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Dienst,>.q. «3 13. Austust 1861. „ .. . . Preis Erscheml Quartal MWeißerih-Mung.W Amts- und Anztigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zn Dippoldiswalde, /raueustein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Deutsche Kanonenbootflotille. Von vielen Seiten und namentlich von Sachsen, d. h. von seinen größten Städten, Dresden und Leipzig, gehen jetzt durch öffentliche Blätter Anregungen aus, Etwas zum Schutze deutscher Küsten gegen feindliche Angriffe zur See zu thun. Die Wehrlosigkeit derselben ist offenbar: das kleine Dänemark kann mit wenig Schiffen den ganzen überseeischen Handel Deutschlands lahm legen. Das sühlte man auch im Jahre 1848, darum schuf man mit rascher That wenigstens den Anfang einer deutschen Flotte. Wer erinnert sich nicht noch, freilich mit Beschämung, ihrer ersten schwimmenden Ver treter, des Erzherzogs Johann, des Barbarossa, der den Dänen abgewonnenen Gefion oder Eckernförde; der klei neren Kriegsdampser Hamburg, Lübeck und Bremen? Wer erinnert sich nicht noch der Begeisterung, mit welcher damals und zwar vorherrschend das Volk, bei weitem weniger die höheren Kreise, für das erste Zeichen deutscher Einheit nach außen seine Gaben darbrachte? Auch in unserer Stadt kam es damals zu einer Sammlung und namentlich waren es drei Freunde nnsers lieben deutschen Vaterlandes, welche eine Summe von 4 Thlr. 15 Ngr. in unserer Spar kasse niederlegten. Dieses kleine Kapital hat unterdessen seine Früchte getragen. Leider kam es aber nicht zur Verwirk lichung der so schön geträumten Flotten - Hoffnungen. Wir wißen, daß sie aus Befehl des deutschen Bundes von Hannibal Fischers Auctions-Hammer zertrümmert wurden. Aber wir wieverholen es, die Zeit ist wieder gekommen, wo man männiglich die Nothwendigkeit einer Macht zur See für unser Deutschland erkennt. Die Aufrufe von Dresden und Leipzig haben ein vielfaches Echo, namentlich in Norddeutschland gefunden: man will Kanonenboote schaffen. Eine Flotille von 40 Kanonenbooten reicht z. B. nicht nur für die Abwehr eines Angriffs aus die Nordseeküsten aus, sondern kann, wie Sachverständige versichern, auch den Handel der dortigen Häfen sichern. Eine solche Flotille kostet dritthalb Millionen Thaler — keine unerschwingliche Summe und ebensowenig eine unnütze Ausgabe, wenn man bedenkt, daß eine Blokade Hamburgs und Bremens allein in einem einzigen Vierteljahre soviel Schaden anrichten muß, als jene Summe beträgt. Wir haben das Geld, legen wir es gut an; wir wissen, was uns droht! Wir besitzen das Material und die Matrosen für eine solche Flotille, von welcher jetzt vernünftiger Weise allein die Rede sein kann. Werden wir eine haben, wenn es ein mal zum Bruche mit den Dänen kommt? Der Himmel weiß es, aber möglich kann es gemacht werden, wenn, wer da hat, sich nicht scheut, von dem, was er missen kann, ein Scherflein für den großen Zweck zu opfern. Auch in Dip poldiswalde und seiner näheren und ferneren Umgegend wird es hoffentlich nicht blos Weqige geben, welche obenge nanntes Kapital zu mehren sich entschließen: die Red action dieser Zeitung ist gern erbötig, Beiträge anzunehmen und öffentliche Rechnung darüber abzulegen. Aber, so möchten doch Etliche fragen: wenn die ganze Sache nun wieder so wie 1848, in Sand sich verläuft? Das soll es dies Mal nicht! Nicht der Obhut des Bundes soll die neue Schöpfung anvertraut werden, sondern der Krone Preußens. So allein kann Etwas aus ihr gemacht und sie vor einem abermalige» Auctions-Hammer gerettet werden. Bald sind wir vielleicht im Stande, Erfreuliches über die weitere Entwickelung der wieder lebendig gewordenen Nationalsache den Lesern d. Bl. mitzutheilen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am Freitag Nackt 12 Ubr brach in Quohren bei Kreischa in der Scheune des Gutsbesitzers Winkler ein Feuer aus, wodurch diese nebst einem Schuppen und einem Seitengebäude desselben, sowie das Wohnhaus des NahrungöbesitzerS Hamann eingeäschert wurden. Man vermuthel Brandstiftung. — lieber das am 4.. August in Frauenstein und Kleinbobritzsch gefeierte Silbermann-Fest ist uns ein Bericht zugegangen, den wir in nächster Nr. d. Bl. veröffentlichen werden. Dresden. Vor hiesigem Bezirksgerichte wurde in voriger Woche in öffentlicher Sitzung eine Widersetz lichkeit verbandelt, welche sich der schon sechsmal mit Zucht- und Arbeitshaus bestrafte Tagelöhner Bernhard in Glashütte gegen den in Dippoldiswalde stationirten Gensdarme» Reichel hatte zu Schulden kommen lassen. In Verbackt eines Diebstahls gekommen, hatte er sich auf freiem Felde gegen den Genödarmen mit Gewalt zur Wehre gesetzt, ihn gestoßen und gescklagen und (wie er sich ausdrückte) „mit ihm herumgepitzelt," ob gleich er ihn hätte können „nach der schönsten Art zusammenledern;" nicht minder hatte er versucht, dem Gensdarmen das Gewehr zu entreißen, blos, wie er sagte, „um zu sehen, ob ein Zündhütchen darauf wäre." Das Ganze stellte sich als eine der frechsten Wider setzlichkeiten dar, und Bernhard wurde mit 6 Monaten Arbeitshaus bestraft. — Die erste Quittung des Dresdner Comitö's zut Sammlung von Kanvnenbookbeiträgen (abgeschlossen am 9. Aug.) weist einen Gesammteingang von 902 Thlr. 19*/r Ngr. nach. — Das schon im vorigen Jahre in Dresden ausgestellte zooplastische Kabinet der Herren Leven und Sohn ist jetzt wieder, mit vielen neuen und schönen Gruppen vermehrt, auf der Brübl'scken Terrasse zu sehen, und empfehlen wir dessen Besuch allen Natur- freunden, die nach Dresden kommen.