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Picnkag. ^ruar 18«A. . Preis WWeißerih-Zeitung. M AM,- md Amtim-Malt der Miglichk» Werichls-Iemlrr md SladlMhk M Dippoldi,w«ldk. /ra»rnllki» md Mnidrr,. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. s TageSgefckichte. Dippoldiswalde, den 30. Jan. Die Seume- Feier, welche die Berreuther Lehrcrconserenz gestern im Gasthofe zur „Stadt Dresden" veranstaltet hatte, und bei welcher Hr. Bieber aus Ulberndorf die Festrede hielt, war ein Beweis mehr für die erfreuliche Wahr nehmung, wie auch der Lehrerstand von der besonders ihm gestellten Aufgabe, Vaterlandsgefühl und edles Streben zu wecken, lebhaft ergriffen ist; möge die Begeisterung für diese hohen Zwecke in ihm nie er kalten! Lebhaft bedauert wurde es, daß es im Plane der Veranstalter gelegen habe, die Feier nur im engeren Kreise zu veranstalten, es hätte gewiß an allgemeinerer Betheiligung nicht gefehlt. Dippoldiswalde, den 31. Jan. Gestern erfreute Hr. Oskar Lehmann, ein werther Gast des Gew erb- vereins, denselben durch einen klaren und von man- nichfachen Experimenten erläuterten Vortrag „über Knochen und die aus denselben gewonnenen technischen Produkte." Ausgehend vom Knochengerüst des Menschen und des Thieres, von der Bildung desselben aus Knorpel, von der schweren Verweslichkeit der Knochen, ging der Vortragende sodann auf die aus denselben gewonnenen Produkte über und bezeichnete zunächst, die technischen Arbeiten schildernd, die Gewinnung des Leimes, des Fettes (Seife), des Knochenmehls und der Knochen kohle. Die Verwendung der letzteren zur Zuckerraffi nerie, bei der Liqucurfabrikation, zur Reinigung übel riechender und von fremdartigen Bcstandtheilen erfüllter Flüssigkeiten, z. B. des Trinkwassers in Paris, be schrieb der Vortragende ausführlich. Dann übergehend auf die elementaren Bestandtheile der Kohle, gab der Vortragende als solche die Knochenerde, kohlensauren und phosphorsauren Kalk an, aus welchem dann als wichtigstes Produkt der so vielfach technisch angewendete Phosphor bezeichnet wurde. Interessant war schließlich die Angabe der Knochemnenge, die der Körper eines erwachsenen Menschen enthalte, nämlich 8—12 Pfd. Knochen, darin 6—8 Pfd. Knochenerde, darin wieder 5—7 Pfd. phosphorsauren Kalk, darin wieder 2—3 Pfd. Phosphorsäure und in dieser 1—l'/z Pfd. reiner Phosphor. — Der über 2 Stunden dauernde Vortrag fesselte die Aufmerksamkeit in hohem Grade und er weckte den Wunsch nach einer baldigen ähnlichen Be lehrung. Attenberg, 31. Jan. Seit jenem Gewitter, das sich über ganz Deutschland verbreitete, ist die Witterung jeden Tag veränderlich gewesen. Hat es sich nun auch dabei oft zum Regen- und Thauwetter hingeneigt, wie cs gestern Abends der Fall war, so folgt gleich darauf wieder Schneegestöber und macht die Wege wieder zu. Der Schlitten geht nur zur Noth bis Bärenburg und herein nach Böhmen bis zur Bretmühle oberhalb Eich wald. Den Fracht- und Kohlenfuhrleuten wird wegen des Umspannens, das Fuhrwesen sehr erschwert; auch unseren Calamitosen, die gern ihre Brandstätte räumen möchten und auf dem Schlitten leichter und wohlfeiler Material zum Wiederaufbau herbeischaffen könnten, sagt diese Witterung gar nicht zu. Auffallend ist es, daß wir auf dem Gebirge wenig vom Wasser noch sehen, da doch, wie man hört, die Müglitz und Weißeritz bedeutend angeschwollen sein sollen. Zu der Seumefeier, die in der Badestadt Teplitz würdig vorbereitet und durchgeführt wurde, hatten sich Deputationen mit preiswürdigen Geschenken weit und breit her eingefunden. Daß man das Andenken großer Geister auf dem Gebiete der Poesie nach 100 Jahren noch ehrt, ist ein gutes Zeichen der Zeil. Eine Nation, die Solches thut, ehrt sich gewiß auch selbst. Berlin. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am Sonnabend, 31. Jan., wurde ein Schreiben deS Ministerpräsidenten v. Bismark an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses verlesen, welches besagt, der König könne sich nicht bewogen finden, die Adreßdeputation des Hauses anzunehmen. Der Prä sident proponirt daraufeine schriftliche directe Zusendung. Dieser Vorschlag wurde ohne Debatte angegommen. Warschau. Ueber die Fortschritte der Jnsurrec- tion in den verschiedenen Gouvernements des König reichs circuliren unzählige Gerüchte. Jede Partei sucht die Ereignisse nach ihren eigenen Wünschen dar. zustellen. Die Unsicherheit der Landstraßen einerseits hat jeden Verkehr der Hauptstadt mit der Provinz sehr erschwert, die wenigen Fremden, die mit der Eisenbahn hier ankommen, werden auf dem Bahnhose in den Taschen und an dem Körper von Gendarmen genau d u r ch s u ch t. Die Telegraphen - u. Eisenbahn verbindung ist theilweise wieder hergesiellt, aber die Post übernimmt bis auf weiteres keine Gelder mehr zur Beförderung nach der Provinz oder nach dem Kaiserreiche. Die Polen find sehr ärgerlich dar über, baß die Insurgenten in dem officielle» Berichte „Mörder, Räuber und Verbrecher" genannt werden. Der revolutionäre Eentralcomits erklärt sich in seinen Proclamattonen als die einzig legale pro visorische Regierung und soll infolge des verhängten Standrechts seinen Agenten den Befehl crtheilt haben, jeden im Kampfe ergriffenen Militär sofort mit dem Tode zu bestrafen. So viel ist klar, daß der Auf stand sich bereits über das ganze Königreich aus-