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33 'N Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 1 Mai 1863 Preis pro Quartal 10 Ngr. Jnsamte die Spalten-Zeile 8 Pfg. TageSqes chichte. Dresden. Die Voruntersuchung gegen Joh. Heinr. Schmidt aus Niedergorbitz (geb. 1832) und Friedr. Anton Kurth aus Kalau bei Kottbus (geb. 1842), Beide als Mörder des in der Nacht zum 8. Januar im Plauenschen Grunde ermordeten Bäckergesellen Bie- nitz beschuldigt (s. Nr. 3 d. Bl.), ist nun geschloffen und denselben das Vrrweisungserkenntniß publicirt worden, in welchem die Anklage gegen Beide aus Mord lautet. Die Hauptverhandlung wird im Mo, nat Mai stattfinden. — DaS diesjährige große Vogelschießen der hiesigen Bogenschatzengesellschaft wird in der Woche vom 19. bis 26. Juli abgehalten werden. Leipzig. Am 26. April hat hierselbst im Schützen hause eine sehr zahlreich besuchte Versammlung stattge- fundcn behufs der Gründung eines sächsischen FiortschrittvereinS. Der Stadtvecordnetenvorsteher vr. Joseph eröffnete die Verhandlungen und schlug Hrn. Rcwitzer aus Chemnitz zum Leiter derselben vor. Ferner nahmen Theil die Herren H. Brockhaus, Roß- mäßler, die Advocaten Siegel, Schaffrath, Engel aus Dresden, vr. Schildbach, Prof. Wiegard, O. Wigand, Dr. Stephani, 0r. Georgi, vr. Götz, Siegismund, die Fabrikanten Schmidt aus Frankenberg und Lippelt aus Chemnitz u. A. Die in der Versammlung be- rathenen und von dem erwählten Ausschuß an demselben Tage definitiv redigirten Satzungen des Vereins lauten folgendermaßen: 8- 1. Der Fortschrittsverein in Sachsen erstrebt auf Grund lage der thaisächlich bestehenden staatlichen Verhältnisse mit allen gesetzlichen Mitteln zunächst: 1) Bundesstaatliche Einigung Deutschlands auf Gruud der deutschen Reichsverfassuna vom 28. März 1849 uud vor allein Wiederherstellung der deutschen Nationalversammlung. 2) Reform des sächsischen Wahlgesetzes, insbesondere Auf hebung des Bezirkszwangcs und des Pnncips der ständischen Vertretung; Abkürzung der Wahlperiode. 3) Aufhebung der die Rede- und Preßfreiheit, sowie das Vereins- und Versammlungsrccht weit über das Maß des Noth- wendigen beschränkenden gesetzlichen Bestimmungen. 4) Reform des Strafrechts und des Strasprocesses, na mentlich in Gemäßheit der Beschlüsse des Deutschen Jnristentags, insbesondere endliche Einführung der Schwurgerichte. 5) Ein dem bairischen und badischen ähnliches Gesetzbuch des Polizeirechts, Polizeistrasrcchts und Polizeistrafvroccsses- 6) Beschränkung des Rechts der Regierung ober Ortsobrig keit, gesetzmäßigen Wahlen von Gemeindebeamten die Bestätigung zu versagen. 7) Reform der Kirchenverfassung durch die Gemeinden selbst; größere Unabhängigkeit der Schule von der Kirche: Wahl der Geistlichen und Lehrer durch die betreffenden Gemeinden. 8) Aufhebung der Vorrechte der Rittergutsbesitzer den Ge meinden gegenüber. 9) Beseitigung der Erschwerungen der Erwerbsthätigkeit und Freizügigkeit. Weißentz-Ieitung Amts- und Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Jemtcr und Atadträthr Dippoldiswalde, FaueuM und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Iehne in DtppoldiSwald«. . MitaÜtd des Vereins kann jeder diSpositionssähiae, m wohnhafte Deutsche werden. Der Beitritt geschieht terzeichnung dieser Satzungen. . Gil Aiwschüß von neun Mitgliedern, welche in der ordentlichen Generalversammlung mit relativer Stim menmehrheit auf ein Jahr gewählt werden, und von welchen drei am Sitze des Vereins, in Leipzig, wohnhaft sein müssen, leitet alle Angelegenheiten des Vereins. 8- 4. Zur Bestreitung des unvermeidlichen Aufwandes hat jedes Mitglied einen jährlichen Beitrag von mindestens 10 Ngr. am Tage der ordentlichen jährlichen Generalversammlung zu entrichten. In letzterer wird vom Ausschuß Rechnung abgelegt. Leipzig, 27. April. Trotz des ungünstigen Wet ters haben uns am gestrigen Meßsonntag die Eisen- bahnen doch eine bedeutende Anzahl Meßbesucher zugeführt, und zwar die Leipzig-Magdeburger Bahn im Laufe des Vormittags 1403 Personen mit verschie denen Extrazügen, die Berliner Bahn mit drei Extra zügen von Berlin und den Nebenstationen circa 1000 Personen, die Leipzig-Dresdner Bahn mit einem Extra zug und den gewöhnlichen Personenzügcn über 1000 Personen, die Thüringer Bahn circa 800 Personen und die Westliche Staatsbahn gegen 600 Personen mit einem Extrazug von Altenburg und mit den ge wöhnlichen Zügen. — Heute Nachmittag hat das fei erliche Leichenbegängniß der auf dem Götz'schen Neubau in der Leibnizstraße verunglückten Maurer stattgefunden. Der den Särgen folgende imposante Zug bestand wohl aus 800 Personen mit einem Mu- flkcorps und drei mit Trauerflor umhüllten Fahnen. — Der zweite deutsche SävgercommerS fand am 25. April Abends unter ungemein großer Betheiligung von einheimischen und auswärtigen Sän gern und geladenen Gästen im Odeon statt. Leipzig hatte diesmal nicht allein die dem Zöllnerbunde ange hörigen Vereine als Contingent gestellt, sondern eS waren erfreulicherweise sämmtliche hiesige Männerge sangvereine erschienen. Der große Saal war mit vielen deutschen und andern Fahnen und Blumenge winden geschmückt, zwischen denen sich der Sängerspruch des Zöllnerbundes heraushob: ,,DaS deutsche Lied ist unser Hort und unser Spruch: Ein Mann, Ein Wort." Die große Büste Zöllner'- zog das Auge manche- SangesbruderS auf sich, der aus fernen Fluren hier her geführt worden war. Am hohen Dirigenten- und Redncrstuhl prangte zum ersten Mal ein Dundespokal, den Hr. Max Hinterleitner aus Regensburg, der Mann, der zuerst den Gedanken gefaßt hatte, einen solchen SängercommerS ins Leben zu rufen, den Leip ziger Sängern verehrt hat. Der Becher besteht au- einer riesigen irdenen Flasche, mit dem Halse nach unten gekehrt, so daß dieser in dem, mit dem Regens burger Stadtwappen verzierten Fußgestell ruht, wäh-