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Freitag. Erscheint Dienstags und tzßM^ Freitags., Ml Zu beziehen M durch alle Post- anstalten. 22. 2V 1863 Preis ßerßerrlz-Iertung. L Ms- und Meige-Matt -er Königlichen Gerichts-Jeurter und Stadträthe M Dippoldiswalde, /rauensteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. * Altenberg, 18. März. In Folge der milderen Witterung sind auch die plötzlich verschwundenen Sänger wiedergekehrt und haben noch zuverlässigere Frßhlings- herolde mitgebracht: Drosseln, Amseln rc. beleben bereits durch ihren Gesang den Wald und die Lerche preist ihren Schöpfer. — Aber auch böse „Nachtvögel" zeigen sich wieder bei uns. Bei dem Begüterten und Ge meindevorstand Schram in Schellerhau ist in voriger Woche ein nächtlicher Einbruch m dessen Unterstube geschehen, wobei 80 Thlr. in Silbergeld entwendet worden sind; das daneben liegende Papiergeld haben die spurlos verschwundenen Diebe liegen lassen. In der vorigen Nacht ist in Hirschsprung bei dem Haus besitzer und Fuhrmann Lohse ein ähnlicher Einbruch geschehen, und ist der Diebstahl ebenfalls nicht unbe trächtlich, da ca, 70 Thlr. Geld, auch Leinwand rc. gestohlen wurden. — Bei dem, am 16. d. Mts. in Dresden abge haltenen Gewerkentage der Zwitterstocksgewerkschaft ist der Antrag gestellt worden: das Bergmännische von dem Nichtbergmännischen, die Grube von dem Wald zu trennen. Es ist aber vor der Hand darauf nichts erfolgt, und soll der Gegenstand erst bei Einführung des neuen Berggesetzes zur Erledigung kommen. Frauenstein. Seit einigen Monaten ist hier auf Anregung unseres Frauenvereins eine Anstalt errichtet worden, die längst hätte bestehen können, weil sie gewiß segensreich wirken wird, eine Strohflechtschule. Hoffentlich wird dies dazu beitragen, die Strohflechterei in unserer Gegend mehr als bisher eiuzuführen. Dresden. Am Dienstag Abend hat die feierliche Beisetzung der hohen Leiche I. k. Hoh. der Prinzessin Auguste stattgefunden. Am Mittwoch wurden in der katholischen Hoskirche die feierlichen Exequien gehalten. — Man beabsichtigt die Anlegung einer neuen Eisenbahn, welche die Städte Leipzig und Chemnitz direkt verbinden soll. Die Linie würde die gewerb- reichen Städte Limbach, Penig, das Muldenthal, viele reiche Bauerndörfer, Frohburg, Kohren, Borna be rühren, das große Kohlenbecken durchschneiden und ein günstiges Terrain finden, auf dem keine Brücken, und Tunnels zu bauen wären. Die Herstellungskosten sollen sich auf eine halbe Million belaufen. In Altenburg wird nächstens eine Versammlung wegen des Baues stgttfinden. , — dom 1. Juli ab werden neue Franko-Marken und Franko-Couverts von den Postbehörden ausgegeben werden. Sie tragenstatt dem Porträt des Königs das sächsische Wappen und sind, wie die österreichischen Marken, zum „Abreißen" eingerichtet. — Am 16. März starb in Dresden der k. sächs. Bezirksarzt Herr Hofrath l)r. Seckendorf, im 63. Jahre. Er war emer der Veteranen der sächs. Be zirksärzte, wohlverdient um das Institut derselben. Berlin. Der 17. März wird in Deutschland und besonders im Norden, als der 50. Erinnerung«- tag der Erhebung Deutschlands gegen da französische Joch gefeiert. Wenn in Berlin diese Feier von einem Volks- zu einem Militärfeste zusam« menschrumpft, so ist da- ein neuer Beweis für die verkehrte Welt, welche dort schon seit einiger Zeit be merkbar ist; denn Jedermann weiß, daß der Aufruf Friedrich Wilhelm'- III. nicht „an meine Soldaten," sondern „an mein Bolk" gerichtet war. Es ziehen sich daher die Kreise, auf welche die Feier beschränkt bleiben wird, immer enger. Alle Veteranen des gan zen preußische» Staates, die daö eiserne Kreuz tragen, sind eingeladen zu dem Feste der Grundlegung beS Denkmals für Friedrich Wilhelm III. Die von der Regierung gewünschte Betheiligung der Gewerke wird sehr spärlich ausfallen; es werden sich nur eine sehr kleine Anzahl von Gewerken und von diesen nur sehr wenige Personen bethciligen. Auch der selbstständige Arbeiterstand, in Berlin hauptsächlich durch die Ma schinenbauer repräsentirt, wird fehlen, nachdem die , Maschinenbauer in einer großen Versammlung einmü- thig beschloßen haben, sich jeder Theilnahme zu ent halten. Man sagt, daß einer unsrer ersten Fabrik herren, welcher mehrere Tausende von Arbeitern beschäftigt, diesen erklärt habe, daß am Dienstag Nie mand bei der Arbeit fehlen dürfe, daß er ihnen aber dafür gestatte, am Mittwoch, d. h. am 18. März, zu feiern und ihnen für diesen Tag noch den Arbeitslohn auszahlen wolle. Als ein charakteristische- Zeichen verdient mitgetheilt zu werden, daß zu einem Festessen, welches die städtischen Behörden am 22. März, dem Geburtstag des Königs, veranstalten wollen, nur sehr wenige Mitglieder des Magistrats und nur 24 Stadt verordnete, b. h. ein Fünftel der Versammlung ihre Theilnahme zugesagt haben. Sonst ist in der Stadt von festlichen Vorkehrungen wenig zu merken; hier und da werden Vorkehrungen zu einer Illumination getroffen und sind Fahnen ausgehängt, jedoch so selten, daß die Ausnahme dadurch nur um so mehr in- Auge springt. Dagegen sind die Straßen doch belebter als sonst, und sind namentlich die Veteranen, welche um herwandern, stets von einer großen Menschenmenge achtungsvoll und dienstfertig umgeben. Die drolligsten