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M 9S. .n Dienstag. Erscheint Dienstags miv Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Taqesgefchichte. Dippoldiswalde, 21. Decbr. Eine am heutigen Vormittag auS Leipzig hier eingegaiigene und uns gütigst mitgetheiltc Privatnachricht meldet, daß die sächsischen Executionstruppen beim Ausfchiffen bei Boitzenburg von den Dänen überfallen worden seien und ein Gefecht stattgefunden habe, in welchem der Kommandant Gen.-Major v. Schimpfs schwer verwundet worden sei. In Folge dieser Nachricht sei auch Frau v. Schimpft, sowie Frau v. Norhoff, am Sonntage noch nach Holstein abgereist. Die in Leipzig bequar- tirtcn Oesterreicher hätten auch die Stadt 12 Stunden früher, als bestimmt war, verlassen. — Die letzte, Montag Nachmittag aus Dresden hier anlangende Post bringt jedoch weder Briefe, noch ein Extrablatt des Dresdner Journals, das gewiß sofort erschienen wäre, wenn sich die Nachricht bestätigte. Reinhardsgrimma, den 18. December. In der siebenten Morgenstunde des heutigen Tages brach im Dachstuhle des Beyer'schen Wohnhauses, welche» unfern der oberen Mühle gelegen, Feuer au», welches bei der Nahrung, die es im Strohdache und sonst fand, schnell so gewaltig ward, daß da» ganze HauS in Asche und Trümmer gelegt wurde. Die Veranlassung zu diesem Unglücke ist das unvorsichtige Gebühren mit einer brennenden Lampe Seiten eines fünfjährigen Mädchen» gewesen. Ein Glück für den Ort war, im Gegensatz zu den bisherigen Stürmen, die Windstille, sowie die Tageszeit und das nahe starke Teichwaffer. Drei Familien mit zwölf Personen, welche von ihrer Habe blutwenig retten konnten, find im Angesicht des WinterS obdach- und habeloS geworden. Sie sind sämmtlich redliche und unvermögende Leute, und es ist herzlich zu wünschen, daß auch die Bewohner der Umgegend ihre Barmherzigkeit denselben zuwenden. Berlin. Die Stellung des Minister» Bismarck soll sehr erschüttert sein. Derselbe hält zwar an seiner bisherigen Politik in der schleswig-holsteinischen Frage fest; aber bei der persönlichen Zuneigung de» Königs zu den Augustenburgern, die in dieser Angelegenheit mit der Richtung der Mehrheit des Abgeordnetenhauses zusammentrifft, sei es nicht unmöglich, daß Hr. von Bismarck vielleicht bald den Platz räumen müsse, und daß dann vielleicht ein vollständiger Umschwung in der von Preußen bisher iy dieser Frage befolgten Politik eintrete. (Geb's GM!) — ES hat sehr unangenehm berührt, daß die sächsischen Truppen bei Nacht und Nebel hier durch geführt wurden, und zwar so, daß fle gar nicht durch die Stadt kamen, sondern gleich auf der BerbindungS- 32. Pccembcr 1883. Meißerih-ZMH^. - ' V ' - .-Vs. -äniT - V-V-! Amts- mi- Alyei-c-Wtt -er Mglicheil Veckhls-Amter M HWtzl M MpHWvalde« /rmltusteiu un- Altenberg Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne lrr Dippoldiswalde. - n'- « ..: .... - v- ... bahn von Bahnhof zu Babnhof gebracht wurden. Man wollte die braven sächsischen Truppen auf diese Weise von jeder Berührung mit der* Berliner LAevöl« kerung ffrn, halten,; Niemand durste-iß He Naha der Bahnhöfe, s>uÜ der Wunsch, ihnen -einen freundlichen Empfang zu bereiten, wurde so vereitelt; die Sachsen durften die Wagen nicht verlassen und haben so Berlin im eigentlichen Sinne de» Worte» nicht betreten. Mit dem Gesänge: Schle»wig-Holstein stammverwandt! fuhren sic weiter und die unbefriedigte Menge zog mit demselben Liede in die Stadt zurück. — Im preußischen Abgeordnetenhause hat der Finanzminister einen Gesetzentwurf eingtbracht wegen Feststellung des Etats für den Fall, daß eine Verein barung über das Budget nicht zu Stande kommt. Derselbe bestimmt in nur einem Artikel, daß in vielem Falle der zuletzt vereinbarte ordentliche Etat bi» zu einer neuen Vereinbarung fortdanern soll. Der Ent wurf wurde an eine Commission verwiesen. Baiern. Herzog Karl Theodor in Baiern be« giebt sich mit königlicher Genehmigung nach Hamburg, um sich den nach Schleswig-Holstein ziehenden Bundes truppen anzuschließen. — Eine neue telegraphische Nachricht, die da» Dresdner Journal aus München bringt, sagt: In einem königlichen Handschreiben an den Minister des Aenßern vom 18. Decbr. werde die bisherige Politik deö Ministeriums in der schleswig-holsteinischen Frage gebilligt, der Protest gegen daS Londoner Protocoll entschieden wiederholt, die Erbansprüche der Augusten burger für rechtlich begründet erachtet und die Bereit willigkeit Bayerns für Durchführung einer hierdurch bedingten Politik und dessen Einstehen für die Rechte des HerzogthumS und Deutschlands erklärt. Der König hofft auf die Zustimmung aller Besonnenen, wenn er, getreu seiner Bundespflicht, dies Ziel bei dem Lunde und durch denselben anstrebte. Prag. Bei dem hiesigen Hofkleidersabrikanten Gebrüder Krach, dem größten Etablissement dieser Art in ganz Oesterreich, wurden dieser Tage ZVVVV Mon- tirungen für Freiwillige (Käppi», Röcke und Hosen - bestellt; der Auftrag erging von Seiten des Herzog« von Augustenburg aus Koburg-Votha. — Der beidenTruppendurchzügep immer größer werdende Andrang des Publikums in den Babnhof hat der Bahngesellschaft ein ziemliche» Erträgnitz abgewerfen, da der Einlaß nur gegen Eintrittskarte gestattet ist; die Direction der Staatseisenbahn hat nuy, da ste nitr den Sympathien unserer Bevölkerung für die schltS- wig-holsteinische Sache diesen Gewinn dankt, den gan-