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Freitag. M 78. 4. Vcwder 1881. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieitung Preis j pro Quartal! 1V Ngr. ' Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt -er Königlichen Gerichts-Ämter vad Stadträthe za Dippoldiswalde, Mvenfiein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir nehmen Gelegenheit, unsere Leser auf ein Schriftchen aufmerksam zu machen, daS — abgesehen von seinem interessanten Inhalte — auch die Bestimmung hat, einem schönen und edlen Zwecke zu dienen. Wir haben seiner Zeit über die Feier be richtet, welche in Kleinbobritzsch bei Gelegenheit der Enthüllung der Gedächtnißtafel stattfand, die an dem Geburtshause der Brüder Gottfried und Andrea- Silbermann errichtet worden ist. Gewiß sind die Notizen, die damals mündlich über das Leben des berühmte Brüderpaares gegeben worden sind, Allen, die sie hörten, interessant gewesen und gewiß Mancher hat gewünscht, noch mehr zu erfahren. Zu beklagen war es, daß bas Schriftchen, das zu diesem Zwecke in Straßburg bei einem Urenkel Andreas Silbermann's erschienen, am Tage des Festes noch nicht in Frauenstein eingetroffen war, es wäre gewiß gern gekauft und dabei ein kleiner Gewinn zu dem edlen Zwecke erzielt worden, der sich mit der Herausgabe verband. Das Schriftchen führt den Titel: Das Brüderpaar die Orgelbaumeister Andreas und Gottfried Silbermann. Historische Skizze, nach kirchlichen und amtlichen Urkunden entworfen von Ludwig Mooser. — Dieses Schriftchen theilt in sehr ansprechender Form das Wichtigste aus dem Leben und Wirken des berühmten Brüderpaares mit, und ist der Reinertrag zum Besten der beabsichtigten „Silber mannstiftung" bestimmt. Diese Stiftung hat sich die Aufgabe gestellt, besonders musikalisch begabten und dabei unbemittelten Seminaristen, die Begeistrung für die göttliche Kunst des Orgelspieles haben, in ihrer Ausbildung zu tüchtigen Orgelspielern zu unterstützen. — Das Schriftchen ist vorräthig in der hiesigen Buch druckerei, sowie bei den Buchbindern in Frauenstein und Altenberg und kostet nur 4 Ngr. Dippoldiswalde. Im 3. Quartale dieses Jahres sind in der hiesigen Sparkasse auf 495 Einlagen 9879 E- 25 7 eingezahlt, auf 365 Rückzahl. 10925 6 -U« 2 abgehoben worden. Ausgegeben wurden 99 neue Bücher. Höckendorf. Am letzten Freitag Nachmittag wurden beim Bau der Tharand-Freiberger Eisenbahn zwei Arbeiter, welche einen Weg besserten und herstellten, durch das plötzliche LoStrennen einer Felsenwand ver schüttet, einige andere aber wie durch ein Wunder gerettet, da die Wand dicht hinter sie stürzte. Der eine Arbeiter ward alsbald leblos unter den Felsstücken hervorgezogen, der andere konnte erst nach der Arbeit eine« Tages hervorgcholt werden, natürlich ebenfalls todt. Altenberg. In unserer Nachbarstadt Bärenstein hat sich vor Kurzem folgendes Unglück zugetragen. Der im 15. Jahre stehende Sohn des dafigen Schuh machermeisters Ebert, welcher den Glöcknerdienst mit zu besorgen hat, geht, wie dies schon öfterer geschehen, Mittags auf den Kirchthurm, um zu lauten und dabei die Thurmuhr mit aujzuziehen. Nach Beendigung des Letzteren mag er jedenfalls dem Rade nicht so viel Zeit gelassen haben, bis der Bügel gehörig eingelegt hat, denn kaum hat er das Drehhorn aus der Hand fahren lassen, als das Aufziehrad, an welchem über 1 Lentner Gewicht hängt, zurückgeht und den Bügel absprengt. In Schreck und Angst glaubt der junge Mensch, das Werk mit der Hand aufhalten zu können, greift hinein; aber, wie sich leicht denken läßt, zieht das Räderwerk ihm den ganzen Arm hinein, wodurch derselbe auf eine jämmerliche Weise so zu sagen gerädert worden ist. Das Blut ist bis an die Decke gespritzt, und Knochentheilchen haben auf dem Boden zerstreut umher gelegen, daher der bedauernswürdige junge Mensch einer Amputation nicht entgehen konnte. TepliH. Wer genöthigt ist, zum Gebrauch einer Badekur sich hier einige Wochen aufzuhalten, kann zwar die Stunden des Vormittags, schwerlich aber die Nachmittagszeit ohne Langeweile zubringen, es wäre denn, daß er Neigung und Geschmack fände an dem Leben in den Kaffeehäusern und anderen Salons, oder die Mittel besäße, Gebrauch von den schmucken Spazier wagen zu machen. Da mich ersteres nicht befriedigt, ich das letztere aber nicht besitze, so benutze ich die günstige Witterung zu Fußtouren in die nahe Umgegend, um deren Schönheiten, eben so wie die daselbst er richteten größeren gewerblichen und Fabrikunter nehmungen kennen zu lernen. Ich begann mit einem Ausfluge aufs Mückenthürmchen, wählte dahin den sogenannten Promenadenweg über Probstthau und Türgenborf nach Graupen und hatte dabei den Genuß eines höchst lieblichen Spazierganges durch den Park des erstgedachten Dörfchens, dessen gefiederte Be wohner, die Fasanen, für mich eine sehr angenehme Erscheinung waren. In Graupen besah ich die Stadt kirche mit dem wirklich schönen Altar, so wie die sonderbare bildliche Darstellung des Fegefeuers, welches an diesem Tage wahrhaft höllisch brannte, weil viele Wallfahrten nach Kostenplat im Anzuge waren, und suchte mich durch den Genuß eines sehr guten Glas Bieres zum Erklimmen des Berges zu stärken. Dabei hörte ich auf Anfrage, daß zwischen den Städtchen und Dorfe Obergraupen Und zwar an dem dahin führenden Fußsteige eine Fabrik liege, in welcher die