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SS Weißeritz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und! Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 3. Aecember 1861. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zo Dippoldiswalde, /rauensteia und Ittenberg. Lerantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. , , - > l „— -um Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 30. Novbr. Wir berichten unfern Lesern in weiterer Ferne von einer, wenn auch bescheidenen, doch gewiß sehr ansprechenden Feier, welche gestern Abend hier stattfand. In den Nach? Mittagsstunden war unser neuer Bürgermeister Herr H. Heisterbergk mit seiner jungen neuvermählten Gattin hier eingetrossen. Es galt nun, eine» Beweis zu liefern, mit welchem Lertrauen und welcher Liebe man dem nur kurze Zeit Wirkenden entgegcnkommt. Halb 7 Uhr versammelten sich die Mitglieder der hiesigen städtischen Behörden, deö Gewerbcvereins, des Schützencorps und des Gesangvereins am Kirchplatze, und zogen unter Fackelschein mit Musikbegleitung durch einige Straßen auf den Markt, vor die Wohnung der ge ehrten Neuvermählten. Der Eingang zum Hause war durch eine mit bunten Lampen erleuchtete Ehrenpforte und mit einem „Willkommen!" geschmückt. Der Männer-Gesangverein trug nun zuerst ein Lied vor, worauf sich die Deputationen der Behörden und der genannten Bereine zu den Neuvermählten verfügten. Im Namen der Deputationen sprach Hr. l)r. Poppe herzliche Worte der Begrüßung, die von dem verehrten Paare mit sichtlicher Rührung angehört und von dem Herrn Bürgermeister ebenso erwiedert wurden. Zwei Camellienstöcke, von weißgekleideten Jungfrauen über reicht, nahmen die geehrten Neuvermählten als ein äußeres Erinnerungszeichen an diesen Tag gütig an. Nachdem die Deputationen wieder unten erschienen waren, wechselten noch Gesang und Musik, worauf Herr Adv. Mauckisch ein sinnreich eingeleitetes und mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf die Neu vermählten brachte. Ueberraschung bereitete es, daß gerade in diesem Moment an der Fronte des Rath hanses ein kolossales ü in Brillantfeuer erschien. Wie wir hören, verdankte man diesen unerwarteten glanzvollen Abschluß Hrn. Stadtgutsbes. Müller. — Nachdem noch Hr. vr. Poppe im Namen des verehrten Paares den Theilnehmern an dieser Festlichkeit herzlichen Dank ausgesprochen, löste sich nach Verbrennung der Fackeln die Versammlung auf. — Betrachtet der Herr Bürger meister diesen Empfang al- eine Ehre, so wird es ihm gewiß zur besonderen Freude gereichen, daß noch an demselben Abend in der Sitzung des hiesigen Gewerbe vereins die ersten Schritte gethan wurden, ein Unter nehmen zu beginnen, das gewiß für unsere Stadt nicht ohne Vortheil bleiben wird; wir meinen die Gründung eins LocalmuseumS, über welche der folgende Artikel sich des Näheren ausspricht. Dippoldiswalde, den 30. Novbr. Den Haupt gegenstand der Besprechung bei der gestrigen Ver sammlung des Gewerbevereins bildete der in diesen Blättern gemachte Vorschlag zur Begründung eines Local museu ms für Dippoldiswalde und Umgegend. Nachdem Herr vr. Theile seine Ansichten über die Bedeutung und den Nutzen eines derartigen Museums dargelegt und auf die verschiedenartigen Gegenstände hingewiesen hatte, welche dasselbe in sich aufnehmen könnte, entspann sich eine ziemlich lebendige Debatte über diesen Gegenstand, wobei insbesondere Herr vr. Poppe mit vieler Wärme auf den heilsamen Einfluß hinwieS, den ein solches Institut für 1>en Juqendunter« richt und die Jugendbilbung gewähren würde, und zugleich, als Mitglied des hiesigen StadtratheS, die Erklärung abgab, daß, sobald das Unternehmen sich als lebensfähig zeige und man gewisse Garantie für sein Bestehen habe, von Seiten der städtischen Behörde gewiß Alles geschehen werde, um dasselbe zu fördern. Herr Oberlehrer Engelmann und Herr Kaufmann Reichel nahmen einigen Anstoß daran, daß das Unternehmen blos einen localen Lharacter tragen sollte, und sprachen die Befürchtung auS, daß unsere Gegend nicht hin reichendes Interesse bieten würde. Von anderer Seite wurde ihnen aber eingehalten, daß eineStheils unsere Gegend reicher an Naturprodukten sei, als Manche wohl denken, daß sie für die AiterthumSkunde manchen schätzbaren Beitrag enthalte, und daß auch in industri eller Hinsicht, wen» man die Grenzen des Bezirks nicht zu enge ziehe, auch dieser Theil unseres Vater landes so manches Interessante biete, daß eS aber auch anderntheils angemessener erscheine, die locale Färbung bei diesem Unternehmen wenigstens von vorn herein vorwalten zu lassen, indem den Ansprüchen, die man an ein allgemeine« Museum zu machen berechtigt sei, bei den vorhandenen Kräften und Mitteln beim Beginne des Unternehmens in keiner Weise entsprochen werden könne. Auch sei ja damit die Aufnahme von Gegenständen au« fernen Ländern keineswegs ausge schlossen. Herr Advocat Mauckisch, der sich ebenfalls warm für das Unternehmen aussprach, wies insbesondere darauf hin, daß bei der, in Kurzem bevorstehenden Aufhebung des JnnungSwesenS die JnnungSladen manchen für das Museum höchst interessanten Gegen stand liefern könnten. Die Frage des Vorsitzenden, ob der Gewerbeverein dieses Unternehmen zu dem seinigen machen und die ersten einleitenden Schritte zur Ausführung desselben thun wollte, wurde einstimmig bejaht, und man erklärte sich von mehreren Seiteti bereit zur Lieferung von Gegenständen für das künftige Museum, für welches bereits, nach Ausweis des der Versammlung vorgelegte» Journals über die bisherigen Eingänge, 105 verschiedene Gegenstände eingeliefert