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Dienstag. 69 3. September 1861. Erscheint Preis Dienstag« undDM^^ pr» Quartal anstalten. I S Pfg. Amts- und Auztige-PlaU der Königliche« Verichts-Aemter «ad Atndträche zu Dippoldiswalde, /rauevstei« «vd Ilteabrrg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jebne in Dippoldiswalde, G-- TageSgefchrchte. Attenberg, den 1. Sept. Giebt, wie man wissen will, EgidiuS die Witterung für die nächstkommende Zeit an, so wäre uns freilich die Aussicht auf schöne Tage verdunkelt. Unheimlich bläst heute, bei 6 Grad Wärme, der Nordwind, und unser Kahlberg, ganz in Nebel gehüllt, prophezeiht ebenfalls nichts Erfreu liches. — Ein Glück ist es für das Gebirge, daß die Saaten, reich an Körnern, schon der Sichel entgegen reifen. Die Kartoffeln sind mehlig und wohlschmeckend, und nur hin und wieder hackt man schwarze mit aus. — An Durchfällen, Erbrechen und Uebelkeiten leiden immer noch Viele; allein Todesfälle sind in Folge derselben nicht vorgekommen. — Daß dem unbefugten allzufrühen Einsammeln von Preißelbeeren durch strenge Ueberwachuug der Forsten Einhalt gethan wird, ist mit Dank zu begrüßen. Kann man sich doch endlich einmal an einer reifen, gewürzigen Beere laben. Dresden. Ihre Maj. der König und die Königin sind mit den Prinzessinnen Sidonie und Sophie auf der Rückreise aus der Schweiz am Donnerstag in Dresden eingetroffen, wurden daselbst von den anwesenden Herren Ministern, dem Gouverneur und der Generalität und den Spitzen der städtischen Behörden empfangen, begaben sich sodann ohne Aufenthalt mittelst Extrazugs nach Niedersedlitz und von da nach Pillnitz. — Zwei Städte unseres Vaterlandes (im Voigt- lande) sind wieder von Feuersbrünsten heiwgesucht worden. Am 28. August hat in Oelsnitz das Feuer 7 Wohn gebäude nebst Seitengebäuden, welche die Feuersbrunst im Septbr. 1859 verschonte, eingeäschert. Ein 20jähriger Maurergesell ist dabei umgekommen; die Kirche wurde durch die größten Anstrengungen erhalten, das Feuer leckte schon am Sims. — In Plauen brach in der Nacht vom 28.—29. Aug. in der Neustadt Feuer aus, von dem bis Nachmittags 3 Uhr 50 Katasternummern verwüstet wurden. Die Neustadt' ist ganz abgebrannt, von dem „Schloßberg" stehen Nur noch wenige Häuser. Hannover. Der Gustav-Adolf,Verein hielt in diesen Tagen seine Hauptversammlung, und die Bevölkerung Hannovers lebt noch mitten unter dem vollsten Eindruck diese- schönen Festes. Die Straßen sind mit Gewinden und Fahnen sinnig und reich aus geschmückt, so daß die Gäste ihren Weg fast im Grünen gingen, unter breiten, quer über die Straße gezogenen Festons, her. Auch deutschsarbige Fahnen ragten von den Dächern und aus Fenstern, wenn auch nicht zahlreich, so desto größer und wallender. Am Eröffnungstage brachte die Liedertafel dem Centralvörstande bei Fackel ¬ schein einen Abendgruß. Prälat Zimmermann von Darmstadt erschien auf dem Balkon feines Gasthauses und sprach mit voller, in nächtlicher Stille weithin tönender Rede ergreifende Worte über die Bedeutung des Festes. Die Gänger stimmten das Lied an: „Ein' feste Burg ist unser Gott," alles Volk auf dem weites Platze fiel ein. Ein ergreifender Moment. In der öffentlichen Berathung, zu der die schön geschmückte Egidienkirche diente, hob der Präsident des Eentral- vorstandeS die erfreuliche Bedeutung hervor, welche der gegenwärtige Gustav-Adolf-Tag dadurch erhalte, daß Oesterreich ihn zum ersten Male beschickt habe und damit die letzten Schranken zwischen Denen gefallen sind, die das Evangelium in deutscher Sprache be- kennen. Der Bericht weis't die Summe von 157,628 Thlr. nach, mit welcher im vergangenen Jahre 55S Gemeinden unterstützt wurden. Auf die Schilderungen, welche die einzelnen Redner von der Bedrängniß ihrer zur Hilfe Empfohlenen gaben, können wir nicht eingehen, allenfalls nur der des Pastors Mayer von Paris er wähnen, wo 80,000 bis 100,000 Seelen, unter 2 Milli onen verstreut, milden äußersten Entbehrungen kämpfen, Paris. Der Kaiser Napoleon ist unzufrieden mit dem Gange der Dinge und vermeidet es seit einigen Tagen, von äußerer Politik -zu sprechen^ die ihm nichts als Verlegenheiten bereitet, wie er sich auch dreht und wendet, ja selbst wenn er unbeweglich bleibt. Das ist den Engländern nicht recht, die gleich die Sturmglocke läuten, wenn es den Anschein hat, daß sich der französische Einfluß ausdehnen will. Auf dM andern Seiten stellen das Turiner Cabinet und der Heilige Stuhl Forderungen der dringendstes Art, jene- im Namen der Freiheit und Unabhängigkeit eines auf erstandenen Landes, dieser im Namen der Religion. Wenn der Minister der äußern Angelegenheiten mit irgend einer diplomatischen Rote kommt, so erzählt man sich in diplomatischen Kreisen, ruft ihm der Kaiser zu: „Schon wieder eine Nate; was will man wieder?" Es wird versichert, daß er eigenhändig an Lord Palmer ston geschrieben habe, um den englischen Minister voy jedem Verdacht, als sinne er auf neue Landesvergrößerung, abzubringen. Am 27. Aug. hat ein höchst wichtiger Mmisterrath stattgefunden, dem der Kaiser prästdirt und welcher diesen verhindert habe, wie anfangs be schlossen war, abzureisen. In diesem Ministerrath soll ein Beschluß übit einen wichtigen Gegenstand gefaßt worden sein. — Das „Kind von Frankreich," der kaiserliche Prinz, scheint sich unter den Soldaten im Lager vpn Ehalons recht gut zu amusiren. Eine französische Zeitung macht bei der Potiz, dqß.der Lieblchgsppny