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„ — 93. 1. Peeember 1863. Weißenh-Ieitung PienstuA. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Imk- »O AVchc-IMl »cr MiMchm Gerichts-Acmlcr ud IlEhe ,» DiMldi»«U>e. /rmcißem and MOerch Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 30. Nov. Im Gewerbever- ciu haben uns bisher die Schultze-Delitzsch'schen Bor träge über die Arbeiterfrage beschäftigt, und es steht zu hoffe», baß der Besuch der Bersammlungen bei den letzten dieser Borträge, welche nun die eigent liche Arbeiterfrage: „Was tbut uns notb?" bebanbeln, immer zahlreicher werde. Nächsten Freitag hoffen wir jedoch durch einen Bortrag über „Schleswig-Hol stein in geographischer und geschichtlicher Hinsicht," der uns in Aussicht gestellt worden ist, eine Unter brechung der mehrfach erwähnten Borträge rechtfertigen zu können. UcbrigenS verweisen wir in dieser Hinsicht noch auf die nächste Nummer dieses Blattes. — Der zeitherige Pfarrer in Döbeln, Herr Cuno Moritz Zimmermann, der 91/2 Jahr der dortigen Parochie vorqeltanden, i,st als Pastor nach Seifers dorf versetzt und am 26. Nov. von seiner Gemeinde feierlich eingeholt worden. Der „Anzeiger für Döbeln" schreibt über dessen Weggang: „Der dem geehrten Scheibenden folgenden Hochachtung und Liebe ist mehr facher Ausdruck gegeben worden. Eine Deputation überreichte ihm im Namen der Stadl eine Abschiebs und Dankadresse, in welcher neben der treuen seelsor gerischen Tbätigkeit besonders die Berdienste des Schei denden um das Schulwesen und seine Friedensliebe betont worden sind. Ein ihm zu Ehren veranstaltetes Festmahl gab den anwesenden obrigkeitlichen Personen, Geistlichen, Lehrern und Bürgern Gelegenheit, dem Scheidenden die von ihnen getheilten Gefühle der Hoch, achtung, Werthsckätzung, Liebe und Dankbarkeit ans- zusprechen. Ein von den Lehrern ihm gebrachtes Ständ chen rief ihm wegen seiner gerechten unpartheiischen Haltung und seiner Beförderung des conferenzlichen Leben- und Strebens die letzten Grüße der Dankbar keit nach. Ein kleiner Freundeskreis, der des Herrn Pastors besondere Sorge um die Zweigvereine der Mission-«, Bibel- und Gustav-Abolphs-Sache dankend anerkannt, erfreute ihn mit einem, die Photographieen hervorragender Geistlichen enthaltenden Album. Wenn Herr Pastor Zimmermann auch als Prediger in Folge seiner streng biblischen Auffassung der christlichen Heils lehre und der streng-lutherschen Betonung der „Gerech tigkeit auS dem Glauben" der größer» Allgemeinheit seiner bisherigen Parochie ferner gestanden bat, so stimmen doch auch diese mit dem Urtheile seiner Freunde überein, wenn dasselbe sagt: Er war ein treuer, es mit seinem Amte recht ernst meinender Seelsorger, ein hochgebildeter Mann der Wissenschaft, ein rechtschaffener, durch und durch ehrlicher Mensch, liebenswürdig im Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne :n Dippoldiswalde. peo Quartal 10 Ngr, » ! Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. persönlichen Umgänge, ein die Schule auf seinem Herzen tragender Localschulinspector, ein treusorgender Freund der Armen und ei» Lerather und Heller aller Bedrängten." — Die Parochie Seifersdorf scheint somit einen schönen Ersatz für ihren allgemein geliebte», von dort wegberufenen Herrn Pastor Kühn erhalten zu haben. Dresden. In öffentlicher Gerichtsverhandlung am letzten Sonnabend, 28. Novbr., kam ein sehr trau riger Fall zur Aburtheilung. Der aus Schellerhau gebürtige, erst 18 Jahr alte Adolph Friedrich Reichelt, der Brandstiftung angeklagt, stand vor dem Gerichts höfe und legte die offensten Geständnisse ab. Er biente bei dem Freigutsbesitzer Kreller in Cunersdorf bei Glas hütte als Pferdejunge und steckte am 21. October d. IS., Abends 7 Uhr, die Futterkammer des an das Hauptgebäude stoßenden Seitengebäudes vermittelst Streichhölzchen in Brand, wie er sägt, auS dem Grunde, weil ihn sein Dienstherr habe oft „erwürgen und halbtodt" schlagen wollen. Am gedachten Tage batte er ebenfalls eine Züchtigung erhalten. Glücklicher weise brannte nur die Futterkammer aus, indeß der Schaden betrug doch 48 Thlr. für da» Material, 62 Thlr. für die Baulichkeiten und 6V Tblr. für unver sicherte Gegenstände. Der Staatsanwalt Held stellte die Schuldfrage nicht mehr in Betracht, sprach über die Strafzumessung und kennt keine Milderungsgründe, trotz der 18 Lebensjahre des Angeklagten. Herr Adv. Schanz beantragt höchstens 1 Jahr Arbeitshaus oder Unterbringung des Clienten in eine Kinderbefferungs- anstalt. Um 12 Uhr Mittags lautete das Urtel auf 11 Jahr Zuchthaus. Der junge Bösewicht hörte dasselbe ruhig an. Oh er wohl gebessert zurückkehren wird? — In circa 14 Tagen wird Direktor W. Suhr mit seiner aus 140 Personen mit 85 Pferden bestehenden Kunstreitergesellschaft in Dresden eintreffen und in dem, im vormaligen rothen Hause erbauten Circus eine Reihe Vorstellungen eröffnen. Lauenstein, 27. November. In der Nacht vom 22. zum 23. d. M. haben drei unbekannte, jedenfalls aus Böhmen herüber gekommene Personen in dem uns benachbarten Orte Rudelsdorf bei einem Wirth- schaftSbesitzer einen nicht unerheblichen gewaltsamen Diebstahl verübt. Während der Verübung dies es Diebstahls ist der Sohn des Bestohlenen nach Hause gekommen ; eS ist ihm aber von einem der Diebe, welcher ihm ein Pistol vorgehalten hat, der Eintritt in das Haus verwehrt worden, und während er nun in der Nachbarschaft Lärm zu machen gesucht, ist es den Dieben gelungen, mit ihrer Beute in der Richtung nach der