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Pi-nstag. 85. 29. Ocl-b-r 1861. Weißerilz-Ieitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen vurch alle Post anstalten. Preis pru Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Meige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Jemter nnd Stadträthe ^n Dippoldiswalde, /raneustein nnd Altenberg. Berantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, den 25.Octbr. Gestern waren es 25 Jahre, daß Herr !Vl. Ernst Hermann Robert von Zobel, Pfarrer und Superintendent allhier, zu seiner jetzigen Würde be rufen wordm war. Bis dahin Pfarrer in Rötha, hatte er zu erst in Frauenstein seine Thätigkeit als Ephorus begonnen; von 1844 an aber in der Ephorie Dippoldiswaloe thätig, hat sich der verehrte Jubilar die Hochachtung und Liebe aller der Kreise, mit denen er in amtlicher und freundschaftlicher Beziehung steht, in so reichem Maße erworben, daß es an einer herzlichen Betheiligung bei der Feier des zu erwartenden Jubiläums nicht fehlen konnte. Wenn es uns gestattet ist, nur in der Kürze der Verdienste des verehrten Jubilars zu gedenken, so erinnern wir zunächst daran, wie er in seiner einfach-natürlichen, aus dem Herzen zum Herzen gehenden, sich an das praktische Leben anschließenden Predigtweise, die, weit entfernt, dieser oder jener Zeitströmung zu folgen, aus den, Grunde des Protestantismus, der freien Forschung fußet, stets die Verkündigung der „Liebe von reinem Herzen und ungefärbtem Glauben" als das Ziel seines seelsorgerischen Wirkens betrachtete; ferner daran, was er als Vorstand des evangelischen Vereins der „Gustav-Adolph-Stiftung" gewirkt, nicht minder der durchgreifenden, seltenen Kenntniß der kirch lichen Gesetzgebung des Vaterlandes, die seinem Wirken als Ephorus eine allen Betheiligten wohlthuende Sicherheit verlieh; ferner, wie er durch seine humane und nachsichtige Beurtheilung und Leitung der ihm untergebenen Geistlichen und Lehrer dem Wirken derselben stets so förderlich war. Ebenso werden die, im Vereine mit einer leider zu früh entschlafenen Gattin geübten Beweise von Wohlthätigkeitssinn — unsere Kinder bewahranstalt ist ein redendes Zeugniß dafür — ewig un vergeßlich sein. — Das Alles und noch manches andere stille Verdienst war es, was in allen betheiligten Kreisen eine frohe Rührigkeit weckte, Vorbereitungen zur Feier des erwar teten Jubiläums zu treffen. Der festliche Tag erschien. Ein wolkenloser, frischer, sonniger Herbsttag weckte schon am frühen Morgen zur Fest freude. Kurz nach 6 Uhr begrüßten denn zunächst eine An zahl Lehrer der- Ephorie den Jubilar durch einen Morgen gesang, nach dessen Beendigung Derselbe, sichtlich ergriffen, seinen Dank und die Bitte aussprach, ihm auch fernerhin mit Vertrauen entgegen zu kommen, mit ihm vereint dem Reiche Gottes zu dienen, damit die herrlichen Ver heißungen der heiligen Schrift: „daß die Lehrer leuchten werden mit des Himmels Glanz" an Allen in Erfüllung gehen möchten. Im Laufe des Vormittags wurde der Jubilar zuerst durch eine Deputation der Gemeindevertreter überrascht, welche ihm, nach einer trefflichen Ansprache des Herrn I)r. Poppe, das Diplom als Ehrenbürger oer Stadt Dippoldiswalde ehrerbietigst überreichte. Der Jubilar wird durch diese Aus zeichnung in der Reihe der hiesigen Ehrenbürger der zweite, und wir können nur wünschen, daß neben ihm in späterer Zeit noch manch verdienstvoller Name glänzen möge. Darauf nahten die Spitzen der hiesigen königlichen Behörden, in deren Namen Herr Gerichtsamtmann Drewitz eine herzliche Begrüßung aussprach. Ihnen folgte die Deputation der Geistlichen und Lehrer der Ephorie in amtsbrüderlicher Ein tracht, um dem verehrten Jubilar die Glückwünsche der Ge- sammtheit ehrfurchtsvollst auszudrücken. Der erwählte Sprecher, Herr Pastor Kühn aus Seifersdors, hob in seiner gemüthvollen Ansprache besonders die Festigkeit und Sicherheit hervor, mit welcher der Jubilar Allen in seiner amtlichen Thätigkeit, auch in bewegten Zeiten, als Vorbild vorangeschritten sei, und bat dann, die verschiedenen Gaben, die aus der freien Ver einigung der einzelnen Brüderkreise hervorgegangen seien, als den Ausdruck einer ungetheilten Liebe und Verehrung ent gegen nehmen zu wollen, aus welcher sie geflossen seien. Hier auf wurde dem Jubilar von dm Mitgliedern der Bärensteiner Prediger - Consermz eine Nachbildung von Luthers Siegelring (ein schwarzes Kreuz im rothen Herzen, von einer im blaum Felde blühenden weißm Rose umschlossen), sinnig durch ein Festgedicht erklärt, überreicht, währmd die übrigen Geistlichen der Ephorie eine prachtvolle Bibel (Stuttgarter Ausgabe) und die Lehrer der ganzen Ephorie einm silbernen Pokal, begleitet von einem Festgedicht, darbrachtcn. Ties gerührt mit Wort und Hand dankend, schloß der Jubilar mit der Versicherung, daß es, wie bisher, auch ferner sein Bestreben sein werde, die ihm von Gott geschenkte Kraft im Vereine mit den Lehrern in Kirche und Schule dazu anzuwenden, das Werk zu fördern, zu dem wir Alle berufen feim. Kaum hatte der Jubilar einm Augenblick der Betrach tung der dargebrachtm Geschenke gewidmet, als die Kommissare des königl. hohen Ministerii des Kultus und öffentlichen Unterrichts und der königl. Kreisdirection, Herr Oberhospre- diger l)r. Liebner und Herr Kirchenrath Mey, erschienen, um dem Jubilar im Namen der genannten Behörden die Aner kennung seines gesegneten Wirkens mündlich und schriftlich zu überbringen. — Unter den zahlreich noch erscheinenden Privatpersonm, die die Gelegenheit ergriffen, um ihre Glückwünsche darzu- bringm, wollen wir nur noch einer Deputation hiesiger Literaten gedenken, die eine lateinische Votivtafel mit einer gleichen Ansprache durch Herrn I)r. jur. Lessing überreichen ließm. So war der Mittag gekommen, wo ein gemeinschaftliches Mahl (von über 70 Couverts) auf hiesigem Rathhaussaale sämmtliche Deputationen und andere Freunde des Jubilars um diesen zu heiterer Freude vereinte. Nach den offiziellen Trinksprüchen, zunächst von Herrn Bürgermeister Heisterbergk aus Se. Majestät den König, und