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Wienstag. 81 15 October 1861. l» kck i t Preis MWeißerih-Zeitung. M Amts- «nd Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe Zn Dippoldiswalde. Fravensteiu und Altenbttg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 13. October. Daß der Artikel aus Altenberg in Nr. 74 d. Bl., welcher den Aufschlag der Bäckerwaaren bespricht, dort einige Sensation erregte, war sehr natürlich; eine Folge da von, daß die Bäcker der Redaktion eine Entgegnung sandten. Sobald dergleichen Artikel nur etwaige Un richtigkeiten berichtigen, sobald sie bei der Sache bleiben und nicht Anlaß zu anderweiten Entgegnungen geben, finden sie stets geneigte Aufnahme in diesem Blatte, was wohl zur Genüge bekannt ist. Diesen Erforder nissen aber entsprach der uns von den Altenberger Bäckern gesandte Artikel nicht, auch dann noch nicht, als er behufs der Abkürzung (er war 4 enggeschriebene Folivseiten lang) zurückgeschickt und uns, immer noch ziemlich 3 Seiten lang, wieder zugegangen war. Eine mündliche Besprechung, bei der wir uns zur Aufnahme bereit erklärten, wenn diejenigen Stellen des Artikels, die neue Entgegnungen Hervorrufen mußten, fortstelen, führte zu Nichts, als zu einer Klage gegen den Redacteur. Nun war aber auch in dem ersten Artikel (in Nr. 74), jedoch nur in 5 Zeilen, deS in Altenberg, wie wir Alle wissen, sehr stark vertretenen Bergmanns standes gedacht, wie er namentlich durch die Preis erhöhung deS Brodes hart betroffen werde, und wie er „gewöhnlich sein ganzes Grubenlohn dem Bäcker in'S HauS tragen müsse, nm den Kredit zum nächsten Lohntag zu erhalten." Da geht uns denn heute ein, das eben Gesagte berichtigender, 2 enge Folioseiten langer, von derselben Hand, wie der nicht aufgenom- mene Artikel, geschriebener Aufsatz zu, in dem es heißt, „daß man die Reellität des Bergmannsstandes unter graben wolle," „daß man ihn schon seit Jahren als Unterlage und Werkzeug benutzt habe, um so mancherlei Gehässigkeiten der Presse zu überliefern," „daß man diesen seit langer Zeit bekrittelt und entehrt habe rc. rc." Alles dies hat man doch aus keinem, in diesem Blatte enthaltenen Artikel entnehmen können; alles dies hat — wir wissen es und erklären eS öffentlich — der Verfasser der qu. Artikel nie gewollt; die Redaction hätte auch nie die Hand dazu geboten, dem ehren- werlhen Stand deS Bergmannes wehe zu thun; — und weil wir ihn achten, und im eigenen Interesse des Bergmannes, haben wir auch diesem zweiten Artikel die Aufnahme versagt. Gewiß, durch die Veröffentlichung desselben und durch die sehr fragliche Vertheidigung dieses Standes wäre derselbe mehr, als je durch einen Artikel, bloßgestellt worden. Wir hoffen also, durch die Nichtaufnahme des „Die sämmtliche Mannschaft des Zwitterstockwerks" unterschriebenen Artikels uns den Dank jedes Bergmannes verdient zu haben. Diese Erklärung aber war die Redaction sich selbst schuldig, um schiefen Ansichten und Urtheilen bei dieser, in Altenberg jetzt gewiß stark besprochenen Frage vorzubeugen, resp. sie zu widerlegen. Dresden. Am Sonnabend wurde der Schlußstein in die neue Pflasterung des Altmarktes gesetzt. Dieser Stein ist aus Marmor und enthält die Buch staben k. VV. Ü. 8. (die Namen des Stadtbauconduc« teurS Franz, der beiden Steinsetzmeister Werner svu. und Hartung und des Rathsstraßenmeisters Böhle re- präsentirend) und die Jahrzahl 1861. Diese neue Pflasterung in großentheils bossirtem Pflaster in ver schiedenen Steinen, die nicht nur aus dem Plauen'schen Grunde, sondern auch aus Böhmen und aus der Gegend von Meißen, behufs der Herstellung farbiger Abzeichnungen zu Sternen, Figuren rc. bezogen wor den sind, ist in der verhältnißmäßig kurzen Zeit — denn es mußte zum Theil viel aufgeschüttet werden — von Anfang Juli bis jetzt hergestellt worden. — Die im vorigen Jahre aus Lüttich bezogenen Gewehre der sächsischen Infanterie sind an die nord amerikanische Union verkauft worden, und eS wurde dafür ein höherer Preis bezahlt, als die Herstellungskosten betragen. Dem Vernehmen nach sind 24,000 Stück solcher Gewehre abgelassen und von Dresden über Köln nach Havre spedirt worden. Leipzig. Hier ist eine Selbstvergiftung vorge kommen. Die Frau des Holzverwalters T. pflegte als Hausmittel Bittersalz in aufgelöster Form vorräthig zu halten und nahm von einem derartigen, vor längerer Zeit schon bereiteten, aber noch nicht benutzten Vor- rathe am 10. Oct. eine Quantität ein. Kurz darauf stellte sich heftiges Unwohlsein ein, und noch am Vor mittag war sie eine Leiche. Der Genuß eines heftigen Giftes muß ihren Tod herbeigeführt haben; wie solches, ob etwa durch eine unglückselige Verwechselung beim Einkäufe des Bittersalzes, in die genossene Lösung ge kommen ist, wird die eingeleitete gerichtliche Untersuchung scststellen. — Der Stolz des zur Messe in einer Schaubude auf dem Roßplatze hier aufhältlichen Athleten Bamba auf seine herkulischen Kräfte ist gebrochen worden. Eine Hauptforce desselben nämlich besteht darin, eine 133 Pfund schwere eiserne Stange von dec Erde mit einer Hand aufzuheben und über dem Kopfe mit ge strecktem Arme mehrmals zu schwingen. Am 10. Oct. Abends bot der Athlet Demjenigen, der ihm dieses Kunststück nachmachen würde, eine Belohnung von SO Thlr. Ein Markthelser aus einer hiesigen Papier-