins zu Dänemark, die Preußen und Oesterreich erstreben, hängt die Besetzung Holsteins durch preußische Truppen zusammm: die beiden ehrwürdigen „Vormächte* wollen sich in die Lage setzen, die Personalunion beider Elb- herzogthümer, so bald sie beschlossen sein wird, auch zur Ausführung zu bringen. Der Bismarck'sche Moniteur sagtet Durch die preußische Besetzung solle verhindert werden, daß die Bundesexecution nicht zur Entscheidung der Erbfolgefrage gemißbraucht werde. Der sächsische Antrag am Bunde sei eine unverhüllte, „feindselige Demonstration" gegen Oesterreich und Preußen und ihre Politik (Deutschland soll sich nun ein mal das Fell über die Ohren ziehm lasten; wmn Bismarck deutsche Provinzen an Dänemark verkauft, so dürfen die Mittelstaattn nicht einmal „demonstriren!*). Die beiden Großstaaten, sagt der Bismarck'sche Moniteur weiter, müßten nunmehr die Pflichten der Exekution „in erster Linie* über nehmen (haben die Bundestruppen und die Bundescommissare ihre Pflichten etwa vernachlässigt?). Sachsen und Hannover müßten in Reservestellung treten. (Geltem die Bundesbeschlüffe nichts mehr, denen zufolge Sachsen und Hannvver die Exe- cutionstruppen, Oesterreich und Preußen die Reserve bilden söllten?) Gegen die österreichisch-deutsche Politik seien die deutschen Mittelstaaten zusammengetreten, um den deutsche» Grvßstäate»' gegenüber sich zu einer dritten Großmacht zu vereid' ntgen! Nein, Herr v. Bismarck, sondern um ihre-Existenz und ihre Autorität, preußischem Appetite gegenüber, zu wahren! Das Recht der Selbstvertheidigung wird ihnen wohl noch zustehen? So ist es also in letzter Reihe« das Londoner Protokoll) für welche« Ströme BlUt vergossen find und noch vergossen werden sollen, Es ist eine Sünde und Schande, Mensthßn- blüt zu vergießen , Mnschen zum Krüppel schießen zu laW,