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Dienstag. 15. 24. Februar 1863. scheint . M-is _A Weißerrtz-Ieitung HL Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe ZN Kippoldiswatde. Mueusteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TaqeSgefchichte. Dippoldiswalde. Das „Sachs. Wochenblatt" schreibt: „Nach einer, vor Abschaffung der Trommeln in der sächs. Armee erlassenen Verordnung des Ministe riums des Innern sollen die Turnvereine bei ihren Aufzügen nicht von Trommlern oder Signalisten be gleitet werden, da der Gebrauch militärischer Signale außer dem Militär selbst lediglich den C-mmunalgarden und Schützencorps gestattet ist. Mit Abschaffung der Trommeln in der Armee war dieses Verbot nicht mehr beachtet worden. Nachdem nun die Trommeln beim Militär wieder eingeführt sind, hat auch jene Verord nung selbstverständlich wieder ihre volle Geltung er langt." Berlin. Die von den Zeitungen jetzt vielbe sprochenen, auch auf dem preußischen Landtage lebhaft debattirte Convention Preußens mit Rußland hat eine rein defensive Tendenz, nm die preußischen Grenzbczirke gegen Einfälle und Beunruhigungen Sei te» der polnischen Insurgenten zu schützen. Von Aus lieferungen an Rußland kann keine Rede sein. Warschau. Es fehlen noch immer positive Nachrichten über die Kämpfe mit den Auf ständischen und über die wirkliche Ausdehnung der Jnsurrection. Die Insurgenten drucken zwar auch Armee-BüllctinS, die aber so sehr von den russischen abweichen, daß man wirklich nicht weiß, welcher Partei man mehr Glauben schenken soll. Während russische Zeitungen die Vernichtung der einen „Bande" Insur genten nach der andern mittheilt, schildern die Polen die „helbenmütl'igen Kämpfe" der Insurgenten, und versichern, daß die Insurrektion mit jedem Tage an Kraft und Ausdehnung gewinnt. Wo die Russe» ihren Verlust auf etwa einen Tobten und zwei Ver wundete angeben, versichern die Polen, die Russen batten 400 Mann a» Tobten und Verwundeten ein gebüßt u. dgl. So viel steht fest, daß die Insur rektion fast schon einen Monat dauert und trotz der vielen größer,, und kleinern Erfolge bis jetzt noch kei ne s w c g S i m A b n e b m e n ist. Der Aufstand erstreckt sich über das ganze Königreich. Nicht nur die wichtig sten Zollämter an der preußischen und österreichischen Grenze sind in den Händen der Aufständische», sondern man kann ganz in der Nähe der Hauptstadt leicht auf Jnsurgeutenschaarer. stoßen. — Dagegen enthält ein Artikel ans Lemberg unter der Aufschrift: „Die wahre Lage in Polen" über die jetzige Situation nicht unwichtige Aufschlüsse. Es heißt in demselben: „Die Nachrichten ans dem Königrciche Polen lauten verzweiflungsvoll. Alle Hoff nung der Insurrektion war auf die Zuführung von Waffen gestützt. Wäre eS geglückt, uur 50,000 Flinten nach Polen zu bringen, so hätte Rußland einen furcht baren Stand gehabt. Die Ausfuhrverbote, welche Preußen und Oesterreich erließen, die sorgfältigere Be wachung der Grenze, die nun eingetreten ist, lassen auch jenen kleinen Schmuggel von Waffen und Muni tion nicht zu, der Anfangs wohl ftattgefunden und die Erwartung auf größere Nachlieferung rege hielt. Die zu Tode gehetzten Jnsnrgentenhaufen wehren sich buch stäblich mit leeren Händen. Auch die wenigeu Gewehre, dic sie besitzen, bestehen meist ans Jagdbüchsen und alten Flinten. Nur die kleine Zahl solcher Gewehre macht, daß eö nicht an Pulver fehlt; wenn jene sich um etwas vermehren würden, dann würde es selbst an den Mitteln fehlen, sie zu laden. Es ist bewunde rungswürdig, was die wenigen Haufen leisten, die den Muth haben, das Feld zu behaupten. Es scheint der Plan der russischen Regierung zu sein: die Wirkungen abzuwarten, welche Hunger, Kälte und Krankheit unter den Unglücklichen hervorbringen werden, die der Rc- crutirung sich entzogen. Es starrt Jedem daS Blut zu Eis, wenn mag an das endliche Schicksal der 8000 —!0,000 Unglücklichen denkt, dic hochgerechnet jetzt die ganze „JnsurrectionSarmee" bilden. 70 junge Leute, welche die österreichische Grenze nach Russisch- Polen bin passirt hatten, und zurückgrkehrt waren, wurden in Lemberg eingebracht. Sie erzählen schauer liche Dinge von den Leiden, die sie auf ihrem Zuge nach der Grenze, sowie in Russisch-Polen selbst zu er tragen und anszusteheu hatten. -Mit 6, sage 6 Kreu zern täglichem Solde, ohne die nöthige Nahrung, Kleidung und Equipirnng — man kann sich ihr har tes LooS leickt denken. Die Abenteuer dieser Emi granten bilden hier das Tagesgespräch. Der Anblick dieser Unglücklichen ist nicht geeignet, zu neuen Zu zügen anzurcgen. Der Aufstand wird gegenwärtig als eine verlorne Sache betrachtet, und man ist gefaßt, daß in Rußland eine furchtbare Reaktion gegen die Polen im Schilde geführt wirb. Bericht der Productenhandelsvörse zu Dresden, vom 20. Februar. Weizen weißer loco 66—70, gelber loco 61—67. Weizenmehl Kaiseranszug 5»/, Tblr. pr. Ct'r., griesler Auszug 5'/« Tylr., Nr.04Nr. 1 4, Nr. 2 3V,2. Roggen loco 44'/r—47 pr. diesen Monat 45 B. Roggen mehl pr. Ctr. Nr. 0 3"/,„ Nr. 1 3'/,,, Nr. 0 nnd 1 3V- Thlr. Gerste loco 33-37. Hafer loco 19-22. Erbsen 44-56. Oclsaatcn: Raps loco, ohne Angebot. Oel 15'/« B. Oelkuchen 1'/, B. Spiritus 100 Quart — 122'/» Dr. Kanne, 13'/, G.