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Dienstag. 17 3 März 1863 Lrscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. - ' ' .. Preis Weißentz-Zeitung. M Amts- Md Mcige-JIM der Mtzlicht» Vmchl,-Imlkk Md Nadlrdcht Dippoldiswalde. M-enstei» Md Mtlldeq. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchrchte. Dippoldiswalde, 28. Februar. Je weniger unsere Stadt durch äußere Verhältnisse (d. b. dnrch Lage und Verbindungswege mit größeren Verkehrsplätzen) begünstigt ist, desto erfreulicher muß eö sein, dennoch eine recht erfreuliche Entwickelung mancher Berufszweige, wenn dieselben auch immerhin nur vereinzelt dastehen, beobachten zu können. Intelligenz. Fleiß und Aus dauer sehen wir auch bei uns endlich über Schwie rigkeiten siegen, vor denen freilich der Geist des gewöhnlichen Schlendrians muthlos zurückschreckt. Ein Haupthinderniß der gedeihlichen Entwickelung gewerblicher Verhältnisse in kleinen Städten ist freilich auch im arbeitgebenden Publikum zu suchen, das allerdings meist mit Recht vorzieht, feinere Bedürfnisse aus grö ßeren Orten zu beziehen, wo die Concurrenz eine reichere Auswahl möglich macht und zu einer größeren Geschäftscoulanz zwingt, als wir sie gewöhnlich in kleinen Städten finden. Geben wir diese wenigen Bemerkungen auch unserm arbeitenden Publikum zur Betrachtung und Beherzigung anheim und beschränken wir uns heute nur darauf, auf einige Etablissements aufmerksam zu machen, in denen wir Gelegenheit hatten, erfreuliche Beobachtungen im Bezug auf ge werblichen Fortschritt zu machen. Es ist dies zunächst das sehr reichhaltige und den manmchfachsten Bedürfnissen dienende Uhrenlager des Hrn. Bau mann (Herrengaffe), das vom Regulator bis hinab zur Spindeluhr, vorzüglich aber in Wanduhren, aus gezeichnet affortirt ist; ferner das Hut lager von A. Lotze, das in den neuesten Faoons Treffliches darbietet; nicht minder das Klempnerwaaren- und Lampengeschäft von B. Teicher, das namentlich für die neueren Brennstoffe eine ganz respektable Aus wahl an Beleuchtungsapparaten bietet; Anerkennung und Empfehlung verdienen ebenso die ausgezeichneten Lederarbeiten, namentlich Pferdegeschirre, von Knebel, zu denen unsre Wagner, wie man sich fortwährend überzeugen kann, nicht bloS für den ge wöhnlichen Gebrauch geeignete, auch ganz besonders glänzende Gefährte fabriciren. Schließlich sei es uns noch vergönnt, auf ein ganz neuentstandenes Etablisse ment, bei uns etwas unerhört Seltenes, hinzuweisen, auf die kleine, aber hoffentlich bald aroßwerdende Flachsspinnerei der Herren Schultze L Schmidt. Bei der Uebersüllung des Plauen'schen Grundes kann es nicht fehlen, daß das Thal der rothen Weißeritz bald aufgeschlossen werden wird, um in seiner Wasser kraft , die allerdings bei größeren Etablissements nur in Verbindung mit Dampskraft aushalten dürfte, auch das gewerbliche Leben zu fördern. Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, als hätten wir durch unsere flüchtigen Hinweisungen die Zahl der empfehlenSwerthen Gewerbtreibenden erschöpfen wollen. Vielmehr lag eS uns nur daran, namentlich einige neue Geschäfte zu erwähnen und insbesondere solche, die Gegenstände des allgemeiner« Verbrauchs liefern; hätten wir weiter gehen wollen, es würde uns an Stoff nicht gefehlt haben. Dippoldiswalde, den 2. März. Unser Gewerb - verein, der nächsten 17. März sein fünftes Lebens jahr vollendet, sucht nach Kräften zur Bildung und Unterhaltung seiner Mitglieder beizutragen. Am 19. Februar sprach Hr. Holfert „über den Wind," und Hr. Engelmann am 27. Februar „über Seume," als nach trägliche Erinnerung an den 100jährigen Geburtstag dieses ächt deutschen Biedermannes. — Wie wir hören, wird das 500jährige Ju biläum der Stadt nun doch noch gefeiert werden, vielleicht nicht in der anfangs projectirten großartigeren Weise, aber hoffentlich der Sache angemessen und würdig. Die Stadtverordneten haben bereits 300 Thlr. zu dem Zwecke dieser Feier verwilligt. — Naturfreunden die Nachricht, daß auch bei unS bereits seit mehreren Tagen die Sängerfamilie „Staar" ihre beliebten Concerte begonnen hat, die, wenn auch nicht so zahlreich besucht, als das gestern im hiesigen Schießhause von einer kleinen Abtheilung des Trom peterchors der Artillerie (jedoch ohne Leitung des Stabstrompeters Böhme) veranstaltete, doch das Herz mit sanfteren Gefühlen schwellen, als jene schmetternden, nicht allemal reinen Fanfaren, bei denen eine Ohren- assecuranz gewiß gute Geschäfte machen würde. Rußland. Ueber die Revolution in Polen liegen folgende Depeschen und sonstige Nachrichten vor: Lemberg, 27. Febr. Hier angekommene Flücht linge melden, daß am 24. Febr. bei Ruda im Gou vernement Lublin ein Gefecht stattgefunden habe, in welchem 2000 Insurgenten unter Bogdanowicz und Neezaj geschlagen und zum Theil über den Bug ge drängt worden seien. Krakau, 27. Febr. Bei Malagosz und Wlos« czow sollen seit zwei Tagen Kämpfe zwischen den Jnsurgentenführeru Jezioranski und Zielinski und den Russen stattsinden. Die Danziger Zeitung veröffentlicht einen War schauer Bericht vom 24. Febr., nach welchem der Eisen bahnverkehr zwischen Warschau und Wilna unterbrochen ist wegen Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Liwiec. Aus Petersburg ist der Befehl eingetroffen,